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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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was ich auf keinen Fall tun sollte –neue Visionen heraufbeschwören. Aber wie konnte ich wissen, dass es willentlich funktioniert?
    Wir befinden uns auf einer Art Lichtung. Vor uns erh e ben sich dunkle Felsen. Mit Schrecken erwarte ich, dass sie lebendig werden und ich jene grässliche Stimme aus der schmalen Gasse hören werde, aber das kleine Mädchen scheint gar nicht ängstlich zu sein. Unter einem überw u cherten Felsvorsprung liegt der Eingang zu einer Höhle verborgen. Die Kleine führt mich in die feucht riechende Dunkelheit hinein. Ihr Licht erfüllt die Höhle, trotzdem kann ich kaum etwas erkennen außer ei nem moosbewac h senen Felsbrocken.
    »Hinter dem Felsen da.« Ihre Hand, hell leuchtend und klein, zeigt auf die Höhlenwand neben uns, an der ein we i terer Felsbrocken lehnt. »Sie sagt, Sie sollen dahinte r schauen .«
    »Wer ist sie?«
    »Mary natürlich.«
    »Ich sagte dir bereits – ich kenne keine Mary.«
    Ich rede mit einer Vision, einem Geist. Gleich werde ich behaupten, ich sei die Königin von Rumänien, und mit e i nem umgehängten Betttuch den Waldweg entlangspazi e ren.
    »Sie kennt Sie, Miss.«
    Mary. Das ist bloß der häufigste weibliche Vorname in ganz England, sonst nichts. Was, wenn das Ganze nur eine Finte ist, ein Test, um zu sehen, wie ich reagiere? Er sagte, ich sei in Gefahr. Was, wenn dieses merkwürdige kleine Mädchen ein böser Geist ist, der mir etwas Schlimmes a n tun will? Was, wenn die Gutenachtgeschichten, mit denen man kleine Kinder gefügig macht –Geschichten von Gei s tern und Kobolden und Hexen –, wahr sind? Und nun bin ich hier in einer dunklen Höhle gefangen, in der Hand einer finsteren Macht, die sich als kleiner ve r irrter Kobold tarnt.
    Ich schlucke schwer, aber der Kloß in meiner Ke h le bleibt. »Ich glaube, ich will nicht dahinterscha u en.«
    »Sie sagt, Sie müssen, Miss. Es ist die einzige Möglic h keit, damit Sie verstehen, was mit Ihnen g e schieht.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Ich weiß nur, dass ich ihr nicht unbedingt den Rücken zuke h ren möchte.
    »Warum holst du es dann nicht?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie sagt, Sie müssen es selbst finden. Das gehört zu den Regeln.«
    Mich friert und ich bin müde und nicht in der Stimmung für ein weiteres Rätsel. »Bitte, ich verst e he kein Wort. Sag mir einfach, was das alles bede u tet.«
    »Sie sollten sich beeilen, Miss.« Die großen braunen Augen huschen zum Eingang der Höhle und wieder z u rück. Mich schaudert bei dem Gedanken, vor was dort draußen in der Dunkelheit sie Angst haben könnte.
    Was auch geschieht, ich kann hinterher nicht weniger verstehen, als ich jetzt verstehe. Der Felsbrocken ist ma s siv, aber nicht unbeweglich. Mühsam schiebe ich ihn weg. Da ist ein Loch in der Höhlenwand, ungefähr eine Armlä n ge tief. Mein Herz rast, während sich meine Finger in den kalten, rauen Felsen hineintasten. Gott weiß, was da dri n nen heru m kriecht, und ich muss mir auf die Lippen beißen, um einen Schrei zu unterdrücken. Mein Arm steckt bis zur Schulter darin, als ich auf etwas Hartes stoße. Es sitzt fest und ich muss mit aller Kraft ziehen, um es ans Licht zu bringen. Es ist ein in Leder gebundenes Tagebuch. Ich schlage die erste Seite auf. Erdkrümel rieseln heraus. Im Ledereinband steckt ein Briefk u vert. Das Papier raschelt in meinen Fingern, als ich eines der losen Blätter herausziehe.
     
    Was erschreckt Dich?
    Was lässt Dir die Haare auf Deinen Armen zu Berge stehen, Deine Handflächen schwitzen, den Atem in Deiner Brust stocken ?
    Ist es die Dunkelheit? Eine flüchtige Erinnerung an eine Gutenachtgeschichte mit Geistern und Kobolden und H e xen, die sich in den Schatten verstecken ? Ist es das Au f kommen des Windes vor einem Sturm, ein Hauch von Feuchtigkeit in der Luft, dass Du am liebsten die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich nach Hause rennen möchtest in den Schut2 Deines Kaminfeuers?
    Oder ist es etwas Abgründigeres, weitaus Erschrecke n deres, ein Monster tief im Innern, das Du nur stückweise erhascht hast, das weite Land Deiner Seele, wo Geheimni s se sich mit einer furchtbaren Macht verbinden, dem Unb e wussten.
    Wenn Du bereit bist zuzuhören, will ich Dir eine G e schichte erzählen –eine, deren Geister nicht durch ein knisterndes Feuer gebannt werden können. Ich will Dir die Geschichte erzählen, wie wir uns in einem Reich gefunden haben, wo Träume wahr werden, das Schicksal sich en t scheidet und die Magie so

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