Der Geheimnisvolle Eremit
Füße gerade noch im Wasser. Hyacinth, dessen Kleidung von Schlamm überzogen war, kniete neben ihm nieder.
»Ich muß Hilfe holen, ich kann Euch nicht allein hier fortbringen. Und Ihr werdet wohl eine ganze Weile nicht mehr auf Euren eigenen Füßen stehen können. Könnt Ihr bleiben, wie Ihr seid, bis ich John von Longwoods Männer von den Feldern geholt habe? Wir brauchen mehr als einen Mann und außerdem eine Art Bahre oder Trage für Euch. Gibt es noch schlimmere Verletzungen außer denen, die ich jetzt sehe?«
Doch was er gesehen hatte, war mehr als genug, und sein braunes Gesicht erbleichte unter den Schlammflecken.
»Mein Bein ist gebrochen.« Eilmund ließ seine breiten Schultern vorsichtig in die weiche Erde sinken und holte tief Luft. »Welch ein Glück, daß Ihr vorbeigekommen seid, denn ich war eingeklemmt, und das Wasser im Bach steigt rasch. Ich wollte die Uferböschung reparieren. Junge«, sagte er und grinste verkrampft, um nicht wieder stöhnen zu müssen, »in Euren schmalen Schultern steckt mehr Kraft, als man Euch auf den ersten Blick zutraut.«
»Könnt Ihr eine Weile so bleiben?« Hyacinth blickte besorgt zur Böschung über ihnen, doch von dort rollten nur noch kleine, harmlose Erdklumpen herab. Der Bewuchs aus Blattpflanzen und Rasen schien die Kante des Kanals zu halten. »Ich werde laufen. Es wird nicht lange dauern.«
So rannte er schnell und schnurgerade zu den Feldern von Eaton und rief den ersten Arbeiter an, den er sah. Sie borgten eine Schafhürde aus und eilten zurück, um den Verletzten, der verständlicherweise unterdrückte Flüche von sich gab, daraufzuheben und die halbe Meile bis zu seiner Hütte im Wald zu tragen. Hyacinth, dem eingefallen war, daß der Mann mit seiner Tochter zusammenlebte, lief voraus, um sie zu warnen und sie zu beruhigen und um ihr Zeit zu geben, für den Verletzten ein Lager vorzubereiten.
Die Hütte lag, von einem gut gepflegten Garten umgeben, auf einer Lichtung im Wald, und als Hyacinth sie erreichte, stand die Tür offen, und im Haus sang ein Mädchen leise bei der Arbeit. So eilig er es auch gehabt hatte, sie zu erreichen, nun schien er fast Hemmungen zu haben, an die Tür zu klopfen oder ohne Klopfen einzutreten. Aber während er noch auf der Türschwelle zögerte, brach der Gesang ab, und sie kam heraus, um zu sehen, wessen leichter Schritt die Kiesel auf dem Weg angestoßen hatte.
Sie war klein, aber stämmig und niedlich herausgeputzt; sie hatte klare blaue Augen und die frische Hautfarbe einer wilden Rose. Ihr zu einem ordentlichen Zopf geflochtenes hellbraunes Haar fiel in Wellen herunter wie die Maserung von polierter Eiche. Sie betrachtete ihn mit offener Neugier und einer Freundlichkeit, die ihm die sonst so bewegliche Zunge lähmte.
Trotz der Dringlichkeit seiner Nachricht ergriff sie als erste das Wort.
»Wollt Ihr zu meinem Vater? Er ist draußen in der Schonung, Ihr findet ihn an der Stelle, wo die Böschung eingestürzt ist.«
Und die blauen Augen musterten ihn mit Interesse und Genugtuung. Anscheinend gefiel dem Mädchen, was ihre Augen sagen. »Ihr seid sicher der Junge, der mit dem Einsiedler der alten Dame gekommen ist, nicht wahr? Ich habe Euch in seinem Garten arbeiten gesehen.«
Hyacinth bejahte und gab sich einen Ruck, um endlich zu berichten, was er zu berichten hatte. »Der bin ich, und mein Name ist Hyacinth. Euer Vater ist auf dem Rückweg zu Euch, und ich muß leider sagen, daß ihm ein Unglück zustieß, das ihn eine Weile ans Haus fesseln wird. Ich wollte Euch unterrichten, bevor er gebracht wird. Oh, keine Angst, er lebt und ist bei Bewußtsein, und in einiger Zeit wird er wieder der Alte sein.
Aber sein Bein ist gebrochen. Es gab einen zweiten Erdrutsch, der einen Baum auf ihn stürzen ließ, so daß er im Graben feststeckte. Er wird aber zweifellos wieder gesund werden.«
Sie war erbleicht und hatte besorgt das Gesicht verzogen, doch sie hatte nicht geschrien. Sie nahm auf, was er sagte, schüttelte sich abrupt und machte sich sofort daran, die Türen weit zu öffnen, damit die Bahre mit dem Verletzten hereingetragen werden konnte. Dann bereitete sie das Lager vor, auf das er gebettet werden sollte, und schließlich setzte sie einen Topf Wasser aufs Feuer. Währenddessen sprach sie ganz praktisch und völlig ruhig über die Schulter mit Hyacinth.
»Es ist nicht das erste Mal, daß er verletzt heimkommt; aber ein Bein hat er sich noch nie gebrochen. Ein Baum ist umgestürzt, sagt Ihr? Diese alte Weide –
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