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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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romantisch.«
    »Man könnte darüber streiten, ob es romantisch ist, aus Liebe zu sterben. Denn dann ist man tot und kann nicht mehr in die Alpen reisen, um dort wie all die anderen el e ganten jungen Paare die Flitterwochen zu verbringen, was jammerschade ist.«
    »Aber sie ist durch einen Fluch dem Untergang geweiht, stimmt ’ s?«, sagt Ann. »Nicht die Liebe ist schuld. Es liegt außerhalb ihrer Macht. Wenn sie den Turm verlässt, wird sie sterben.«
    »Und trotzdem stirbt sie nicht, als sie den Turm verlässt. Sie stirbt auf dem Fluss. Interessant, nicht wahr? Hat sonst noch jemand eine Idee? Miss … Doyle?«
    Ich erschrecke, als ich meinen Namen höre. Mein Mund wird trocken. Ich runzle die Stirn und starre intensiv auf das Bild, als erwarte ich, dass mir dabei eine Antwort in den Schoß fällt. Ich bin vollkommen ratlos.
    »Bitte, strengen Sie Ihre Augen nicht so an, Miss Doyle. Ich möchte nicht, dass meine Mädchen im Namen der Kunst zu schielen beginnen.«
    Allgemeines Gekicher. Ich weiß, ich sollte peinlich b e rührt s ein, stattdessen bin ich erleichtert, dass ich keine Antwort erfinden muss. Ich verkrieche mich wieder in mich selbst.
    Miss Moore geht in der Klasse herum, vorbei an einem langen Tisch mit unfertigen Bildern, Farbt u ben, Bergen von Wasserfarben und Blechbechern voll Pinseln mit Ha a ren wie Stroh. In der Ecke steht ein Gemälde auf einer Staffelei. Es ist eine Naturst u die mit Bäumen, einer grünen Wiese und einem Kirchturm, haargenau die Szenerie, die wir draußen vor dem Fenster sehen. »Ich glaube, die Frau stirbt nicht deshalb, weil sie den Turm gegen die Welt dort draußen tauscht, sondern weil sie sich durch diese Welt treiben lässt, von der Strömung mitgerissen wie von einem Traum.«
    Einen Moment lang ist es still, nichts ist zu hören außer dem Scharren der Füße unter den Pulten und dem leisen Trommeln von Anns Fingern auf dem Holz, als spiele sie Klavier.
    »Meinen Sie, sie hätte rudern sollen?«, fragt Cec i ly.
    Miss Moore lacht. »Sozusagen, ja.«
    Ann hört auf zu trommeln. »Aber es würde keinen U n terschied machen, ob sie rudert oder nicht. Sie ist verflucht. Egal, was sie tut, sie muss sterben.«
    »Und sie muss auch sterben, wenn sie im Turm bleibt. Vielleicht noch lange nicht. Aber sie muss sterben. Wie wir alle«, setzt Miss Moore leise hinzu.
    Ann lässt nicht locker. »Aber sie hat keine Wahl. Sie kann nicht gewinnen.« Sie lehnt sich weit über ihr Pult und wir alle begreifen, dass sie nicht mehr nur von der Frau auf dem Bild spricht.
    »Du meine Güte, Ann, es ist nur ein albernes G e dicht«, spottet Felicity und rollt mit den Augen. Die Jüngerinnen nicken und geben flüsternd ihren Senf dazu.
    »Schhh, das genügt«, mahnt Miss Moore. »Ja, Miss Bradshaw , es ist nur ein Gedicht. Nur ein Bild.«
    Plötzlich platzt Pippa aufgeregt heraus: »Aber Menschen können verflucht sein, oder nicht? Sie könnten irgendein Leiden haben, das sich ihrer Ko n trolle entzieht. Ist das nicht so?«
    Etwas schnürt mir die Kehle zu, raubt mir den Atem. Ein Kribbeln erfasst meine Finger. Nein, ich lasse mich nicht hinunterziehen. Fort mit dir.
    »Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, Miss Cross. Ich nehme an, alles hängt davon ab, wie wir es schultern«, sagt Miss Moore sanft.
    »Glauben Sie an Verwünschungen, Miss Moore?«, fragt Felicity. Es klingt wie eine Herausforderung.
    Ich bin leer. Ganz leer. Ich fühle nichts, nichts, nichts. Mary Dowd oder wer immer du bist, bitte, lass mich in R u he.
    Miss Moore erforscht die Wand hinter uns, als könnte sich die Antwort dort zwischen den Pastel l zeichnungen und Aquarell-Stillleben versteckt h a ben. Rotbäckige Äpfel. Saftige Trauben. Lichtgesprenkelte Orangen. Sie alle fa u len in einer Schale langsam vor sich hin. »Ich glaube …« Ihre Stimme verliert sich. Ihr Blick wirkt abwesend. Ein leichter Wind weht durch das offene Fenster herein und wirft einen Becher mit Pinseln um. Das Kribbeln in me i nen Fingern hört auf. Für diesmal bin ich gerettet. Die angeha l tene Luft strömt in einem Schwall he r aus.
    Miss Moore stellt die Pinsel wieder auf. »Ich glaube … wir werden diese Woche einen Waldsp a ziergang machen und die alte Höhle erforschen, in der es einige sehr erstau n liche primitive Felszeic h nungen gibt. Die können Ihnen weit mehr über Kunst erzählen, als ich es kann.«
    Die Klasse bricht in einen Sturm der Begeisterung aus. Wir können das Glück, aus dem Klassenzimmer herausz u kommen,

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