Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Prinzessinnen vie l leicht? Oder , nein –verwunschene Schlösser und bedro h te Jungfrauen?« Seine Augenbrauen , diese zwei dicken weißen Raupen über seinen Brillengläsern , krümmen sich vor Vergnügen.
»Verzeihen Sie …«, beginne ich.
Mr Day wackelt mit dem Finger. »Nein , nein , nein , verde r ben Sie es nicht. Ich werde finden , wonach Sie suchen.« Wir folgen Mr Day , während er jedes einzelne Regal durchsucht , mit seinem knorrigen Finger von e i nem ledernen Buchrücken zum nächsten fährt und dabei die Buchtitel vor sich hin mu r melt. » Sturmhöhe … Jane Eyre … Die Burg von Otranto –oh , ein großartiges Buch.«
»Verzeihen Sie , Sir« , sage ich , meine Stimme ein klein w e nig erhebend. »Aber wir hatten eher gehofft , ein Buch über den Orden des aufgehenden Mondes zu finden. H a ben Sie irgendwelche Bücher zu diesem Thema?«
Ich habe Mr Day völlig durcheinandergebracht. Die Ra u penbrauen stoßen über seinem Nasenrücken zusa m men. »Ach herrje … ich wüsste nicht , dass ich davon g e hört habe … Wie war noch mal der Titel?«
»Es ist kein Titel« , sagt Felicity so ungeduldig , dass ich das unausgesprochene Sie blöder alter Esel dahinter pra k tisch hören kann.
»Es ist ein Eigenname« , sagt Ann freundlich. »Der O r den des aufgehenden Mondes. Es war eine Gruppe von Frauen , die das Magische Reich regierten …«
»Natürlich keine wirklichen Frauen!« , falle ich ein. »Es ist schließlich nur eine Geschichte.«
»Sie interessieren sich also für Romane?« Mr Day kratzt sich an den kahlen Stellen zwischen seinen widerspenst i gen weißen Haarbüscheln.
Das führt zu nichts. »Eher für Sagen« , erkläre ich nach ku r zem Nachdenken.
Mr Days Gesicht leuchtet auf. »Ah , ich habe einige wu n dervolle Sammlungen von Sagen. Kommen Sie.«
Er führt uns zu einem Schrank an der hinteren Wand.
»Griechische , römische , keltische Sagen , die Sagen der Wikinger –oh , ich liebe die Wikingersagen. Hier sind sie.«
Felicity verdreht die Augen. Das ist nicht , was wir s u chen. Also bleibt uns wohl nichts anderes übrig , als uns zu beda n ken und höflichkeitshalber einen Blick hinei n zuwerfen , bevor wir gehen. Die Türglocke meldet den Eintritt eines neuen Kunden und Mr Day lässt uns allein. Seine muntere Stimme fragt , ob er behilflich sein könne. Eine weibliche Stimme antwortet. Ich kenne diesen sel t samen Akzent. Die Stimme gehört Miss McChen n mine.
Vorsichtig luge ich hinter dem Bücherschrank hervor.
»Schaut , dort« , flüstere ich drängend.
»Wo?« Dumm , wie sie ist , tritt Ann aus der Deckung hinter dem Bücherschrank hervor. Mit einem Ruck ziehe ich sie zu mir zurück.
»Schau hier durch« , sage ich und nehme zwei Bücher aus dem Regal , um uns ein Guckloch zu schaffen.
»Das ist Miss McChennmine!« , sagt Ann.
»Was will sie hier?« , flüstert Felicity.
»Ich weiß es nicht« , flüstere ich zurück. »Ich kann ’ s nicht hören.«
»Ah , ja. Es ist soeben eingetroffen« , antwortet Mr Day auf eine unhörbare Frage von Miss McChennmine.
»Was ist soeben eingetroffen?« , fragt Ann. Felicity und ich halten ihr den Mund zu.
»Es dauert nur einen Moment. Sehen Sie sich ein wenig um , wenn Sie möchten.« Mr Day verschwindet hinter einem Samtvorhang. Tageslicht fällt durch die verschmierten Fen s terscheiben und hüllt Miss McChennm i ne in einen staubigen Dunst. Sie zieht ihren rechten Handschuh aus , um besser mit dem Daumen die Seiten einiger auf dem Tisch gestapelter Bücher durchblättern zu können. Der Schlangenring fängt das Licht ein und nimmt mich mit seinem Feuer gefangen. Miss McChennmine verlässt den Tisch und kommt unserem Ve r steck immer näher.
In panischem Schreck kauern wir uns auf den Boden , während über unseren Köpfen Buch um Buch aus dem Regal genommen wird. Was , wenn sie weiter unten sucht …
»Hier haben wir ’ s« , erklärt Mr Day , als er wieder durch den Samtvorhang auftaucht. Das geheimnisvolle Buch wird eingepackt , mit einem Band umwickelt und Miss McChen n mine überreicht. Im nächsten Moment verkü n det das Klingeln der Glocke , dass sie gegangen ist. Wir schauen durch unsere Lücke , um uns zu vergewissern , ob sie wirklich fort ist , und dann eilen wir zu Mr Day.
»Mr Day , ich glaube , die Frau , die gerade hier war , war e i ne gute Freundin meiner Mutter. Wären Sie so freun d lich , uns zu sagen , was für ein Buch sie gekauft hat? Ich bewundere so sehr ihren Geschmack in diesen
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