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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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sind.«
    Ich stehe in meinem falsch zugeknöpften Morgenmantel vor ihr. »Sie sind zu gütig , Miss McChennmine , wir k lich. Die Wahrheit ist doch , dass Miss Bradshaw eine erstaunliche Stimme hat und Miss Worthington furchtbar klug ist.«
    »Sehen Sie , wie loyal Sie sind , Miss Doyle? Sofort b e reit , Ihre Freundinnen zu verteidigen. Das ist eine löbliche Eige n schaft.«
    Sie meint es als Kompliment , aber ich fühle mich unbeha g lich , als würde ich studiert.
    »Was für ein ungewöhnlicher Anhänger.« Unverfroren zeichnet sie mit ihrem Finger den Umriss des Mondauges nach. »Woher haben Sie das?«
    »Es hat meiner Mutter gehört« , sage ich.
    Sie sieht mich durchdringend an. »Es muss schwer für sie gewesen sein , sich von etwas so Kostbarem zu tre n nen.«
    »Meine Mutter ist tot. Es ist mein Erbstück.«
    »Hat es eine bestimmte Bedeutung?« , fragt sie.
    »Nein« , lüge ich. »Keine , die mir bekannt wäre.«
    Miss McChennmine starrt mich an , bis ich wegschauen muss. »Wie war Ihre Mutter?«
    Ich zwinge mich zu gähnen. »Verzeihen Sie , aber ich bin nun doch müde.«
    Miss McChennmine scheint enttäuscht zu sein. »Sie sol l ten die Milch trinken , solange sie noch warm ist. Sie wird Ihnen helfen zu schlafen. Der Schlaf ist so wic h tig.«
    »Ja , danke« , sage ich , mit dem Glas in der Hand.
    »Los. Trinken Sie.«
    Ich komme nicht darum herum. Ich zwinge mich , ein paar Schlucke der kreideweißen Flüssigkeit zu trinken. Sie schmeckt seltsam süß.
    »Pfefferminze« , erklärt Miss McChennmine , als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Sie fördert den Schlaf. Ich bringe Brigid das Glas zurück. Ich glaube , sie mag mich nicht b e sonders , oder was meinen Sie?«
    »Ich bin sicher , Sie irren sich« , sage ich höflich.
    »Sie schaut mich an , als sei ich der Teufel persönlich. Ha l ten Sie mich für den Teufel , Miss Doyle?«
    »Nein« , krächze ich. »Natürlich nicht.«
    »Ich bin froh , dass wir beschlossen haben , Freundinnen zu sein. Schlafen Sie gut , Miss Doyle. Kein lautes Lesen mehr heute Nacht.«
     
    * **
     
    Mein Körper fühlt sich warm und schwer an. Ist es die warme Milch? Die Pfefferminze? Oder hat mich Miss McChennmine vergiftet? Mach dich nicht lächerlich , G e m ma.
    Ich öffne beide Fensterflügel und lasse die frostige Luft herein. Ich muss wach bleiben. Ich gehe mit langen Schritten durchs Zimmer. Ich beuge mich vornüber und berühre meine Zehenspitzen. Schließlich setze ich mich aufs Bett und singe Weihnachtslieder. Es nützt nichts. Mein Lied verstummt und ich gleite in einen von Trä u men erfüllten Dämmerschlaf.
    Das Auge des aufgehenden Mondes glüht in meiner Hand. Meine Hand wird zu einer Lotusblume auf einem Pfad. Dicke grüne Ranken zwängen sich durch Mauerspalten , ihre winz i gen Knospen erblühen zu prachtvollen Rosen. Ich sehe mein Gesicht im Spiegel einer Wasse r wand. Ich stoße mit meiner Hand durch die Wand und falle ganz hindurch.
    Ich falle tiefer und werde vom schwarzen Mantel trauml o sen Schlafs verschluckt.
    Ich weiß nicht , wie spät es ist , als ich plötzlich durch i r gendetwas geweckt werde. Ich horche , aber da ist nichts. Di e M ilch hat einen dünnen Belag auf meiner Zunge hinterlassen. Sosehr es mir widerstrebt , ich muss hinuntergehen , um etwas zu trinken.
    Mit einem tiefen Seufzer schiebe ich die Bettdecke z u rück und zünde eine Kerze an. Mit einer Hand die Flamme a b schirmend gehe ich den dunklen Gang en t lang. Ich bin die einzige Menschenseele , die auf diesem Flur zurückgeblieben ist. Der Gedanke beschleunigt me i ne Schritte.
    Als ich mich der Treppe nähere , flackert die Kerzenflamme und erlischt. Nein! Ich muss umkehren , um sie wieder anzuzü n den. Ein plötzlicher Schwindel erfasst mich. Meine Knie kn i cken ein und es gelingt mir , das G e länder zu packen und mich aufzurichten. In der Dunkelheit ist ein scharfes kratzendes G e räusch zu hören , wie wenn man ein Stück Kreide zu fest über eine Schi e fertafel zieht.
    Ich bin nicht länger allein. Irgendjemand ist bei mir.
    »Hallo? Brigid? Sind Sie das?«
    Das kratzende Geräusch kommt näher. Die Kerze in meiner Hand flammt wieder auf und erfüllt den Flur mit einem dic h ten Lichtschein. Da sind sie , an den Rändern schimmernd. Nicht völlig real , aber greifbarer als meine Vi sion im Schnee. Drei Mädchen , ganz in Weiß. Ihre Schuhspitzen kratzen mit einem grässlichen Geräusch auf dem hölzernen Boden , wä h rend sie näher und näher schweben. Ihre

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