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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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derb es dabei zuging, hätte er seinen Söhnen diesen Riesenspaß mit Sicherheit verboten. Allein die Sprache der Treiber! Natürlich hatten die Brüder beileibe nicht alles verstehen können, aber manches eben doch, und dann hatten sie einander nur mit großen Augen und offenem Mund angeschaut. Wie nahe er und Georg sich als Kinder doch gewesen waren.
    Johannes drehte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinterm Kopf und sah hinaus in die Schwärze. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er hob den Kopf und blickte zum Swag des Bruders.
    »Hey, Georg, erinnert dich diese Nacht an etwas?«
    »Diese Nacht? Ich weiß nicht. Was meinst du?« Georgs Stimme klang schleppend, als hätte ihn Johannes aus einer Träumerei gerissen.
    »Weißt du nicht mehr? Jack, der alte Knochen und sein Billy Tea? « Johannes lachte bei der Erinnerung laut auf. Das war dem Ernst dieses Tages eher unangemessen, aber es konnte ihn ja niemand außer dem Bruder hören.
    »O Gott, ja. Der alte Jack und wie er bloß wegen seines Fünf-Uhr-Tees einmal den Busch abgefackelt hat«, erinnerte sich Georg. Jetzt lachte auch er. Dann schwiegen die Brüder wieder, und jeder hing seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Es war die Nacht dafür.
    »Weißt du, was aus dem alten Jack geworden ist?«, fragte Johannes nach einer Weile.
    »Nein, aber ich glaube, dass ihm seit jenem Ereignis keiner mehr einen Job geben wollte.«
    »Ganz schön traurig. Armer, alter Jack. Im Grunde war er ein guter Kerl, hat jederzeit unsere neugierigen Fragen beantwortet.«
    »Ja. Ohne Jack hätte ich noch lange darauf warten können, zu erfahren, wo die Kälber herkommen.«
    Die jungen Männer kicherten jetzt fast wie Mädchen, es war wohl die Erschöpfung. Dann verfielen sie wieder ins Schweigen, hingen den Kindheitserinnerungen nach.
    »Georg?«
    »Ja?«
    »Darf ich dich was Persönliches fragen?«
    »Sicher.«
    »Du und Helene. Ist da etwas zwischen euch?«
    In der Ferne zirpten die Grillen, als hätte es nie ein Feuer gegeben. Georg atmete hörbar aus.
    »Ich möchte sie heiraten.«
    Johannes stockte das Herz.
    »Hat Anna es dir nicht erzählt? Sie hat es mir nämlich auf den Kopf zugesagt, dass ich in Helene verliebt bin. Ich glaube, vorher wusste ich es selbst gar nicht so recht.«
    Johannes schluckte. »Ja, vor ein paar Monaten hat sie mal so etwas in der Richtung erwähnt. Dass ihr beide gut zusammenpassen würdet.«
    Ein Magpies -Paar war zurückgekehrt; die australischen Elstern übertönten mit ihrem eindringlichen, unverkennbaren Ruf die Grillen.
    »Ich hab mich gleich in sie verliebt. Schon damals am Hafen, als sie plötzlich vor mir stand. Fast wie ein Engel.«
    Eine Pause entstand.
    »Wieso hast du sie nicht schon längst gefragt?«
    »Du kennst mich doch, ich bin nicht so wie du, ich kann nicht so reden.«
    Georg konnte nicht sehen, dass Johannes nickte.
    »Glaubst du denn, dass sie dich auch liebt?«
    »Ich hoffe es. Was meinst du denn? Du siehst sie ja viel öfter als ich, täglich fast. Spricht sie manchmal von mir?«
    »Oh, sie mag dich sehr, das weiß ich. Erst vor ein paar Tagen hat sie gesagt, wie sehr sie deine stille, ernste Art schätzt.«
    »Wirklich? Das hat sie gesagt?« Georg klang aufgeregt. Dann wurde er still. »Du hast recht. Ich sollte sie bald fragen, vielleicht wartet sie ja längst darauf. Danke für den Rat, Bruder.«
    »Ihr zwei wärt ein schönes Paar.« Johannes hatte den letzten Satz mehr zu sich selbst gesprochen. Er schaute auf den pechschwarzen Hang, die letzten Funken waren verglüht. Dann drehte er sich zur Seite und legte die Hände unter die Wange.
    »Gute Nacht, Georg.«
    »Gute Nacht, Bruder.« Es dauerte lange, ehe Johannes in dieser Nacht Ruhe fand.

    Als die Männer aus ihren wüsten, verwirrenden Träumen erwachten, erwartete sie schon Hubert, ein kräftiger Bursche, der beim Schmied lernte und mit den Rohloffs nach Zionshill geritten war, um dort vor dem Feuer zu warnen. Müde und mitgenommen kroch einer nach dem anderen aus seinem Swag, um sich, wie am Abend verabredet, in der Mitte der Schneise zu treffen. Über dem Lagerfeuer brodelte der Kaffee, den die letzte Wache aufgesetzt hatte, und duftete verlockend. Johannes und Georg gesellten sich zur Runde und stellten sich wie die anderen Männer dicht ans Feuer. So früh am Morgen war es kalt und klamm.
    »Hubert, nun erzähl schon! Was ist mit Zionshill?« Johannes reichte dem jungen Mann einen Becher Kaffee. Alle Blicke richteten sich nun auf den Lehrling, der die

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