Der geheime Zoo 1
will, dass wir in diesen Tunnel gehen», sagte Richie. «Komm, wir gucken uns das mal an.»
Die Scouts krochen den Gang entlang, und wieder schob Ella ihren Kopf in die Plastikkuppel am Ende des Tunnels.
«Siehst du was?», fragte Richie. «Irgendwas Ungewöhnliches?»
Ella drehte den Kopf. Alles schien normal zu sein. «Nein, nichts.»
Plötzlich schoss eine Gruppe von Präriehunden über den sandigen Grund auf ihre Kuppel zu. Sie umringten sie und verdeckten mit ihren Körpern beinahe das gesamte Mondlicht. Ella zog den Kopf zurück und starrte Richie an.
«Die Präriehunde haben die Kuppel umringt.» Sie zuckte die Schultern. «Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.»
«Ich auch nicht. Guck noch mal nach.»
Sie stand auf und schob den Kopf zurück in die Kuppel. Die Präriehunde stellten sich plötzlich auf die Hinterbeine und sprangen auf die Kuppel. Jedes Mal, wenn ein Tier auf der Plastikoberfläche landete, rutschte es so weit herunter, bis es mit den Pfoten entweder wieder auf den Boden kam oder es sich an einem anderen Präriehund festhalten konnte. Ella zuckte beim Geräusch ihrer Krallen zusammen, die lange, dünne Kratzer auf der Kuppel hinterließen.
«Was machen sie da?», wollte Richie wissen.
«Ich weiß es nicht.»
Die Präriehunde bellten inzwischen so laut, dass die Kuppel die Geräusche nicht länger abhalten konnte. Sie sprangen und kletterten so lange übereinander, bis sie die Kuppel mit ihren pelzigen Bäuchen vollkommen bedeckt hatten. In weniger als einer Minute erreichte der letzte kleine Präriehund die Spitze der Kuppel und legte sich auf den einzigen freien Platz. Dann hörten die wuseligen Tiere auf zu klettern, zu kratzen und zu bellen. Ohne das Licht des Mondes und der Sterne war der Tunnel vollkommen dunkel. Und die Stille war mehr als unheimlich.
«Richie?»
«Ja?»
«Ich versteh–»
Kkrrrraaaaack!
Die Plastikkuppel bewegte sich.
Kkrrraaackkk!
Plötzlich sank sie ein, und ein lautes Kreischen von Metall auf Metall war zu hören. Die Wände wackelten, der Boden verschob sich, und große Klumpen aus Erde und Sand fielen herunter. Die Scouts klammerten sich vor Schreck aneinander.
«Was ist los?», quiekte Richie. «Was machen die denn da?»
«Das ist ein Schalter!», sagte Ella. «Die Kuppel muss ein Schalter sein!»
Der Boden drehte sich.
«Ella, was passiert hier?»
Das kreischende Metallgeräusch wurde lauter, als der Fußboden sich immer schneller im Kreis bewegte. Ella sah nach oben. Die Kuppel drehte sich, und die Präriehunde rutschten von ihr ab.
«Elllaaaa! Waaaa-waaaa-waaaaas passiert hier???!!!»
Ella sah zu Boden. Ein kreisrunder Teil des Fußbodens drehte sich wie der Verschluss einer Colaflasche.
«Riiichiiiieeee!», schrie Ella.
«Wwwaaaas?»
«Halt dich feeeest!»
Richie klammerte sich an Ella. Eine Sekunde später senkte sich der Boden unter ihren Füßen. Und die Scouts fielen in die dunkle Tiefe.
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27. Kapitel Pinguinwege
N oah wusste, dass er den Atem nicht mehr länger anhalten konnte. In diesem Augenblick bissen zwei Pinguine in den Kragen seiner Jacke und zogen ihn hinauf zur Wasseroberfläche. Keuchend schnappte Noah nach Luft und trat strampelnd Wasser. Seine durchweichten Schuhe zogen an seinen Füßen wie Gewichte.
Immer noch sprangen Pinguine vom Eis. Sie schwammen um ihn herum und wirbelten das Wasser mit den kräftigen Schlägen ihrer Flossen auf. Sie sahen aus wie wilde schwarzweiße Torpedos mit Flügeln.
Noah versuchte an Megan zu denken. Er dachte an ihr Gesicht und ihr Lächeln. Megan brauchte ihn. Als ihm die nächste Welle ins Gesicht schwappte, zwang er sich, mutig zu sein. Ihm wurde jede Sekunde kälter. Er musste aus dem Wasser raus, doch das Ufer war zu steil. Seine einzige Hoffnung war, um die Eisinsel herumzuschwimmen und einen flacheren Aufstieg zu finden.
Er holte tief Luft und schwamm mit schwachen Stößen an den Pinguinen vorbei. Zu seiner Rechten konnte er durch die Glaswand in den Raum hineinsehen, in dem er schon so oft gestanden hatte. Wie seltsam war es, jetzt auf der anderen Seite zu sein!
Er schwamm zu einer Ecke des Aquariums, an der das Glas endete. Hier gab es nur noch Stahl und Beton. Alle Ecken waren auf diese Weise gebaut worden, um das riesige Aquarium zu stützen. Es waren die einzigen Stellen, durch die die Besucher nicht hineinsehen konnten. Hier schob sich die obere Hälfte der Eisinsel über den Kanal hinweg und bildete so einen Tunnel, der je zwei Seiten des
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