Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
damit. Mit all der Qual. Ein für alle Mal.«
»Lass sie nicht herein« , sage ich zu Felicity. »Sie benu t zen deine Angst. Du musst stark sein. Sei stark!« Stark. Stärke. Kraft. Das erinnert mich an etwas , was Nell gesagt hat. »Fel i city , Nell hat gesagt , die Klatschmohnkrieger stehlen uns u n sere Kraft. Fee , du bist unsere Stärke , unsere Kraft! Wir bra u chen dich!«
Ich stehe Azreal Auge in Auge gegenüber , seinen t o ten , schwarz umrandeten Augen. »Und was ist mit deiner Angst , Püppchen? Wo sollen wir anfangen? Du kannst ja nicht ei n mal deinem eigenen Vater helfen.«
»Ich höre dir nicht zu« , sage ich. Ich versuche , mich zu konzentrieren , meine Angst zu verdrängen. Aber das ist schwer , so schwer.
Azreal fährt fort. »Bei all deiner magischen Kraft schaffst du das Einzige nicht , das wirklich wichtig ist.«
Soeben hat das Amulett doch begonnen , mir den Au s gang zu zeigen. Ich umschließe es mit meiner Hand und richte es auf die letzten zwei Tunnel. Welcher ist es?
Ein harter Schlag brennt auf meiner Wange. »Hörst du zu , Püppchen?«
Hör nicht auf , d ich zu konzentrieren , G emma. Bilde ich es mir nur ein oder glüht das Amulett wirklich? Ja , es glüht! Schwach , aber dennoch. Der Tunnel direkt hinter Azreal ist der richtige. Ich habe den Ausgang gefunden.
»Wir besuchen deinen Vater von Zeit zu Zeit« , sagt er.
»Was soll das heißen?« , frage ich. Meine Konzentration ist dahin. Das Glühen erlischt.
»Im Drogenrausch ist sein Geist sehr empfänglich für uns. Was für schöne Spiele wir mit ihm spielen. Wir h a ben ihm von dir erzählt. Von deiner Mutter. Aber er wird immer schwächer. Und wir verlieren unseren Spaß daran.«
»Lasst ihn in Frieden.«
»Ja , ja. Für den Moment. Jetzt lasst uns spielen.«
»Bleib , wo du bist!« Felicity steht auf einem Felsen , den gespannten Bogen in Händen , und zielt einmal durch den ganzen Raum. Die Klatschmohnkrieger krächzen unwi l lig. Felicitys Mund verzieht sich zu einem hasserfüllten Grinsen.
»Leg sofort den Bogen nieder , Püppchen.«
Felicity richtet den Pfeil auf Azreal. »Nein.«
Sein Lächeln verschwindet. »Ich werde dich lebendig ve r speisen.«
»Nein , wirst du nicht« , sagt sie unter Tränen.
Mit einem lauten Krah! stürzt er sich auf sie. Felicitys Pfeil fliegt kraftvoll und schnell und durchbohrt Azreals Hals u n mittelbar über seinem schützenden Kettenhemd. Mit weit aufgerissenen Augen sinkt er auf die Knie und fällt auf den staubigen Boden. Tot. Nach einem Moment verblüfften Schweigens ist plötzlich die Hölle los. Die Klatschmohnkri e ger kreischen vor Zorn und Trauer. Wir müssen uns beeilen.
»Hier entlang!« , rufe ich und stürze zu dem Tunnel , den mir das Amulett gezeigt hat. Felicity und Ann folgen mir auf den Fersen , die Klatschmohnkrieger allerdings auch. Im Tu n nel herrscht pechschwarze Finsternis. Wir rennen durch die Dunkelheit , rempeln im Laufen anei n ander , spüren die Ratten über unsere Füße huschen , h ö ren uns gegenseitig keuchen. Und dicht hinter uns das grässliche Krächzen der Krähen-Ritter.
»Wo ist er?« , ruft Felicity. »Wo ist der Ausgang?«
Es ist immer noch zu dunkel , um die Hand vor Augen zu sehen. »Ich weiß es nicht!«
»Gemma!« , schreit Ann. Sie sind mit uns im Tunnel. Ich höre sie rasch näher kommen.
»Weiter!« , rufe ich. »Lauft weiter!«
Der Tunnel macht eine scharfe Biegung. Plötzlich sehe ich sie direkt vor mir –eine Öffnung und dahinter grauen Dunst. Mit einer letzten Kraftanstrengung rasen wir in den dichten Nebel hinaus , keuchend nach Atem ringend. Wir sind am Ufer.
»Da ist das Boot!« , schreit Felicity. Es liegt dort , wo wir es zurückgelassen haben. Ann springt hinein und ergreift die Ruder , während Felicity und ich ins schlammige Wasser w a ten und das Boot anschieben. Mit Mühe ziehen wir uns an Bord.
Die Vögel kommen in einem schwarzen , krächzenden Schwarm angeflogen. Ann und ich rudern gegen den Strom , Felicity zielt auf diese schrecklichen geflügelten Dinger. Ich schließe die Augen und rudere aus Leibe s kräften , dabei höre ich das entsetzliche Krächzen und Felicitys Pfeile , die die Luft durchschneiden.
Irgendetwas stößt gegen das Boot.
»Was war das?« , fragt Ann.
»Ich weiß es nicht« , sage ich und öffne die Augen. Ich bl i cke mich um , sehe aber nichts.
»Rudert weiter!« , befiehlt Felicity und schickt noch mehr Pfeile los. Vögel fallen vom Himmel. Sie verwa n deln sich in Männer
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