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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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stecken und ich verdrehe mir das Gelenk , um freizukommen. Stöhnend vor Schmerz humple ich weiter , über Stock und Stein , doch das dun k le Etwas lässt sich nicht abschütteln.
    Das Ungeheuer kreischt vor Wut.
    Die Angst ist überwältigend. Ich werde sterben vor Angst. Muss meinen Geist dagegen verbarrikadieren. »Jack und Jill gingen auf den Berg , ’ nen Eimer Wasser zu holen. Jack fiel von der Brück ’ , brach sich das Genick und Jill purzelte hi n terdrein.«
    Ich bin draußen auf den schlüpfrigen Felsen. Das Meer u m spült meine Knöchel , es durchweicht mich bis auf die Haut. Es kommt. Das Ungeheuer kommt. Oh Gott , gleich wird es mich verschlingen. »Jack und Jill , Jack und Jill , Jack und Jill …«
    Es ist schon ganz nahe. Ich gebe auf , falle ins aufg e wühlte Meer. Ich sinke. Die Lungen ringen verzweifelt nach Atem. Luftblasen steigen an die Oberfläche. Ich kämpfe gegen die Strömung. Ich werde ertrinken! Ich öf f ne die Augen. Da sind sie: alle drei. Wie blass ihre Gesic h ter sind! Ihre Augen liegen in dunklen Höhlen. Mein Schrei erstirbt unter Wasser. Und als ich von den Händen eines Fischers aus der Tiefe gezogen werde , schreie ich noch immer.
    Der Druck auf meiner Brust ist wieder da. Die Vis i on ist zu Ende und ich befinde mich wieder im gelben Licht von Miss Moores Zimmer.
    Ich kenne die Wahrheit. Ich versuche aufzustehen , aber meine Beine versagen mir den Dienst. Unter großer Anstre n gung richte ich mich auf. Als ich hinausg e he , mache ich mir nicht einmal die Mühe , die Tür zu schli e ßen. Die Stufen schwanken vor meinen Augen. Ich betr e te eine und stürze.
    »Haben Sie sich wehgetan?« , fragt Mrs Porter. Ich kann nicht antworten. Muss ins Freie. Luft. Ich brauche Luft.
    Mrs Porter kommt mir nach. »Haben Sie sie wegen meiner Miete gefragt?«
    Ich taumle in die Nachtluft hinaus. Ich zittere am ganzen Leib , aber es ist nicht die Kälte. Es ist die Magie , die von meinem Körper Besitz ergreift und mich verzehrt.
    »Miss Moore!« , rufe ich in die Dunkelheit. Meine Stimme ist nur ein heiseres Wimmern. »Miss Moore!«
    Sie sind an der Straßenbiegung , diese schrecklichen Mä d chen in Weiß , und erwarten mich. Ihre Schatten wachsen , werden größer und größer , lange dunkle Finger kriechen über das nasse Pflaster. Die wohlbekannte Stimme höhnt.
    »Unsere Herrin ist im Magischen Reich. Wir haben die S e herin. Sie wird uns den Tempel zeigen.«
    »Nein …«, sage ich.
    »Er ist schon so gut wie unser. Ihr habt verloren.«
    Ich versuche , nach ihnen zu schlagen , kann aber kaum me i ne Arme bewegen. Ich stürze auf die regennasse Straße. Ihre Schatten strecken sich über meine Hände , umfangen mich mit Dunkelheit.
    »Zeit zu sterben …«
    Die schrille Pfeife des Polizisten gellt in meinen Ohren. Das Dunkel weicht zurück.
    »Ganz ruhig , Miss. Wir bringen Sie nach Hause.«
    Der Polizist trägt mich die Straße hinunter. Ich höre das rhythmische Klacken seiner Schuhe auf dem Kopfsteinpfla s ter. Höre die Pfeife schrillen , die Stimmen. Ich höre mich selbst wieder und wieder murmeln: »Vergib mir , v ergib mir , v ergib mir …«

46. Kapitel
    J emand zieht die Vorhänge zu. Nun ist das Zimmer in ein dämmeriges Zwielicht getaucht. Tom und Großmama sitzen an meinem Bett. Ich h ö re noch eine andere Stimme. Die eines Arztes.
    »Fieber …« , sagt er.
    Es ist kein Fieber. Es ist die Magie. Ich versuche , ihnen das zu sagen , irgendetwas zu sagen , aber es geht nicht.
    »Du brauchst Schlaf« , sagt Tom. Er hält meine Hand.
    In der Ecke des Zimmers sehe ich die drei Mädchen wa r tend sitzen , jene lautlosen , lächelnden Geister. Ihre in dun k len Höhlen liegenden Augen erinnern mich an das Skelettg e sicht des schrecklichen Wesens auf den Klippen.
    »Nein« , sage ich , aber es kommt nur ein unverständl i cher Ton heraus.
    »Schhhh , schlaf« , sagt Großmama.
    »Ja , schlaf« , flüstern die Mädchen in Weiß und lächeln süß. »Schlafe.«
    »Hier , das wird ihr dabei helfen …« Die Stimme des Arztes ist blechern. Er holt eine braune Flasche hervor. Tom zögert. Ja , guter Tom. Aber der Doktor besteht darauf und Tom hält mir die Flasche an die Lippen. Nein! Ich darf nicht trinken.
    Darf nicht versinken. Doch ich habe keine Kraft mehr , mich zu wehren. Ich drehe den Kopf weg , aber Toms Hand ist stark.
    »Bitte , Gemma.«
    Die Mädchen sitzen dort , die Hände im Schoß. »Ja. So süß. Trink und schlaf. Unsere Herrin ist jetzt im Mag i schen Reich.

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