Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
ab. Es segelt durch die Luft , schlittert über den Boden und landet irgendwo im Du n keln.
»Wir müssen es wiederfinden. Schnell , helft mir s u chen!« , rufe ich.
Die Höhle ist finster. Auf Händen und Knien suchen wir nach dem Anhänger. Mein Herz gleicht einem mit wilder Wucht geschwungenen Hammer. Noch nie hatte ich so große Angst. Los , l os , m ach schon. Finde es , G emma , b ist ein br a ves Mädchen. Nur keine Angst.
Irgendetwas schimmert in der Dunkelheit. Metall. Mein Amulett!
Ich stürze hin. »Ich hab ’ s gefunden!« , sage ich.
Ich greife danach , aber das Amulett hängt irgendwo fest. An einem mit Nägeln beschlagenen Stiefel. Ein Schrei en t ringt sich meiner Kehle. Als ich aufblicke , sehe ich Azreal im Fackelschein auf mich heruntergrinsen.
»Ei , mein hübsches Täubchen. Jetzt hab ich dich.«
42. Kapitel
D ie großen Vögel krächzen. Unter wildem G e flatter fliegen sie von ihren Plätzen auf. Als sie sich wieder niederlassen , nehmen sie Me n schengestalt an und verwandeln sich in die Klatschmohnkrieger , die uns umringen und jeden Fluchtweg a b schneiden.
Azreal , der mein Erschrecken sieht , erklärt: »Ja , dazu hat uns der Orden verdammt. Solche Schönheiten wie euch hatten wir schon lange nicht mehr zum Spielen. Lange ist es her , dass wir eure herrliche Welt besuchen und uns Spielsachen aus Fleisch und Blut mitbringen konnten.« Er wickelt meine Haare wie kostbare Spitze um seine Finger. Sein Atem ist heiß und er drängt sich an mich. »So lange , lange her.«
Meine Kehle ist trocken wie Anbrennholz und meine Beine zittern.
»Ich glaube nicht , dass das Ding jetzt noch zu etwas nütze ist« , sagt er und lässt das leblose Amulett in meine Hand fa l len.
»Also , mit wem wollen wir zuerst spielen?« Azreal bleibt vor Ann stehen. »Wer würde dich vermissen , mein Täubchen? Würde irgendjemand um ein weiteres verschwundenes Mä d chen trauern? Vielleicht , wenn sie die Schönste im g anzen Land wäre. Aber das hier ist kein Märchen. Und du bist nicht schön. Überhaupt nicht.«
Ann ist vor Angst wie gelähmt , fast in Trance.
»Es wäre ein Segen , wenn wir dich nehmen , hmmm? Keine brennenden Tränen mehr vergießen müssen , weil die anderen alles haben können , was sie nur wollen. Dich nicht mehr ins eigene Fleisch schneiden müssen. Nicht mehr die Lippen z u sammenpressen müssen , wenn sie dich verspotten.«
Ann nickt zustimmend. Azreal beugt sich zu ihr. »Ja , wir können dich für immer davon erlösen.«
»Schluss damit!« , zischt Felicity.
Azreal tritt zu ihr , streicht über ihren Hals. »So mutig , mein Täubchen? Wie lange würdest du durchhalten? Wenn ich dich zerbreche und bluten lasse? Eine Woche? Zwei?« Sein Mund verzieht sich langsam zu einem Gri n sen. »Oder … würdest du dich in dich selbst verkriechen , wie du es i m mer getan hast , wenn er dich berührt ha t te?«
Eine einzelne Träne rollt über Felicitys Wange und zeugt von der Scham , die sie erfüllt. Wieso weiß er diese Dinge über sie?
»Schweig« , flüstert sie.
»All jene Nächte in deinem Zimmer. Kein Ort , wohin du dich flüchten konntest. Niemand , dem du dich anve r trauen konntest. Niemand , der dich gehört hat. Damals warst du nicht so mutig , mein Täubchen.«
»Hör auf« , flüstert Felicity.
Er leckt ihre Wange. »Du hast es über dich ergehen la s sen. Und tief im Innern hast du dir gesagt: › Es ist meine Schuld. Ich habe es in ihm geweckt …‹ «
Felicity ist halb verrückt vor Angst. Ich kann es spüren. Wir alle können es spüren. Wie war das? Was hat er g e sagt? Wir riechen eure Angst. Sie lässt uns hinein. Birgt unsere Angst etwas , woraus sie magische Kraft schöpfen können?
»Fee , hör nicht auf ihn!« , rufe ich.
»Weißt du , was ich denke , mein Täubchen? Ich denke , dass du es in Wirklichkeit genossen hast. Es ist allemal besser , als überhaupt nicht beachtet zu werden , stimmt ’ s? Das ist es , was du am meisten fürchtest , hmmm? Dass du am Ende gar nicht liebenswert bist?«
Felicity bringt vor Schluchzen kein Wort heraus.
»Du willst nicht länger damit leben , richtig , Püppchen? Mit der Schande. Dem Kummer. Deiner befleckten Se e le. Warum nimmst du nicht diese Klinge und stürzt dich hinein?«
Felicity streckt die Hand nach dem Dolch aus , den er ihr hinhält.
»Nein!« , schreie ich , aber einer der Krieger hält mich z u rück.
Azreal gurrt ihr zärtlich ins Ohr wie eine Mutter ihrem B a by. »Recht so. Mach Schluss
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