Der Geheimnistraeger
oben auf die vier Männer schoss.
Von der Abfahrt 42 der E 20 nördlich der Stadt setzte sich ein dritter Panzer in Bewegung. Aber statt über die Brücke in den südlichen Teil Korsørs zu fahren, blieb er auf seiner Seite des Sunds auf der dem Hotel gegenüberliegenden Seite. Zwei Schwarzgekleidete, die das Hotelentree bewachten, richteten ihre Gewehre auf den Panzer, wurden aber von einem Kugelhagel aus dem Maschinengewehr getroffen. Als der Kommandant des Panzers von seinen eigenen Leuten aus dem Hotel über Handy keine Antwort erhielt, feuerte der Schütze eine 105-mm-Granate über den schmalen Sund in das Hotelentree ab. Eine weitere Granate traf das zweite Stockwerk des Hotels. Der Schütze beschoss die Herberge anschließend mit dem Maschinengewehr. Durch das Feuer war ein Entkommen aus dem Haus unmöglich.
Die beiden schwarzgekleideten Panzerfaustschützen aus der Marina umrundeten wenig später die Landzunge im hintersten Teil des Hafens. Von diesem Punkt aus lag der Panzer auf der anderen Seite des Sunds in Schusslinie. Er war nur gute hundert Meter von ihnen entfernt. Sie waren bislang nicht entdeckt worden und zielten beide auf den Geschützturmkranz, den schwächsten Punkt eines Panzers zwischen Turm und Chassis. Die Treffer erschütterten den Leopard, der wie ein tödlich verletztes Tier aufbebte, bevor die Munition in seinem Inneren explodierte.
Aus dem Hotel rannten schwarzgekleidete Männer. In der Mitte der Gruppe versuchte Espen Schritt zu halten. Es fiel ihm schwer, auf den Beinen zu bleiben. Schwarzgekleidete Verwundete und Tote wurden von ihren unverletzten Kameraden aus
dem Gebäude getragen. Als Letzte kamen vier Männer, die Woods Deckung gaben.
Die Gruppe bewegte sich auf das offene Hafengebiet auf der Spitze der Landzunge zu. Espen hörte ein Geräusch aus der Ferne: Helikopter. Sie flogen niedrig am südlichen Ufer entlang. Weniger als fünf Minuten später befand er sich in der Luft. Er hatte keine Ahnung, wohin man ihn bringen würde und wer diese Männer waren.
55. Kapitel
Die Erstürmung des Hotels hatte zwölf Minuten gedauert. Die Führungsgruppe im Polizeipräsidium in Kopenhagen hatte Mühe, die Berichte zu deuten, die in der Zentrale eintrafen.
»Das Hotel scheint einem gewaltsamen Angriff ausgesetzt zu sein«, sagte Reichspolizeichef Thord Henning und wandte sich an den Oberbefehlshaber. »Was ist da los?«
»Das sind nicht meine Leute«, sagte Oberbefehlshaber Hans Enhørning. »Das ist vollkommen unbegreiflich.«
»Was geschieht mit den Geiseln?«, fragte Staatssekretär Knud Halsberg.
Niemand konnte diese Frage beantworten. Alle fürchteten das Schlimmste.
»Wir können nicht länger warten«, sagte der Oberbefehlshaber. »Wir müssen handeln.«
»Wir müssen erst alle ihre Panzerwagen unschädlich machen«, sagte Henning. Er wandte sich an einen Mitarbeiter, der ihm einen Stapel am Computer ausgedruckter Fotos aushändigte.
»Alles deutet daraufhin, dass drei Panzer bei diesem seltsamen Kampf zerstört worden sind. Und einer ging bereits vorher in Flammen auf. Das bedeutet, dass noch sechs übrig sind. Wir greifen an, sobald Sie bereit sind.«
Er wandte sich an den Oberbefehlshaber.
»Meine Panzer befinden sich in Position«, sagte der Oberkommandierende und schaute auf seine Armbanduhr. »Bis auf eine Staffel, die noch ungefähr eine halbe Stunde benötigt.«
»Was wird aus der Brücke?«, fragte Halsberg. »Wie sichern wir die?«
»Die feindlichen Panzer an der Brücke befinden sich am weitesten von unseren angreifenden Truppen entfernt«, erwiderte der Oberbefehlshaber. »Wir haben keine andere Möglichkeit, als sie zu bombardieren. Das erschien uns bislang zu riskant. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Vortrupp der Infanterie mit Panzerfäusten loszuschicken. Das funktioniert innerhalb der Stadt, aber nicht auf freiem Feld. Da wäre es reiner Selbstmord, insbesondere jetzt, wo bei den Panzerbesatzungen nach allem, was vorgefallen ist, red alert herrscht.«
»Wir riskieren also, dass die Brücke gesprengt wird?«, fragte Halsberg.
Niemand wollte diese Frage beantworten.
»Nacht oder Morgendämmerung?«, fragte der Reichspolizeichef nach einer kurzen Stille im Raum.
»Nacht«, sagte der Oberbefehlshaber. »Wir haben vierzig Panzer gegen sechs. Sie haben keine Chance. Wir legen los, so rasch es geht.«
»Kann man sie nicht dazu bringen, aufzugeben, jetzt, wo sie so geschwächt sind?«, meinte Halsberg.
»Wir können es ihnen anbieten«, meinte
Weitere Kostenlose Bücher