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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bereitwillig und lächelnd. »Ich will Euch, mein Herr, ein treuer Lehnsmann auf Eaton sein, und meine Augen und Ohren sollen die Euren sein.«
    »Und willst du auch Cuthred meine Geschichte erzählen? Er soll nicht schlecht vom Vater Abt denken; der tut ja nur, was mein Vater für mich wollte. Aber du hast mir deinen Namen noch nicht gesagt, ich muß doch wissen, wie du heißt.«
    »Mein Name ist Hyacinth. Ich habe gehört, daß auch ein Bischof einmal so genannt wurde, aber ich bin kein Bischof.
    Deine Geheimnisse sind bei einem Sünder sicherer aufgehoben als bei einem Heiligen, und ich bin dir näher als dem Beichtstuhl, habe keine Angst.«
    Sie waren so vertraut miteinander geworden, daß sich Richards Magen mit der Zeit nachdrücklich melden mußte, um ihn an das Mittagsmahl zu erinnern. Sie standen auf, um sich zu verabschieden. Richard trottete neben seinem neuen Freund über den Pfad, der unter den Mauern der Enklave bis zur Vorstadt führte. An der Mauerecke nahmen sie Abschied.
    Richard sah der schmalen, aufrechten Gestalt nach, die sich über die Hauptstraße entfernte, bevor er kehrtmachte und fröhlich tänzelnd durch die Pforte die Enklave betrat.
    Hyacinth legte die ersten Meilen seiner Rückreise mit federndem, weitem Schritt zurück, weniger aus einem Gefühl der Eile oder Pflicht, als aus reiner Freude an den fließenden Bewegungen seines Ganges, an der Kraft und der Energie seines Körpers. Er nahm in Attingham die Brücke über den Fluß, watete durch die Feuchtwiesen des Nebenstromes, des Tern, und wandte sich von Wroxeter aus gen Süden nach Eyton. Als er die Ausläufer des Waldlandes erreichte, ging er langsamer und begann zu schlendern, denn da der Tag so schön war, hatte er es mit dem Ankommen nicht eilig. Er mußte das Land der Abtei durchqueren, um die Einsiedelei zu erreichen, die in dem schmalen Ausläufer von Ludels Land lag, der bis ins Nachbargebiet ragte. Fröhlich pfeifend marschierte er auf dem Weg am Bach entlang und umrundete die Nordecke von Eilmunds Schonung. Die Uferböschung, die sich jenseits des Baches erhob und die Schonung schützte, war hoch und steil, doch gut befestigt und mit Gras bewachsen. Bisher hatte sie noch nie nachgegeben, und noch nie war der Bach so breit oder reißend geworden, daß er diesen Abhang hätte unterspülen können. Und doch war es geschehen. Das nackte Erdreich zeigte sich schon von weitem in einer tiefen, dunklen Narbe. Er betrachtete den Spalt und nagte nachdenklich an der Unterlippe, dann zuckte er plötzlich die Achseln und lachte. »Je boshafter desto schöner!« sagte er halblaut und ging weiter zu der Stelle, an der die Böschung unterspült war.
    Er war noch einige Meter von der schlimmsten Stelle entfernt, als er einen gedämpften Schrei hörte, der aus der Erde zu kommen schien. Dann vernahm er, wie jemand verzweifelt und unter Schmerzen einatmete, und dann wurde eine ganze Reihe gedämpfter Flüche ausgestoßen. Er war erschrocken, doch er reagierte rasch und rannte sofort los. Er blickte über die Kante des Grabens, in dem schlammiges Wasser rasch anstieg. Auf der anderen Seite hatte es einen frischen Einbruch gegeben, und eine einsame alte Weide, deren Wurzeln schon vom ersten Erdrutsch teilweise freigelegt worden waren, war umgekippt und lag schräg im Bach. Die Äste bebten und raschelten unter den heftigen Bewegungen eines Menschen, der unter ihnen eingeklemmt war, halb im Wasser, halb auf dem Land. Ein Arm tastete zwischen den Blättern nach einem Halt und versuchte, den Baum anzuheben. Durch die peitschenden Blätter sah Hyacinth Eilmunds verschmutztes, verzerrtes Gesicht.
    »Wartet!« rief er. »Ich komme hinunter!« Und hinunter ging er, hüfttief ins Wasser, und tauchte unter die Äste, um den Rücken darunter zu bringen und sie so weit anzuheben, daß der eingesperrte Förster sich befreien konnte. Eilmund stemmte stöhnend und keuchend beide Fäuste in den Lehm, spannte den Rücken und zog sich ein Stück unter dem Ast heraus, der seine Beine einklemmte. Er stieß vor Anstrengung einen halb erstickten Schmerzensschrei aus.
    »Ihr seid verletzt!« Hyacinth faßte ihn mit beiden Händen unter den Achseln und stemmte den Rücken fest gegen den dicksten Ast. Der Baum begann schwerfällig zu schwanken.
    »Jetzt! Los!«
    Eilmund strengte sich noch einmal an, Hyacinth hob den Ast, frische Erde rutschte auf sie beide herab, doch die Weide gab nach und rollte klatschend herum. Der Förster lag endlich auf der nackten Erde, die

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