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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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andere, was aus Holz gebaut war, ebenfalls. Die stützenden Balken hatte das Feuer vollständig aufgefressen; Wände und Decken, die sie einst getragen hatten, waren eingestürzt. Nur die Außenmauern standen noch.
    Helene sah, dass das obere Stockwerk, wo ihr Zimmer und die Räume Gottfrieds lagen, in sich zusammengebrochen war. Wo soll ich heute Nacht nur schlafen?, fuhr es ihr durch den Kopf, als wäre diese Frage von irgendeiner Bedeutung.
    Dann erst begriff sie. Das obere Stockwerk war eingestürzt … auf das Erdgeschoss und hatte womöglich die Kinder unter sich begraben! Helene rannte den Hügel hinab, ohne darauf zu achten, ob die beiden anderen ihr folgten. Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass die Goldakazien, die die Hauptstraße säumten und im Sommer in goldgelber Blüte standen, nun mit Ruß überzogen und ihrer Blütenpracht beraubt waren. Schwer atmend stand sie schließlich vor dem klaffenden Loch in der Mauer, das einmal die Haustür gewesen war. Helene durchfuhr ein eiskaltes Zittern. Hilfesuchend drehte sie sich nach den Freundinnen um, die hinter sie getreten waren. Anna hatte ihre Hände auf den Mund gepresst, die Augen vor Schreck geweitet.
    »Vorsicht!« Luise riss Helene am Arm zurück, ein brennender Balken schlug vor ihren Füßen auf. Anna löste sich aus ihrer Starre und lief in die Hausruine hinein, ohne sich nach den Freundinnen umzudrehen.
    »Bist du verrückt?«, rief Luise ihr nach und eilte hinterher. »Komm sofort zurück! Die Mauern können jeden Moment einstürzen.« Doch Anna schien sich nicht um die warnenden Worte zu kümmern.
    Als beide Freundinnen in der verkohlten Tiefe des Hauses verschwunden waren, blickte sich Helene verzweifelt nach Hilfe um. Am liebsten wäre sie den anderen beiden nach, doch dann siegte die Vernunft.
    Sie rannte zur Kirche. Irgendjemand musste dort sein, der ihr helfen konnte! Sie betrat die Kirche durch ihre Schreibstube an der Rückseite. Von dort führte eine weitere Tür zum winzigen Chorraum. Niemand. Helene schnaufte vor Anstrengung und Angst. Fast wäre sie schon zum Gemeindehaus zurückgelaufen, da hörte sie ein Rascheln und Flüstern. Es war doch jemand in der Kirche! Sie hörte Stimmen und riss die Tür auf. Elisabeth kniete in der ersten Reihe, den Kopf gesenkt, und betete. Links und rechts neben ihr hatten sich die Kinder an sie gedrängt. Einige der Kleineren weinten. Als sie Helene sahen, sprangen sie von den Bänken und liefen ihr entgegen.
    »Helene, Helene! Ist es vorbei? Können wir nach Hause, zu unseren Eltern?«
    Helene war so erleichtert. Sie kniete sich hin und drückte die Kleinsten, die sich freudig und ängstlich zugleich an ihrem Rock festhielten. Michael zog an einer ihrer Strähnen und lachte sie an. Dann stand Elisabeth neben ihr. Helene erhob sich.
    »Wo ist Johannes?«, hörte sie sich fragen und erkannte noch im selben Augenblick ihren Fehler. Wie konnte sie sich als Erstes nach Johannes erkundigen, wo doch Elisabeth offensichtlich die Kinder gerettet hatte? Helene hätte sich ohrfeigen mögen, doch jetzt war es zu spät. Sie spürte Elisabeths kalten Blick auf sich ruhen.
    »Mein Sohn hat uns gerade noch rechtzeitig vor den Flammen in Sicherheit bringen können, bevor er wieder zu den Männern rausgeritten ist.« Sie machte eine Pause. »Du sorgst dich um ihn?«
    »Nein, es ist nur … Ich habe ihn zuletzt in der Gemeindeküche gesehen, bevor er zu Ihnen und den Kindern wollte und daher …«
    Elisabeth lachte trocken auf.
    »Gib dir keine Mühe, Helene! Ich weiß genau, wie viel dir an Johannes liegt. Ich müsste ja blind und taub sein.« Wieder lachte sie auf, und dieses Mal klang es bitter. Helene lief bis zu den Haarwurzeln rot an. Sie fühlte sich ertappt, dabei gab es nichts, dessen sie sich schämen müsste. Überhaupt ging es jetzt nicht um sie oder ihre Gefühle. Sie beschloss, auf Elisabeths Worte einfach nicht einzugehen.
    »Ich bin so froh, dass es Ihnen und den Kindern gutgeht.«
    Elisabeth setzte ihr süßliches Lächeln auf, bevor sie antwortete.
    »Ja, es fehlt uns an nichts. Danke der Nachfrage.« Der hämische Unterton war Helene nicht entgangen, doch das war ihr gleich. Luise und Anna waren noch im Gemeindehaus, oder besser gesagt in dem, was davon übrig geblieben war, und suchten nach den Kindern. Sie musste ihnen unbedingt Bescheid geben, dass die Kleinen in Sicherheit waren. Da sie Elisabeth nicht unnötig aufregen wollte, verschwieg ihr Helene die Gefahr, in der Anna sich

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