Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
blutige Spur über Felicitys Wange. »Ja. Du wärst ein reize n des Spielzeug , mein schönes Kind. Wir haben unser erstes Opfer gefunden.«
Er packt Felicity am Arm und sie fällt in Todesangst auf die Knie.
»Was kann ich euch geben?« , rufe ich.
»Uns geben , Püppchen?«
»Was wollt ihr?«
»Unsere Spiele spielen natürlich. Für uns gibt es keinen Ruhm , keine Kreuzzüge mehr. Nur noch Spiele.«
Er klatscht in die Hände und zwei der Scheusale e r greifen Felicity.
»Wartet!« , brülle ich. »Das kann man wohl kaum ein Spiel nennen!«
Azreal hält die Männer zurück. »Sprich weiter« , sagt er zu mir.
»Ich schlage euch ein Spiel vor.«
Azreal grinst so starr , dass sein Gesicht einer Tote n maske gleicht. »Ich bin gespannt , Püppchen.« Seine Hand windet sich um meinen Hals und streichelt ihn , dabei flüstert er mir ins Ohr: »Sag mir , was für ein Spiel?«
»Verfolgungsjagd« , flüstere ich.
Azreal tritt einen Schritt zurück.
»Was hast du vor?« , fragt Ann ängstlich.
Ich schaue Azreal fest in die Augen. Wenn wir drei z u sammenbleiben können , dann kann ich das Tor aus Licht e r scheinen lassen und wir können den Klatschmohnkri e gern entkommen. Azreal klatscht abermals in die Hände und bricht in ein fröhliches Gackern aus. Die Klatschmohnkrieger sti m men in das Gelächter ein. Gemeinsam klingen sie wie die Vögel , die wir auf der Überfahrt g e hört haben.
»Ein reizvolles Angebot. Oh ja , es gefällt mir. Wir nehmen es an , Püppchen. Die Verfolgungsjagd soll uns e ren Appetit anregen. Seht ihr die Tür dort?«
Er zeigt auf eine eiserne Rundbogentür am anderen Ende des Kirchenschiffs.
»Ja« , sage ich.
»Sie führt in die Katakomben hinunter und zu fünf Tu n neln. Einer davon führt hinaus und fort von hier. Vielleicht findet ihr ihn. Das wäre in der Tat ein Wu n der , Püppchen. Wir geben euch einen Vorsprung.«
»Ja , aber wir brauchen einen Moment , um uns zu ber a ten« , sage ich.
Azreal droht mir mit dem Finger. »Keine Zeit , um das Tor herbeizuwünschen , Priesterin des Ordens« , sagt er , als lese er meine Gedanken. »Ja , ich weiß alles darüber. Wir riechen eure Angst. Sie lässt uns hinein.« Er schüttelt seine Hände über uns , als verstreue er Feenstaub , und seine Armreifen klirren. »Seht , ob ihr den richtigen Tu n nel findet. Lauft , Püppchen , lauftlauftlauft.« Er singt es wie eine Beschwörung. »Lauft. Lauft. Lauft.«
Die Klatschmohnkrieger fallen in den Singsang ein –Lauft. Lauft. Lauft. –, bis er als ein gewaltiges Brausen von den Wänden der Kathedrale widerhallt. »Lllauffft! Lllauffft! Lllauffft!«
Ann und ich stürzen zur Tür.
»Felicity!« , rufe ich. Sie hat sich gebückt , um ihren B o gen und den Köcher aufzuheben.
»Kluges Püppchen!« , dröhnt Azreal. »Und so mutig!«
»Los!« , schreit sie , als sie uns eingeholt hat. Wir verli e ren keine Zeit. Wir preschen durch die schwere Tür in einen von Kerzen gesäumten Gang.
»Gebt mir eure Hände!« , rufe ich.
»Jetzt?« , fragt Felicity mit gellender Stimme. »Sie sind uns schon auf den Fersen.«
»Ein Grund mehr , um sofort zu verschwinden!«
Wir fassen uns an den Händen und ich versuche , mich auf das Tor aus Licht zu konzentrieren. Hinter uns hallt das schrecklichste Geheul und Gekreisch durch die ries i ge Kirche. Im Nu werden sie durch die Tür kommen und unsere Chance ist dahin. Ich zittere am ganzen Leib.
»Gemma , mach , dass wir von hier wegkommen!« , ruft Ann fast hysterisch.
Ich versuche es noch einmal. Ein gellender Schrei e r schreckt mich , meine Konzentration ist dahin. Felicitys G e sicht ist wild vor Angst.
»Gemma!« , ruft sie.
»Es geht nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren!« , sage ich.
Azreals monotoner Singsang ertönt. »Keine Magie , meine Püppchen. Nicht bei solchen Spielen.«
»Sie verhindern es. Wir werden einen anderen Weg finden müssen.«
»Nein , nein , nein!« , wimmert Felicity.
»Kommt schon! Sucht überall!« , brülle ich. Wir stolpern den Gang entlang , betasten die Wände auf der S u che nach einem Fluchtweg. Es ist ein grausiges Unterfa n gen: Meine Hände streifen über Knochensplitter und Zähne. Eine Haa r strähne bleibt an meinen Fingern hä n gen und Angst und Ekel schnüren mir die Kehle zu. Ann schreit auf. Sie hat ein an die Wand gekettetes Skelett gefunden , ein Vorgeschmack auf das , was uns bevorsteht.
»Ob es euch gefällt oder nicht , wir kommen!«
Oh Gott! Meine zitternden Finger finden einen
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