Der Geheimnistraeger
haben.«
Als er Skovs Büro verließ, stieß Møller mit einem Mann zusammen, den er nicht kannte. Er hörte Skovs Stimme hinter sich:
»Komm rein, Terfig.«
Terfig, Abteilungsleiter bei der Sicherheitspolizei PET, schloss die Tür hinter sich und blieb unentschlossen mitten im Zimmer stehen.
»Ich habe gerade etwas sehr Seltsames gehört«, sagte er. Skov blickte zu ihm auf und zog die Augenbrauen hoch.
Eine Viertelstunde später saßen Terfig und Skov bei Reichspolizeichef Thord Henning.
»Meine Herren«, sagte Henning. »Es sei wichtig, sagten Sie. Ich bin sehr beschäftigt und hoffe deswegen, dass wir diese Sache rasch klären können.«
»Die Frau, die heute Morgen in Korsør festgenommen wurde«, sagte Terfig nach einem Augenblick, denn er bezweifelte, dass sich diese Sache wirklich rasch würde abhandeln lassen können, »heißt Lydia Tamaradze. Als sie festgenommen wurde, hatte sie zwei Maschinenpistolen in ihrer Wohnung.«
»Das weiß ich bereits«, sagte Thord Henning und hielt ein Papier in die Luft. »Ich habe einen Bericht über sie erhalten. Sie stammt aus Georgien und ist wahrscheinlich schon seit Jahren eine kaukasische Terroristin. Sie ist die einzige Besatzerin, die wir lebend aufgegriffen haben. Sie hatte in Dänemark einen Asylantrag gestellt, der abgelehnt wurde. Offenbar gelang es ihr, das Land zu verlassen, ehe sie abgeschoben wurde. Es ist nicht klar, wohin. Ihr damaliger Anwalt hat weiterhin versucht, ihr eine Aufenthaltsbewilligung zu verschaffen. Jetzt kommt sie zurück und sucht uns wie ein uneingeladener Gast heim.«
Henning legte das Papier beiseite, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände auf seinem Bauch.
»Die Sache ist folgende«, meinte Terfig. »Die Terroristen im Hotel sind mit Munition Kaliber 5,56 mm erschossen worden. Diese Munition wird von modernsten Waffen verwendet und führt zu umfassenden Verletzungen. Offenbar war die Kommandotruppe mit solchen Sturmgewehren ausgerüstet. Zwei der Terroristen wurden jedoch mit 7,62-mm-Munition erschossen. Diese stammt aus den eigenen Waffen der Terroristen.«
»Fahrlässige Schüsse in einer chaotischen Situation«, meinte Henning. » Friendly fire . Nichts Ungewöhnliches.«
»Bei einem der beiden könnte das zutreffen«, meinte Terfig. »Der Mann lag mit einem Schuss im Rücken auf der Straße vor dem Hotel. Der andere lag allerdings mit Brandverletzungen und erschossen vor dem Panzerwagen, der in der Nacht auf Montag auf dem Marktplatz zerstört wurde. Wie dieser Angriff ausgesehen hat, ist ja immer noch ein Rätsel. Es kann sich aber kaum um einen fahrlässigen Schuss beim letzten Gefecht gehandelt haben.«
»Und was wollen Sie damit sagen?«, fragte Thord Henning.
»Eine der Kugeln wurde ballistisch untersucht. Es liegt erst ein vorläufiges Ergebnis vor, aber …«
»Ja?«, sagte Thord Henning.
»Der Schuss wurde von einer von Lydia Tamaradzes Waffen abgefeuert.«
Der Reichspolizeichef schwieg einen Augenblick.
»Warten Sie«, sagte er. »Sie wollen also sagen, dass sie absichtlich einen ihrer eigenen Leute erschossen hat und das bereits einen ganzen Tag vor dem Angriff auf das Hotel?«
»Ja, falls sie wirklich zur Terroristengruppe gehört hat«, meinte Terfig.
»Wer hätte sie denn sonst sein sollen?«
»Eine Asylbewerberin. Genau das, was sie auch gesagt hat, als wir sie festgenommen haben. Eine Asylbewerberin, die sich in Korsør versteckt hielt.«
»Aber wie hätte sie in den Besitz von zwei Waffen der Terroristen kommen sollen, wenn sie nicht selbst zu dieser Gruppe gehörte?«
»Das ist noch ein Rätsel, das muss ich zugeben«, erwiderte Terfig.
»Und warum …«, Thord Henning unterbrach sich. »Soll sie den Angriff auf den Panzerwagen allein unternommen haben? Das klingt völlig unglaublich.«
Terfig breitete die Hände aus. »Sie haben recht. Aber Tatsache ist, dass die Kugel aus ihrer eigenen Waffe stammt. Außerdem stimmt das mit einer Zeugenaussage aus der fraglichen Nacht überein. Eine Person soll aus einem Fenster in Tamaradzes Haus auf den Panzer geschossen haben.«
»Eine Asylbewerberin soll also die Terroristen ganz allein mit ihren eigenen Waffen angegriffen, einen Panzerwagen zerstört und mindestens zwei Terroristen erschossen haben«, fasste Thord Henning zusammen. »Wenn das der Fall ist, dann müssen wir vermutlich unser Asylrecht revidieren. Sie müssen schon entschuldigen, Terfig, aber das kann nur ein Missverständnis sein. Wir wissen einfach noch nicht
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