Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
Greifen nahe. Das sagte ich ihr.
»Oh, Mary«, rief sie. »Ich bin so froh. Du weißt, es gibt einen Weg, dass wir für immer zusammen sein können.«
»Was meinst du ? «
»Ich muss dir ein Geständnis machen. Ich habe die Wi n terwelt besucht.«
Ich erschrak so sehr, dass es mich kalt überlief. »Aber Sarah, das ist eine Welt, die wir noch nicht betreten dürfen. Es gibt Dinge, die wir nicht ohne die Begleitung unserer Meisterinnen sehen sollen.«
Ein kalter Blick trat in Sarahs Augen. »Begreifst du nicht? Unsere Meisterinnen wollen, dass wir nur das ke n nen, was sie kontrollieren können. Sie fürc h ten uns, Mary. Das ist der Grund , warum Eugenia mir die magische Kraft entzieht. Ich habe mit einem Geist gesprochen, dem Geist eines Mädchens, der dort umherirrt. Er hat mir die Wah r heit gesagt.«
Ihre Worte klangen überzeugend, trotzdem hatte ich Angst. »Sarah, einen dunklen Geist anzurufen widerspricht allem, was man uns gelehrt hat.«
Sarah umklammerte meine Hände. »Es ist nur, um an die Kräfte zu kommen, die wir brauchen. Keine Sorge, Mary. Wir werden diesen Geist beherrschen, nicht umg e kehrt, und wenn der Orden erst einmal sieht, wozu wir imstande sind, welche Macht wir selbst besitzen, werden sie mir erlauben zu bleiben. Wir werden für immer z u sammen sein.«
Mir graute vor der nächsten Frage. »Was verlangt di e ser Geist dafür?«
Sarah streichelte zärtlich meine Wange. »Ein kleines Opfer, nicht mehr. Eine Ringelnatter vielleicht oder ein Eichhörnchen. Er wird es uns sagen. Schlaf jetzt, Mary. Und morgen sehen wir dann weiter.«
Oh, Tagebuch, mein Herz ist voll böser Vorahnungen beim Gedanken an diese Unternehmung. Aber was bleibt mir anderes übrig? Sarah ist meine liebste Freundin auf der Welt. Ick kann nicht ohne sie gehen. Und vielleicht hat sie recht. Vielleicht, wenn wir unsere Herzen stark und rein halten und bei dem, was wir tun, nur die besten Absichten hegen, können wir den dunklen Geist unserem Willen u n terwerfen.
Pippa ist fast atemlos vor Spannung. »Nun, das ist genau die richtige Stelle, um abzubrechen.«
»Ja, die Handlung dickt sich ein«, sagt Felicity. »Es fehlt nicht viel und sie könnte zu Pudding we r den.«
Alle kichern, außer mir. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen. Vielleicht liegt es nur an der Hitze. Es ist ung e wöhnlich warm für September. Die Luft in der Höhle ist stickig und ich beginne unter meinem Korsett zu schwi t zen.
»Meint ihr, Mutter Elena könnte uns die Zukunft vorau s sagen?«, grübelt Ann.
Beim Gedanken an die Zigeuner suchen meine Augen un w illkürlich die von Felicity. Ihr Blick bohrt sich in me i nen, als würde ich sie mit diesem kurzen Augenkontakt verraten.
»Ich bin nicht sicher, ob uns Mutter Elena sagen könnte, welcher Wochentag heute ist«, erwidert Fel i city.
»Ich habe eine geniale Idee«, trällert Pippa und plöt z lich weiß ich, dass die Würfel gefallen sind. »Vers u chen wir doch, unsere eigenen magischen Kräfte in Schwung zu bringen.«
»Ich bin dabei«, sagt Felicity. »Wer will noch mit der anderen Welt in Kontakt treten?«
Pippa sitzt rechts von Felicity, ihre behandschu h ten Hände sind ineinander geschlungen. Ann lässt sich neben Pippa plumpsen. Meine Nackenhaare sträuben sich.
»Ich glaube, das ist keine sehr gute Idee«, beginne ich, merke aber gleich, dass es feige klingt.
»Fürchtest du, dass wir dich in einen Frosch verwa n deln?« Felicity klopft neben sich auf den Boden. Es hilft nichts. Ich werde mitmachen und den Kreis schließen mü s sen. Widerwillig nehme ich meinen Platz ein und fasse die Hände von Ann und Felicity.
Pippa bekommt schon wieder einen Kicheranfall. »Wie fangen wir an? Was für Worte sollen wir zum Auftakt sprechen?«
»Wir gehen der Reihe nach vor und jede von uns fügt von sich aus etwas hinzu«, schlägt Felicity vor. »Ich b e ginne. O großmächtige Geister des Ordens des aufgehe n den Mondes. Wir sind eure Töchter. Sprecht zu uns. Verr a tet uns eure Geheimnisse.«
»Kommt zu uns, o ihr Töchter der Sappho.« Pippa bricht in Gelächter aus.
»Wir wissen nicht, ob sie Sapphierinnen sind«, sagt F e licity ärgerlich. »Wenn, dann lasst es uns ric h tig tun.«
Pippa beherzigt die Ermahnung und sagt sanft: »Kommt zu uns an diesen Ort.«
»Wir flehen euch an«, fügt Ann hinzu.
Stille. Sie warten auf mich.
»Also gut«, sage ich seufzend. »Aber ich tue das gegen mein besseres Wissen und ich möchte nicht, dass diese Worte
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