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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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falschen Tag, das falsche Opfer für grausame Streiche g e wählt. Ich werde es ihnen grausam heimzahlen. Ich könnte ihre schlanken Hälse wie Zweige knicken.
    Vorsicht. Ich bin ein Monster. Nehmt lieber die Beine in die Hand und rennt. Fliegt davon auf euren Bambihufen.
    Und schon bin ich aus dem Ruderboot, lautlos wie eine Feder, und schleiche im Schutz der Büsche zum Bootshaus. Nicht ich werde heute den Schrecken meines Lebens b e kommen. Das Gekicher ist in leises Gemurmel übergega n gen. Und jetzt höre ich noch etwas. Eine tiefere Stimme. Männlich. Die Folterzwillinge sind nicht allein. Umso be s ser. Na wartet. Ich werde es euch zeigen. Ihr sollt wissen, dass ich nie wieder euer williges Werkzeug sein werde.
    Zwei Schritte noch, dann springe ich hervor – g e rade im rechten Moment, um Felicity in enger Umarmung mit e i nem Zigeuner zu finden. Sie sieht mich und stößt einen markerschütternden Schrei aus. Ich schreie. Sie schreit wieder.
    Und jetzt ringen wir beide nach Atem, während der Z i geuner in seinem weißen Hemd ratlos von einer zur and e ren schaut. Schreck und Verwirrung bl i cken aus seinen goldgesprenkelten Augen unter den hochgezogenen, b u schigen dunklen Brauen.
    »Was … was machst du hier?«, keucht Felicity.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, sage ich, mit dem Kinn auf ihren Begleiter deutend. Allein mit einem Mann überrascht zu werden ist schockierend –ein Grund, um so schnell wie möglich die Hochzeit auszurichten. Aber mit einem Zigeuner überrascht zu werden! Wenn ich das erzä h le, ist Felicity für ihr ganzes Leben erledigt. Wenn ich es erzähle.
    »Ich bin Ithal«, sagt er mit einem breiten Romani-Akzent.
    »Sag ihr nichts«, zischt Felicity, noch immer zi t ternd.
    Mrs Nightwings schrille Stimme dringt durch den Wald, kommt auf uns zu. »Mädchen! Mädchen!«
    Panische Angst flackert in Felicitys grauen Augen. »Lieber Gott, mach, dass sie uns nicht findet.«
    Ein Dutzend Stimmen ruft unsere Namen. Sie kommen näher.
    Ithal will den Arm um Felicity legen. »Besser so. Sollen sie uns finden. Dieses Versteckspiel gefällt mir nicht.«
    Felicity stößt ihn weg, ihre Stimme ist abweisend. »Schluss jetzt! Bist du wahnsinnig? Man darf mich nicht mit dir sehen. Verschwinde.«
    »Komm mit mir.« Er nimmt ihre Hand und will sie mit sich ziehen, aber sie widersetzt sich.
    »Verstehst du nicht? Ich kann nicht mit dir gehen.« Fel i city dreht sich zu mir. »Du musst mir he l fen.«
    »Ist das die Bitte eines Mädchens, das mich ne u lich nachts in der Kapelle eingesperrt hat?«, frage ich, die Arme vor meiner Brust verschränkend.
    Ithal versucht, einen Arm um ihre Taille zu schlingen, aber sie reißt sich los.
    »Ich hab mir nichts dabei gedacht. Es war nur ein Scherz, sonst nichts.« Als sie sieht, dass ich keine Miene verziehe, versucht sie eine andere Taktik. »Bitte, Gemma. Ich gebe dir, was du willst. Mein Federmäppchen. Meine Handschuhe. Meinen Saphi r ring!«
    Sie will den Ring von ihrem Finger ziehen, aber ich ha l te ihre Hand fest. Es wäre mir eine Wonne, mit anzusehen, wie sich Felicity unter Mrs Nigh t wings Befragung windet. Aber noch besser ist es zu wissen, dass sie ihre Rettung meiner Großmut ve r dankt. Das sollte Strafe genug für sie sein.
    »Du schuldest mir etwas.«
    »Verstanden.«
    Ich schubse sie zum Weiher hin.
    »Was tust du?«
    »Dich retten«, sage ich und stoße sie hinein. Während sie im kalten Wasser spritzend und kreischend um sich schlägt, bedeute ich Ithal, sich in Richtung Wald zu entfe r nen. »Gehen Sie, wenn Sie sie jemals wiedersehen wo l len.«
    »Ich werde nicht fortlaufen wie ein Feigling.« Trotzig nimmt er eine – wie er wohl meint –helde n hafte Pose ein.
    »Glauben Sie denn, Sie würden je irgendwas von Felic i tys Vermögen sehen? Sie würde bis auf den letzten Cent enterbt werden. Falls Sie nicht zuvor in Eise n ketten gelegt und in Newgate gehängt werden«, sage ich, den Namen von Londons berüchtigtstem G e fängnis erwähnend. Sein Gesicht wird bleich, aber er weicht nicht von der Stelle. Männlicher Stolz. Wenn ich den Burschen nicht von hier wegbeko m me, sind wir verloren.
    Kartik taucht überraschend hinter einem Baum auf. Mit Ausnahme seines schwarzen Umhangs ist er wie ein Z i geuner gekleidet –um den Hals geknüpftes Taschentuch, farbenfrohe Weste, die Hosenbeine in hohe Stiefel g e steckt. In schleppendem Romani spricht er zu Ithal. Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber der Zigeuner geht wor t los mit

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