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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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seiner Ansicht nach ergebnislos verlaufen mußte. Doch man konnte nicht sicher sein, und falls sie damit gerechnet hatte, daß eine so freimütige und schnelle Einladung als Beweis gelten und die Männer in eine andere Richtung lenken würde, möglicherweise sogar mit schamrotem Gesicht, dann sollte sie sich täuschen. Hugh machte sich daran, jeden Winkel in Dionisias Herrenhaus zu durchsuchen, die Küchen und die Lagerräume, jede Kiste, jeden Handkarren und jedes Faß im Speicher, jede Scheune und jeden Stall am Palisadenzaun, die Werkstatt des Schmiedes, jeden Dachboden und jedes Lager. Dann wandte er sich nach draußen und suchte die Felder und die Schafhürden ab und schließlich die Hütten aller Pächter und Leibeigenen und Freisassen auf Richards Land. Aber Richard war nirgends zu finden.
    Bruder Cadfael ritt am Nachmittag zu Eilmunds Haus. Er hatte die neuen Krücken bei sich, die Bruder Simon nach den Maßen des Försters geschnitten hatte. Es waren kräftige, gute Stützen, die ein ordentliches Gewicht tragen konnten. Der Bruch heilte gut, das Bein war gerade und nicht verkürzt.
    Eilmund war es nicht gewöhnt, untätig im Bett zu liegen, und er war eifersüchtig, weil fremde Hände seinen Wald pflegten.
    Sobald er erst diese Hilfsmittel in Händen hielt, würde Annet ihn kaum noch im Hause halten können. Cadfael mußte daran denken, daß ihr die Hilflosigkeit ihres Vaters ungewöhnlich viel Freiraum gegeben hatte, ihren eigenen weiblichen Plänen nachzugehen, die zweifellos recht unschuldig waren; doch was Eilmund daraus machte, wenn er es herausfand, war eine andere Sache.
    Als er sich dem Dorf Worxeter näherte, traf Cadfael auf Hugh, der nach einem langen Tag im Sattel zur Stadt zurückritt.
    Draußen in den Feldern und im Wald kämmten seine Soldaten immer noch methodisch jeden Hain und jede Wiese durch.
    Hugh jedoch mußte unterdessen allein zur Burg zurück, um in Erfahrung zu bringen, welche Nachrichten inzwischen eingetroffen waren, und um zu überlegen, wie man am besten das noch verbleibende Gelände absuchte und wie weit die Suche ausgedehnt werden mußte, wenn sie ergebnislos blieb.
    »Nein«, sagte Hugh, Cadfaels stumme Frage beantwortend, sobald sie in Rufweite voneinander waren, »sie hat ihn nicht geholt. Allem Anschein nach erfuhr sie erst von mir, daß er vermißt wurde, wenn es auch, soweit ich weiß, für eine Frau keine große Mühe ist, einen solchen Auftritt zu inszenieren.
    Aber wir haben in ihren Ställen und Scheunen jeden Strohhalm umgedreht, und was wir nicht gefunden haben, ist so klein, daß es nie gefunden wird. Kein schwarzes Pony in den Ställen, keine Seele, die eine andere Geschichte erzählt, von John von Longwood bis zum Gesellen des Schmiedes. Richard ist nicht da. Er ist in keiner Hütte und in keiner Scheune im Dorf. Auch der Priester öffnete uns sein Haus und begleitete uns rund um das Gut, und er ist ein aufrichtiger Mann.«
    Cadfael nickte finster, da seine Befürchtungen bestätigt wurden. »Ich hatte schon den Verdacht, daß mehr dahinter steckt. Es könnte der Mühe wert sein, es auch jenseits von Wroxeter zu versuchen. Nicht, daß mir Fulke Astley wie ein Übeltäter vorkommt – dazu ist er zu fett und vorsichtig.«
    »Ich komme gerade von dort«, berichtete Hugh weiter. »Drei meiner Männer schnüffeln noch in den letzten Winkeln herum, doch ich bin sicher, daß er auch dort nicht ist. Wir haben nichts ausgelassen – Herrenhaus, Hütten, Pächter, nichts. Was alle Menschen gemeinsam trifft, kann keiner für sich allein beklagen. Astley hat sich allerdings etwas geziert, bevor er uns hereinließ. Es ging ihm nur um seine Würde, denn wir fanden nichts.«
    »Das Pony muß irgendwo eingesperrt sein«, meinte Cadfael, indem er nachdenklich auf der Unterlippe kaute.
    »Es sei denn«, sagte Hugh düster, »der zweite Flüchtige ist mit dem Pferd aus der Grafschaft geritten und hat den Jungen so zurückgelassen, daß dieser nichts mehr bezeugen kann – selbst wenn wir ihn finden.«
    Sie starrten einander an und räumten mit ihrem stummen Blick ein, daß dies eine schreckliche, bittere Möglichkeit war, die nicht völlig ausgeschlossen werden konnte.
    »Das Kind ist zu ihm gelaufen, soweit wir wissen«, sprach Hugh weiter, »ohne zu irgend jemand ein Wort zu sagen. Wie, wenn der Knabe in aller Unschuld tatsächlich zu einem Schurken und Mörder ritt? Das Pony ist ein kräftiges kleines Tier, groß genug für Richard, der Bursche des Einsiedlers war ein

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