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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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eine der Mitspielerinnen zu h a schen, die mit ihren hellen Stimmen »Blindekuh!« rufen. Ann sitzt auf einer Bank und liest einen ihrer Groschenr o mane. Sie e r späht mich, aber ich tue so, als würde ich sie nicht sehen. Das ist nicht besonders nett von mir, aber ich möchte allein sein.
    Der Wald zu meiner Rechten lockt mich und ich ta u che unter sein kühles Dach ein. Etwas Sonnenlicht s i ckert durch die Blätter. Die Stille um mich wird nur durch die gedämpften »Blindekuh«-Rufe der Kinder durchbrochen. Mary Dowds Tagebuch steckt stumm in meinem Cape. Seine Geheimnisse wiegen so schwer, dass sie die Mante l tasche bis auf meinen Oberschenkel hinunterziehen.
    Wenn ich herausfinde, was sie mir sagen will, hilft es mir vielleicht zu verstehen, was mit mir geschieht. Ich schlage eine neue Seite auf und beginne zu lesen.
     

31. Dezember 1870
    Heute ist mein sechzehnter G e burtstag. Sarah war ziemlich patzig zu mir. »Jetzt wirst au wissen, wie es ist«, sagte sie. Als ich sie drängte, mir mehr zu ve r raten, erteilte sie mir eine Abfuhr –mir, die ich wie ihre leibliche Schwester bin! »Ich kann es dir nicht sagen, me i ne allerliebste Freundin. Aber bald wirst du a lies wissen. Und ich werde wie eine Tür sein, die sich für dich öffnet.« Ich gebe zu, dass ich sehr verärgert über sie war. Sie ist schon sechzehn und weiß mehr als ich, liebes Tag e buch. Aber dann nahm sie meine beiden Hände in ihre, und wenn sie so zärtlich zu mir ist, fühle ich nichts als Liebe für sie.
     
    Was so großartig daran sein soll, sechzehn zu sein, geht über meine Begriffe. Wenn ich gehofft hatte, Marys Tag e buch würde interessanter und hilfreicher werden, dann ha t te ich mich getäuscht. Aber da ich nichts Besseres zu tun habe, blättere ich weiter.
     

7. Januar 1871
    Es geschehen so furchtbare Dinge mit mir, liebstes Tag e buch, dass ich nicht den Mut habe, sie hier zu erzählen. Ich habe nicht den Mut, überhaupt darüber zu sprechen, nicht einmal mit Sarah. Was wird aus mir we r den?
     
    Mir ist, als krampfe sich mein Magen zusammen. Was mochte so schrecklich sein, dass sie es nicht einmal ihrem Tagebuch anvertrauen konnte? Ein leichter Wind kommt auf und trägt Mädchenstimmen herüber. »Blindekuh!« Die nächste Aufzeichnung trägt das Datum vom 12. Februar. Mein Herz schlägt immer rascher, je mehr ich lese.
     
    Liebstes Tagebuch, Gott sei Dank, was für eine riesige E r leichterung ! Ich bin nicht verrückt, wie ich g e fürchtet habe. Meine Visionen überfallen mich nicht mehr mit Gewalt, ich habe sie endlich unter Kontro l le. Oh, mein Tagebuch, sie sind nicht furchtbar, sondern schön! Sarah hat mir verspr o chen, dass es so sein würde, aber ich gestehe, dass ich zu große Angst hatte, um mich voll und ganz darauf einzula s sen. Ich kämpfte dagegen an und ließ mich nur widerstr e bend mit fortziehen. Aber heute, oh, es war in der Tat her r lich! Als ich dieses Fieber in mir aufsteigen füh l te, wehrte ich mich nicht. Ja, ich will es, sagte ich zu mir und befeuerte dadurch me i nen Mut. Ich fühlte keinen wachse n den Druck, der mich sonst zu ze r sprengen drohte. Dieses Mal war es nicht mehr als ein sanfter Schauder und da sah ich es vor mir –ein wunderb a res Tor aus Licht. Oh, mein Tagebuch, ich ging hindurch in ein Land von unsagbarer Schönheit, einen Garten mit einem plätschernden Bach und Blüten, die von Bäumen herabfallen wie der sanfteste Regen. Siehe da, man kann in seine e i gene Fantasie eintreten. Ich lief, schnell wie ein Reh, meine Beine trugen mich kraftvoll dahin und ich war von einer Freude erfüllt, die ich nicht beschreiben kann. Es schien, als hätte ich Stu n den dort verbracht, aber als ich wieder durch das Tor kam, w ar es, als wäre ich gar nic h t fort gewesen. Ich war wieder in meinem Zimmer, wo Sarah auf mich wartete, um mich zu umarmen. »Mary, mein Schatz, d u hast es g e schafft! Morgen werden wir uns Hand in Hand dorthin b e geben und eins mit unseren Schwestern werden. Dann werden wir alle Geheimnisse des Magischen Reichs ke n nenlernen.«
     
    Ich zittere. Mary und Sarah hatten Visionen. Ich bin nicht allein. Irgendwo dort draußen sind zwei Mä d chen –zwei Frauen –, die mir vielleicht helfen kö n nen. Ist es das, was sie mich wissen lassen will? Ein Tor aus Licht. So etwas habe ich noch nie ges e hen –oder solch einen Garten. Nichts war schön, überhaupt nichts. Was, wenn meine V i sionen anders sind als ihre? Kartik sagte mir, sie würden mich in

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