Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Dingen« , sage ich so li e benswürdig wie möglich.
Aus dem Augenwinkel sehe ich , dass Felicity vor Überr a schung und Bewunderung der Mund offen steht. Sie ist nicht die Einzige , die lügen kann.
»Ja , es war Miss Wilhelmina Wyatts Geschichte der G e heimbünde. Ich habe es selbst nicht gelesen.«
»Haben Sie noch ein Exemplar?« , frage ich.
»Gewiss.« Mr Day humpelt in den hinteren Teil des Ladens und kehrt mit einem Buch in der Hand zurück. »Ah , da haben wir ’ s. Ist das nicht komisch? Bis jetzt hat sich niemand für das Buch interessiert und heute habe ich gleich zwei Exem p lare verkauft. Ein Jammer für die Autorin.«
»Was meinen Sie damit?« , fragt Felicity.
»Es heißt , sie sei kurz nach dem Erscheinen des Buches g e storben.« Er beugt sich näher und flüstert: »Es heißt , sie habe sich mit okkulten Dingen beschäftigt. Schlimm , sehr schlimm. So , jetzt noch ein hübsches Bändchen d a zu und …«
»Nein , danke , Mr Day« , sage ich und nehme das Buch an mich , bevor er es einwickeln kann. »Wir haben es le i der schrecklich eilig.«
»Nun gut , das macht dann vier Shilling , wenn ich bi t ten darf.«
»Felicity?« , frage ich prompt.
»Ich?« , flüstert Felicity. »Warum sollte ich es beza h len?«
»Weil wir es jetzt haben« , sage ich mit einem schiefen L ä cheln.
»Schau nicht mich an« , murmelt Ann. »Ich hab nichts.«
»Das macht vier Shilling« , beharrt Mr Day.
Schließlich bleibt uns nichts anderes übrig , als unser Geld zusammenzukratzen , um Miss Wyatts Buch mit dem finster klingenden Titel zu erwerben.
»Gib her , ich will zuerst hineinschauen. Ich habe i m merhin drei Shilling bezahlt« , quengelt Felicity , als wir in den Lo n doner Tag hinaustreten.
»Wir werden es gemeinsam lesen« , sage ich und ziehe an meinem Ende des Buches.
»Dort ist sie!« , keucht Ann. Miss McChennmine ist d i rekt vor uns. »Was sollen wir tun?«
»Ihr folgen , was sonst« , sagt Felicity und ist schon unte r wegs.
»Warte« , sage ich , als ich sie eingeholt habe. Mit einem Auge beobachte ich Miss McChennmine , die sich der Str a ßenecke nähert. »Ich weiß nicht , ob das klug ist.«
Ann schlägt sich natürlich auf Felicitys Seite. »Du wol l test wissen , was mit ihr los ist. So können wir es herau s finden.«
Gegen die beiden habe ich keine Chance. Miss McChen n mine bleibt stehen und dreht sich um. Panisch drängen wir uns vor einem Scherenschleifer zusammen , der auf der Straße seine Dienste anbietet. Kurz darauf setzt Miss McChennmine ihren Weg fort.
»Also?« , fragt Felicity. Es ist keine Frage , sondern vie l mehr eine trotzige Herausforderung.
Das Geschrei des Scherenschleifers –»Scharfe Klingen! Messer , Scheren schneiden wieder wie neu!« –übertönt den Straßenlärm. Miss McChennmine ist fast außer Sicht.
»Los , gehen wir« , sage ich.
24. Kapitel
W ir folgen Miss McChennmine eine Zeit lang durch den Tr u bel der Straße. Hemd s ärmelige Ladenbesi t zer tragen Pakete zu wartenden Ku t schen heraus. Eine schwarz gekleidete Frau appelliert an uns , in der Weihnachtszeit die Armen und U n glückl i chen nicht zu vergessen. Wir schenken ihnen keine Beachtung , nur uns e re Beute vor Augen.
Am Charing Cross überrascht uns Miss McChennmine , i n dem sie die Station der Untergrundbahn betritt.
»Was tun wir jetzt?« , fragt Felicity.
Ich hole tief Luft. »Ich denke , wir fahren mit der Unte r grundbahn.«
»Ich war noch nie im Untergrund« , sagt Ann unsicher.
»Ich auch nicht« , sagt Felicity.
»Also packen wir die Gelegenheit beim Schopf« , sage ich , obwohl sich mir bei dem Gedanken der Magen zusamme n krampft. Der Metropolitan District Railway , seit fünf Jahren die erste elektrisch betriebene Strecke. G e nau. Es ist nichts weiter als eine unterirdische Eise n bahn , Gemma. Dies ist ein Abenteuer und ich bin ein abente u erlustiges Mädchen. Hat Simon gesagt.
»Hier , hab keine Angst , Ann. Gib mir deine Hand« , sage ich.
»Ich habe keine Angst« , behauptet sie und schiebt mich zur Seite. Und als sei es nichts , läuft sie die Stufen hinu n ter , die in den Tunnel führen. Es bleibt mir nichts and e res übrig , als zu folgen. Ich hole tief Luft und stürze mich in die Tiefe. Auf halbem Weg drehe ich mich um und sehe Felicity mit zwe i felnder Miene oben auf dem Tre p penabsatz stehen. Sie starrt mich an , als sei ich Eurydike , die in die Unterwelt zurückg e zerrt wird.
»Gemma – warte!« , ruft sie und stürzt mir
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