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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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kaum fassen. Doch beim Geda n ken an meinen eigenen Ausflug zu der Höhle und an das Tagebuch von Mary Dowd, das noch immer hinten in meinem Kleide r schrank liegt, beschleicht mich ein Gefühl des Unbeh a gens.
    »Eben, es ist ein viel zu schöner Tag, um hier drinnen zu sitzen und über verwunschene Fräuleins in Booten zu di s kutieren. Sie können Ihre Pause jetzt beginnen, und wenn Sie gefragt werden, dann wollen Sie sich nur studienhalber, zur künstlerischen Insp i ration, in der freien Natur umsehen. Und dafür«, sagt sie und betrachtet prüfend ihre Zeic h nung, »ist etwas nötig.«
    Mit Schwung malt Miss Moore der Lady von Shalott e i nen adretten Schnurrbart. »Gott findet man im Detail«, sagt sie.
    Mit Ausnahme von Cecily, die mir ein stilles Wa s ser zu sein scheint, kichern wir über Miss Moores Kühnheit und freuen uns wie verrückt, mit ihr zusammen etwas Une r laubtes zu tun. Miss Moores L ä cheln breitet sich über ihr ganzes Gesicht aus und mein Unbehagen verflüchtigt sich.
    Als ich in mein Zimmer stürze, um Mary Dowds Tag e buch hervorzuholen, knalle ich gegen die Keh r seite von Brigid, die gerade dabei ist, ein neues Zimmermädchen für die oberen Stockwerke in ihr Arbeitsgebiet einzuführen.
    »Tut mir schrecklich leid«, sprudle ich so würd e voll hervor, wie es mir, mit hochgerutschten Röcken lang am Boden liegend, möglich ist. In Brigids R ü cken zu rennen ist ungefähr so, als würde man sich gegen die Breitseite eines Schiffs werfen. Mein Kopf dröhnt und ich fürchte, durch die Wucht des Au f pralls taub zu werden.
    »Tut Ihnen leid? Jawoll, das soll es auch«, sagt Brigid, während sie mich auf meine Füße zerrt und meinen Roc k saum auf schickliche Höhe herunterzieht. Das neue Zi m mermädchen dreht sich weg, aber ich sehe, wie ihre schm a len Schultern vor u n terdrücktem Lachen zucken.
    Ich öffne den Mund, um Brigid für ihre Hilfe zu danken, aber sie hat ihre Strafpredigt gerade erst b e gonnen.
    »Was is ’ n das für eine Art, reinzugaloppieren wie ein Hengst ! Jetzt frag ich Sie, ist das ein Benehmen für eine anständige junge Dame? Hmmm? Was würde Mrs Nigh t wing sagen, wenn sie sieht, wie Sie sich hier aufführen?«
    »Es tut mir leid.« Ich schaue auf meine Füße hinunter und hoffe, dass das als Zerknirschung gedeutet werden kann.
    Brigid macht ein schnalzendes Geräusch. »Na, ich bin froh, dass es Ihnen leidtut. Warum hatten Sie ’ s denn so e i lig, hmmm? Sehn Sie bloß zu, dass Sie der alten Brigid die Wahrheit sagen. Nach mehr als zwanzig Jahren hier hab ich scharfe Augen, o ja, die hab ich.«
    »Ich habe mein Buch vergessen«, sage ich und g e he rasch zum Kleiderschrank. Ich schnappe mir mein Cape und lasse das Tagebuch darin verschwinden.
    »Da wird man über den Haufen gerannt, dass man schon die Engel singen hört, und alles nur wegen e i nem Buch«, brummt Brigid, als hätte sie und nicht ich vor ein paar M i nuten benommen am Boden gel e gen.
    »Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Ich bin schon weg«, sage ich und versuche, an Brigid vo r beizuschlüpfen.
    »Halt, einen Moment noch. Wollen erst sehn, ob Sie pr ä sentabel sind.« Brigid nimmt mein Kinn und dreht mein Gesicht zum Licht, um es zu inspizieren. Das Blut weicht aus ihren Wangen.
    »Was ist denn?«, frage ich. Kann es sein, dass ich schlimmer verletzt bin, als ich dachte? Brigids Keh r seite mag zwar gewaltig sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich von dem Zusammenprall einen blutenden Kopf davongetragen habe.
    Brigid lässt mein Kinn los, weicht einen Schritt zurück und wischt die Hände an ihrer Schürze ab, als wären sie schmutzig. »Nichts. Nur … Ihre Augen sind sehr grün. Das ist alles. Nun gehn Sie schon. Sehn Sie zu, dass Sie die a n dern einholen.« Und damit wendet sie ihre Aufmerksa m keit dem neuen Zimmermädchen zu, das offensichtlich se i nen Staubwedel verkehrt herum einsetzt, und ich bin en t lassen und kann meiner Wege gehen.

10. Kapitel
     
    D i e Mädchen sind dabei, ein bisschen frische Luft zu schnappen, als ich in den Park komme. Die Sonne hat sich den ganzen Tag lang gehalten und jetzt ist es ein strahlend schöner Nachmittag. Am H o rizont treiben ein paar Wolken träge dahin. Draußen im Grünen spielen die Jüngeren mit einem kleinen braunha a rigen Mädchen Blindekuh. Sie kreisen sie ein und zerstre u en sich dann wie Murmeln. Die Kleine mit den verbund e nen Augen streckt unsicher ihre Hände vor, torkelt über den Rasen und versucht,

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