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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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braunem Eichenholz, denn er war bei Wind und Wetter im Freien unterwegs, und es gab keine Aufgabe in seinem Land, die er nicht selbst in die Hand nehmen konnte. Er starrte Hughs Männer an, die zielstrebig zum Tor hereinritten, doch er schien eher verwundert und neugierig als entrüstet, und kam ihnen sofort entgegen.
    »Nun, mein Herr, warum seid Ihr so früh unterwegs?« Ihm war sofort klar, daß ihr Erscheinen etwas Wichtiges zu bedeuten hatte. Keine Hunde und keine Falken, sondern Waffen im Gürtel der Männer und zwei Bogenschützen mit geschulterten Bögen. Dies war eine ganz besondere Jagd. »Wir haben hier keine Schwierigkeiten. Was gibt es Neues in Shrewsbury?«
    »Wir suchen nach zwei Vermißten«, sagte Hugh knapp.
    »Erzählt mir nur nicht, Ihr hättet nicht gehört, daß auf dem Weg zur Stadt vor zwei Tagen ein Mann ermordet wurde. Und der Junge des Einsiedlers ist geflohen und wird verdächtigt, ein entlaufener Leibeigener zu sein, der nun möglicherweise allen Grund hat, ein zweites Mal die Beine in die Hand zu nehmen.
    Den suchen wir.«
    »Oh, natürlich, wir haben davon gehört«, erwiderte John sofort. »Aber ich bezweifle, daß er noch in der Nähe ist. Wir haben seit jenem Nachmittag, als er hier war, um einige Honigkuchen von unserer Dame für Cuthred abzuholen, keine Spur mehr von ihm gesehen. Sie war nicht erfreut über sein Verhalten, denn ich hörte sie schelten. Und er war gewiß ein unverschämter Kerl. Bei dem Vorsprung, den er hat, werdet Ihr ihn wohl nie wiedersehen. Allerdings habe ich nie bemerkt, daß er bewaffnet war«, fügte John hinzu, als dächte er jetzt erst richtig darüber nach. Er runzelte zweifelnd die Stirn. »Immerhin besteht noch die Möglichkeit, daß ein anderer das Leben seines Herrn beendet hat. Die Gefahr, wieder als Leibeigener leben zu müssen, hat sicher ausgereicht, um den Burschen die Beine in die Hand nehmen zu lassen. Und da sein Herr das Land nicht kennt, hätte dieser ihn schwerlich aufspüren können.
    So bestand sicher nicht die Notwendigkeit, ihn zu töten.
    Allerdings wird er dem Kommen seines Herrn kaum tatenlos entgegengesehen haben.«
    »Der Mann ist bisher weder verurteilt noch angeklagt«, stellte Hugh klar. »Das kann erst geschehen, wenn er gefaßt ist. Aber vorher kann er auch nicht vom Verdacht reingewaschen werden. Jedenfalls will ich ihn haben. Doch wir suchen noch einen zweiten Vermißten, John. Richard, der Enkelsohn Eurer Herrin, ritt am gleichen Abend aus der Abtei und ward seitdem nicht mehr gesehen.«
    »Der junge Herr!« rief John entsetzt und erschrocken. »Zwei Tage verschwunden, und wir erfahren erst jetzt davon? Gott steh uns bei, der Schlag wird sie treffen. Was ist passiert? Wer hat den Burschen geschnappt?«
    »Niemand hat ihn geschnappt. Er hat allein sein Pony gesattelt und ist davongeritten, ganz aus eigenem Antrieb. Und niemand weiß, wie es ihm seitdem ergangen ist. Und da einer der beiden, die ich suche, ein Mörder sein kann, will ich keine Scheune und kein Haus undurchsucht lassen, und ich will allen Männern auftragen, sich mit scharfem Auge auch nach Richard umzusehen. Zwar seid Ihr ein guter Aufseher, John, aber nicht einmal Ihr könnt wissen, welche Mäuse heimlich in Eure Ställe und Scheunen und Lagerhäuser gekrochen sein mögen. Und genau das will ich wissen, und genau das werde ich zwischen hier und Shrewsbury überall überprüfen. Geht hinein und sagt der Frau Dionisia, daß ich sie um ein Gespräch bitte.«
    John schüttelte hilflos den Kopf und ging. Hugh stieg ab und näherte sich der Treppe, die zur Haupthalle des Hauses über dem niedrigen Keller hinaufführte. Er wollte wissen, in welcher Verfassung Dionisia aus der breiten Türe trat. Wenn sie bis zu diesem Augenblick wirklich noch nichts vom Verschwinden des Jungen gehört hatte, von dem der Aufseher ihr sicherlich berichten würde, dann durfte er mit einem Wutausbruch rechnen, vermischt mit echtem Entsetzen und Kummer. Wußte sie jedoch schon davon und hatte sich möglicherweise auf einen Ausbruch vorbereitet, so entschlüpfte ihr vielleicht doch etwas, das sie verriet. Was John anging, so stand dessen Aufrichtigkeit nicht in Frage. Wenn sie den Jungen versteckt hielt, dann hatte John keinen Anteil daran. Er war kein Helfer, den sie mit einem solchen Auftrag betraut hätte, denn er war störrisch und fest entschlossen, eher Richards Aufseher zu sein als der ihre.
    Sie kam mit funkelnden Augen und wallenden blauen Gewändern aus der dunklen Türe

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