Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
nach.
Am Ende der Treppe öffnet sich ein weiter Raum. Wir b e treten einen von Gaslampen beleuchteten Bahnsteig. Das mächtige hölzerne Gewölbe des Tunnels schwebt hoch über uns. Am Rand des Bahnsteigs steht Miss McChennmine , wa r tend. Wir halten uns versteckt , bis der Zug dröhnend in die Station einfährt. Miss McChenn mine steigt ein und wir gehen schnell zum nächsten Waggon. Es ist schwer zu sagen , was aufrege n der ist: die Gefahr , von Miss McChennmine entdeckt zu werden , oder unsere erste Fahrt mit der Untergrundbahn. Abwechselnd strecken wir auf sehr undamenhafte Weise uns e re Köpfe in den Gang hinaus , um einen Blick auf Miss McChennmine im Wagen vor uns zu erhaschen. Miss McChennmine ihrerseits ist ganz in Wilhelmina Wyatts Buch über G e heimbünde vertieft. Ich würde zu gerne wissen , was sie darin entdeckt hat , wage aber nicht , in unser Exemplar hineinzuschauen , um unsere Lehrerin nicht aus den A u gen zu verlieren.
Der Schaffner verkündet die Abfahrt des Zuges. Mit einem s charfen Ruck zieht der Triebwagen an und fährt in den Tu n nel hinein. Felicity umklammert meine Hand. Es ist ein eige n artiges Gefühl , durch diese dunkle Röhre zu rollen. Der schwache Schein der Gaslampen wandert wie ein Schwarm Sternschnuppen über unsere erstaunten Gesichter.
Vor jedem Halt ruft der Schaffner die jeweilige Station aus. Miss McChennmine schaut nicht von ihrem Buch auf. Doch als der Schaffner Westminster Bridge ankü n digt , schlägt sie ihr Buch zu und steigt aus , wir drei in sicherem Abstand hi n terher. Wir treten auf die Straße hinaus und blinzeln ins helle Tageslicht.
»Sie nimmt die Pferdebahn!« , sagt Felicity.
»Dann müssen wir aufgeben« , sage ich. »Wir können ihr nicht mehr folgen.
Sie würde uns bemerken.«
Ann packt meine Hand. »Vielleicht nicht. Schaut nur , wie viele Leute da sind. Wir können uns unter die Menge m i schen. Falls sie uns entdeckt , sagen wir einfach , wir machen eine Besichtigungstour.«
Es ist ein sehr kühnes Unterfangen. Miss McChennm i ne steigt hinten in die überfüllte Straßenbahn ein. Wir bleiben beim vorderen Eingang stehen , um so viele Leute wie mö g lich zwischen uns zu haben. An der Westminster Bridge Road steigt sie aus und wir treten uns gegenseitig fast auf die Z e hen , um ihr zu folgen. Ich weiß , wo wir sind. Ich war erst vor Kurzem hier. Wir befinden uns in Lamberth , ganz in der Nähe des Königlichen Bethlehem-Hospitals. Tatsächlich marschiert Miss McChennmine zielstrebig in diese Richtung. Wenige Minuten später beobachten wir , wie sie durch das eiserne Tor tritt und den Weg entlanggeht , der in einem Bogen zum Ei n gang der imposanten Säulenhalle hinaufführt. Wir verstecken uns tief geduckt hinter den Hecken , die den Weg sä u men.
»Was will sie in Bedlam?« , fragt Felicity düster.
Es überläuft mich kalt. »Da ist Nell Hawkins.«
»Du denkst doch nicht , dass Miss McChennmine ihr etwas antun will , oder?« , fragt Ann , vor Aufregung zi t ternd. Doch eigentlich klingt es , als fände sie die I dee gar nicht so entset z lich , wenn am Ende eine spannende Geschichte dabei herau s kommt.
»Ich weiß nicht« , sage ich. »Zumindest werde ich den G e danken nicht los , dass die beiden sich kennen , höchstwah r scheinlich von Sankt Viktoria.«
Wir stehen eine Weile draußen in der Kälte , aber Miss McChennmine kommt nicht wieder heraus. Wir laufen G e fahr , unser Treffen mit Franny zu versäumen. Wide r willig machen wir uns auf den Weg. Und ich habe mehr Fragen denn je. Was wollte Miss McChennmine in Bethlehem? Wo r auf ist sie aus? Ich bin überzeugt , dass zw i schen Miss McChennmine und Nell Hawkins eine Ve r bindung besteht. Aber ich weiß nicht , was für eine und warum.
25. Kapitel
F elicity lädt uns zu einem sehr späten Tee zu sich nach Hause ein. Das Abenteuer hat uns Appetit gemacht und wir schli n gen hemmungslos me h rere belegte Brote hinunter.
»Also , was haltet ihr davon? Miss McChennmine in Be d lam?« , fragt Felicity zwischen zwei Bissen.
»Vielleicht hat sie einen geisteskranken Verwandten?« , meint Ann. »Einen , für den sich die Familie in Grund und Boden schämt.«
»Oder vielleicht war sie dort , um Nell Hawkins zu bes u chen« , sage ich.
»Die Antwort steht noch in den Sternen. Schauen wir doch einmal , was Miss Wyatt zu sagen hat und was Miss McChennmine so interessiert« , schlägt Felicity vor und schnappt sich das Buch. »Tempelritter , Rosenkreuzer , Fre i maurer ,
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