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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erwartete keine Antwort. »Habt Ihr zu dieser Jahreszeit viele Gäste? Wenn möglich in meinem Alter und von meinem Stand? Ich würde, wenn ich einen Partner finde, am Abend gern Schach spielen.«
    Wenn er auch das Interesse an Drogo Bosiet verloren hatte, so interessierte er sich anscheinend dennoch für andere, die wie er als Reisende gekommen waren. Für Männer in seinem Alter und von seinem Stand.
    »Bruder Denis könnte Euch ein würdiger Gegner sein«, antwortete Cadfael, sich absichtlich dumm stellend. »Ansonsten ist es um diese Jahreszeit bei uns immer ruhig. Das halbe Gästehaus ist leer.« Sie näherten sich der Treppe vor dem Gästehaus, über dem das Licht des bedeckten und stillen Spätnachmittags allmählich zum Taubengrau des Abends wechselte.
    »Dieser Mann, der im Wald niedergestreckt wurde«, sagte Rafe von Coventry. »Euer Sheriff wird sicherlich zur Jagd auf den Gesetzesbrecher geblasen haben, der seine Schandtat so nahe an der Stadt beging. Hat man schon einen Verdacht, wer das Verbrechen begangen haben könnte?«
    »Allerdings«, erwiderte Cadfael, »doch man ist noch nicht sicher. Ein Neuankömmling in dieser Gegend, der seit dem Mord aus dem Dienst seines Herrn verschwunden ist.« Und ganz unschuldig und ohne zu verraten, daß er den Gast ausforschen wollte, fuhr er fort: »Ein junger Bursche ist er, vielleicht zwanzig Jahre alt…«
    Nicht in Rafes Alter und von seinem Stand, nein! Also uninteressant für ihn, denn er nahm die Information nickend zur Kenntnis und vergaß sie, wenn man seinem gleichgültigen Gesichtsausdruck glauben konnte, sofort wieder. »Nun, möge der Herr über ihre Jagd wachen!« sagte er und tat Hyacinths Schuld oder Unschuld als bedeutungslos für das ab, was seinen Geist beschäftigte.
    Er betrat zielstrebig das Gästehaus, um, wie Cadfael dachte, nach Männern in mittleren Jahren Ausschau zu halten, die am Abendessen teilnehmen würden. Ob er jemand Bestimmten suchte? Dessen Name, da er nicht nach Namen gefragt hatte, keine Hilfe sein würde, da er möglicherweise falsch war? Und jedenfalls nicht Drogo Bosiet aus Northamptonshire lautete?

8. Kapitel
    Hugh erreichte das Herrenhaus von Eaton früh am Morgen.
    Sechs Berittene begleiteten ihn, ein Dutzend weitere warteten zwischen dem Fluß und der Hauptstraße, von wo aus sie das weite Acker-und Waldland von Wroxeter bis nach Eyton und darüber hinaus absuchen wollten. Die Suche nach einem flüchtigen Mörder hätte nach Westen erfolgen müssen, doch Richard mußte irgendwo in dieser Gegend sein, wenn er sich tatsächlich aufgemacht hatte, um Hyacinth vor seinem rachsüchtigen Herrn zu warnen. Hughs Truppe hatte die Verbindungsstraße zwischen der Vorstadt der Abtei und Wroxeter genommen, auf der sie schnell reiten konnten und die sie bis in die Nähe von Cuthreds Klause führte, wo Richard höchstwahrscheinlich Hyacinth aufgesucht hatte. Nach dem Bericht des jungen Edwin war er Drogo Bosiet nur um wenige Minuten zuvorgekommen und hatte wahrscheinlich in seiner Eile den kürzesten und schnellsten Weg benutzt. Doch er hatte die Einsiedelei nie erreicht.
    »Der Knabe Richard?« fragte der Einsiedler erstaunt.
    »Gestern habt Ihr mich nicht nach ihm gefragt; Ihr fragtet nur nach dem Mann. Nein, Richard war nicht hier. Ich erinnere mich gut an den Jungen. Gott möge ihn behüten, daß er keinen Schaden nimmt! Ich wußte nicht, daß er vermißt wurde.«
    »Und Ihr habt ihn in der Zwischenzeit nicht gesehen? Er wird seit zwei Tagen vermißt.«
    »Nein, ich habe ihn nicht gesehen. Meine Tür steht immer offen, selbst des Nachts«, erwiderte Cuthred, »und ich bin ständig da, falls jemand mich braucht. Wäre dem Kind hier in der Nähe irgendein Unglück zugestoßen, dann wäre es gewiß zu mir gekommen. Doch ich habe den Jungen nicht gesehen.«
    Es entsprach der Wahrheit, daß beide Türen weit offen standen; die spärliche Möblierung des Wohnzimmers und der Kapelle waren deutlich zu sehen.
    »Falls ihr etwas von ihm hört«, bat Hugh, »dann benachrichtigt mich oder die Abtei oder meine Männer, die diese Gegend absuchen werden.«
    »Das will ich tun«, antwortete Cuthred ernst und stellte sich ins offene Tor seines kleinen Gartens, um ihnen nachzusehen, als sie nach Eaton zurückritten.
    John von Longwood trat sofort aus einer der langen Scheunen am Palisadenzaun, als er das dumpfe Trommeln zahlreicher Hufe auf der festgetretenen Erde des Hofes hörte.
    Seine nackten Arme und der fast kahle Kopf hatten die Farbe von

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