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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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inzwischen im Leichenschauhaus in Kopenhagen. Als Bjarne Skov das erfuhr, bat er umgehend um ihre Fingerabdrücke. Innerhalb einer Stunde hatte er die Bestätigung: Iman Amin war eine der Toten. Sie hatte keine Schussverletzungen erlitten. Wahrscheinlich war sie von einer Handgranate getötet worden.
    Als Skov diese Nachricht erhielt, begab er sich sofort zu Vincent Paulsen.
    »Ich brauche Fotos sämtlicher getöteter Terroristen«, sagte Skov. »Mit etwas Glück können wir den Mann neben Amin hinter dem Kinderwagen identifizieren. In diesem Fall hätten wir den Mord an Paolo Rocca aufgeklärt. Jedenfalls im Prinzip. «
    »Aber warum wurde er ermordet?«, fragte Vincent.
    »Vermutlich hatte er vor, auszusteigen. Aber das werden wir wahrscheinlich nie genau erfahren.«
    »Ich würde gerne hören, was Møller dazu meint«, sagte Vincent.
    Er griff zum Telefonhörer. In weniger als einer Minute stand Møller im Zimmer. Vincent erzählte, dass sie Iman Amin gefunden hatten.

    »Wer steckt bloß dahinter?«, fragte Møller. »Das würde ich gerne wissen.«
    »Vielleicht wird das ja im Laufe der Zeit klarer«, meinte Skov. »Vielleicht waren die Terroristen in Korsør ja auf eigene Rechnung unterwegs. Aber natürlich könnte jemand im Hintergrund die Anweisungen gegeben haben.«
    »Jemand muss die Aktion schließlich finanziert haben«, meinte Vincent. »Und wer hat an der Börse spekuliert?«
    »Ganz richtig«, bemerkte Skov. »Ich meine nur, dass das zur Ermittlung der Besetzung gehört. Damit befasst man sich eine Etage höher.«
    »Der Schlüssel«, sagte Møller. »Ich würde gerne den Schrank finden, zu dem der Schlüssel passt.«
    Skov nickte. »Ja«, meinte er. »Such weiter. Wir können jetzt nicht einfach aufhören. Vielleicht finden wir noch weitere Antworten. Du bekommst ein neues Foto von Iman Amin. Mal sehen, ob wir nicht etwas Leben in ihr Gesicht hineinretuschieren können.«
     
    In Korsør versammelte sich eine große Menschenmenge vor dem Hotel Kong Frederik. Alle unterhielten sich leise, die Kinder machten große Augen. Männer und Frauen weinten. Das Gebäude war von der Polizei rundum mit Flatterband abgesperrt worden. Mehr war nicht nötig, um die Menschen auf Distanz zu halten. Niemand schrie nach Rache.
    Eine ältere Frau ging mit raschen Schritten auf einen der Uniformierten zu, der hinter der Absperrung stand.
    »Ich muss mit einem der Verantwortlichen sprechen«, sagte sie. Sie sprach mit einer Mischung aus Eifer und Nervosität.
    »Worum geht es?«, fragte der Polizist.
    »Es ist sehr wichtig«, sagte die Frau.
    »Ja, aber worum geht es?«

    »Es gibt eine Terroristin, die sich in dem Haus gegenüber von meinem eigenen versteckt«, sagte sie.
    Der Polizist sah sie einen Augenblick lang nachdenklich an und bat sie dann mitzukommen. Er führte sie zu seinem Vorgesetzten, einem Kommissar aus Slagelse, der für die Ordnung am Tatort verantwortlich war. Die Frau wiederholte ihre Worte.
    »Welches Haus?«, fragte der Kommissar.
    »Ich wohne am Markt. Es gibt eine Frau im dritten Stock im Haus gegenüber. Sie wohnt nicht dort. Ich war gestern Nacht während der Schießerei im Hotel wach, und da sah ich sie von meinem Fenster aus.«
    »Aber warum glauben Sie, dass sie zu den Terroristen gehört? «
    »Sie kam mit einer Waffe an, nachdem die Schießerei zu Ende war.«
    Die Frau wurde rasch zum Befehlshaber der Kommandotruppe geführt. Sie erzählte ein weiteres Mal, was sie gesehen hatte.
    »Sagten Sie, dritter Stock? Woher wissen Sie das, wenn Sie sie nur unten ins Haus haben gehen sehen?«
    »Es brannte nur dort Licht. Und sie wohnt auch nicht dort. Ich kenne alle meine Nachbarn. Sie gehört da nicht hin.«
     
    Bei der Öffnung der Wohnung, die die zweiundsechzigjährige Bibliothekarin Kirsten Berg zur Verfügung gestellt hatte, wurde brutal vorgegangen. Die Tür wurde eingetreten, und zehn bewaffnete Polizisten stürmten die Wohnung. Da diese nur aus einem Zimmer, Küche und Bad bestand, wurde es eng.
    Lydia saß im Sessel und verfolgte die Livereportage im dänischen Fernsehen mit. Sie sah sofort ein, dass jeder Versuch, zur Maschinenpistole zu greifen, die an der Wand lehnte, zum sicheren Tod führen würde. Deswegen blieb sie einfach sitzen.
Waffen, die auf sie gerichtet waren, zwangen sie, sich bäuchlings auf den Fußboden zu legen. Man legte ihr Handschellen an. Sie schrie auf, als man sie an den Ellbogen hochhob.
    Ein Beamter mit höherem Dienstrang forderte sie auf, sich auszuweisen.

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