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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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darauf. Wie eine Beschw ö rung.«
    Ann nickt und schließt die Augen. Eine Minute vergeht.
    »Nichts ist geschehen«, flüstert Felicity. »Oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Pippa. »Ann? Ann ; ist alles in Ordnung?«
    Ann wippt auf ihren Fersen vor und zurück. Ihre Lippen öffnen sich leicht. Ich fürchte, sie ist in eine Art Trance gefallen. Ich schaue zu meiner Mutter, die einen Finger auf ihren Mund legt. Anns Lippen öffnen sich weit. Musik strömt aus ihrer Kehle, ein Gesang, wie ich ihn noch nie gehört habe, volltönend und klar, lieblich wie die Stimme eines Engels. Eine Gänsehaut läuft mir über die Arme. J e der Ton scheint sie zu verändern. Sie ist immer noch Ann, aber das Singen macht sie auf schmerzliche Weise schön. Ihr Haar glänzt. Ihre Wangen werden glatt und schi m mernd. Sie ist wie eine Nixe, die aus der dunklen Tiefe ans Licht emporgetaucht ist.
    »Ann, du bist wunderschön«, stößt Pippa übe r rascht hervor.
    »Wirklich?« Ann läuft zum Fluss, sieht ihr Spi e gelbild. »Ja, es stimmt ! « Sie lacht beglückt. Es ist überraschend, von Ann ein richtiges Lachen zu h ö ren. Sie schließt die Augen und lässt ihre glockenre i ne Stimme über das Tal schweben.
    » Incroyable! «, sagt Felicity, mit ihrem Französisch a n gebend. »Jetzt will ich es probieren!«
    »Ich auch!«, ruft Pippa.
    Sie schließen die Augen, meditieren einen M o ment und machen die Augen wieder auf.
    »Ich sehe ihn nicht«, sagt Pippa, um sich blickend.
    »Wartet Ihr auf mich, mein Fräulein?« Ein schöner ju n ger Ritter tritt hinter einer großen goldenen Eiche hervor. Er lässt s ich vor Pippa auf ein Knie sinken. Pippa schnappt nach Luft. »Ich habe Euch erschreckt Verzeiht mir.«
    »Ich hätte es mir denken können«, flüstert mir Felicity trocken ins Ohr.
    Pippa blickt ihn strahlend an. »Schon verziehen«, sagt sie leichthin.
    Er erhebt sich. Er ist nicht älter als achtzehn, aber hoc h gewachsen, mit Haaren von der Farbe reifen Korns. Seine breiten Schultern sind von einem Ke t tenhemd bedeckt, so leicht und anschmiegsam, dass es fast flüssig wirkt. Seine Ausstrahlung ist die eines Löwen. Machtvoll. Anmutig. Edel.
    »Wo ist Euer Streiter, mein Fräulein?«
    Pippa stolpert vor lauter Anstrengung, vornehm zu kli n gen, über ihre Zunge. »I-ich habe keinen Stre i ter.«
    »Dann bitte ich Euch, mir diese Ehre zu erweisen. Wenn mir das Fräulein seine Gunst schenken will.«
    Pippa wendet sich uns zu, ihr Flüstern kippt in ein aufg e regtes Quieken um. »Bitte sagt mir, dass ich das nicht träume.«
    »Es ist kein Traum«, flüstert Felicity zurück. »Oder wir träumen alle das Gleiche.«
    Pippa muss sich furchtbar zusammennehmen, um nicht vor Glück zu schreien und auf und ab zu ho p sen wie ein Kind. »Edler Ritter, ich schenke Euch meine Gunst.« Sie versucht, einen gebieterischen Ton anzuschlagen, kann aber das Kichern kaum u n terdrücken.
    »Mein Leben für das Eure.« Er verneigt sich. Wa r tet.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, ihm irgendetwas von dir zu geben, einen Beweis der Zuneigung«, flü s tere ich ihr zu.
    »Oh.« Pippa errötet. Sie zieht einen Handschuh aus und reicht ihn ihm.
    »Mein Fräulein«, sagt der Ritter ergeben. »Ich gehöre Euch.« Er reicht ihr seinen Arm, sie nimmt ihn, wirft noch einmal einen Blick zu uns zurück, dann lässt sie sich von ihm auf die Wiese hinunterführen.
    »Irgendwelche Ritter für dich?«, frage ich Felicity. Sie schüttelt den Kopf. »Was hast du dir dann g e wünscht?«
    Ein rätselhaftes Lächeln geht über ihr Gesicht. »Unb e grenzte Macht.«
    Mutter betrachtet sie mit einem kühlen Blick. »Gib acht, was du dir wünschst.«
    Ein Pfeil schwirrt an unseren Köpfen vorbei. Er bleibt in einem Baumstamm unmittelbar hinter uns stecken. Eine Jägerin kriecht aus der Deckung. Ihr Haar ist zu einem l o ckeren Knoten gesteckt wie das einer Göttin. Ein voller K ö cher mit Pfeilen hängt über ihren Rücken, einen Bogen hält sie schussbereit in den Händen. Der Köcher ist alles, was sie am Leib trägt. Sie ist nackt wie ein neugeborenes Baby.
    »Du hättest uns töten können«, sage ich. Ich halte den Atem an und versuche, nicht auf ihre Blöße zu starren.
    Sie zieht den Pfeil aus dem Baumstamm. »Aber ich habe es nicht getan.« Sie wendet sich Felicity zu, die sie fasz i niert und furchtlos betrachtet. »Du bist nicht ängstlich, oder?«
    »Nein«, sagt Felicity und greift sich den Pfeil. Sie lässt ihre Finger über die scharfe Spitze gleiten. »Nur

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