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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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schwindlig, und sie hielt sich mit der freien Hand an einer Armlehne fest. Ihre Zunge war so trocken, sie hätte unmöglich reden können. Nach Hilfe suchend, warf sie Parri einen flehentlichen Blick zu.
    »Warum wird das gemacht?«, fragte er in ruhigem Ton. Der Assistent schien überrascht. Ob über die Frage an sich oder über Parris einwandfreies Englisch, ließ sich nicht sagen.
    »Diese Frage muss ich Ihnen nicht beantworten.«
    »Warum tun Sie das? Wieso nehmt Ihr Weißen uns die Kinder weg?«
    »Ich habe es Ihnen doch vorgelesen. Wir kümmern uns um Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Das Gesetz ist nur zu deren Schutz verfasst worden.«
    »Wie haben Sie denn überprüft, ob die Kinder vernachlässigt wurden?«
    »Das muss ich nicht mit Ihnen diskutieren. Tatsache ist, dass sie bei ihren Eltern kein Englisch lernen und auch nicht wissen, wie man sich unter Weißen zu benehmen hat. Von ihren Eltern lernen diese Kinder nichts, was ihnen in der zivilisierten Gesellschaft weiterhelfen könnte. Im Gegenteil.« Die Stimme des Assistenten hatte während seiner Rede deutlich an Selbstsicherheit gewonnen.
    »Im Gegenteil?« Auf Parris Stirn zeigte sich eine zornige Falte.
    Der Assistent schob die Papiere zu einem Stapel zusammen, den er mit den Fingern in Form klopfte.
    »Genau. Im Gegenteil. So, und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe zu tun. Die Dame.« Er nickte Helene zu und stand auf.
    Parri hob abwehrend die Hand und stand langsam auf.
    »Erst sagen Sie uns, wo unsere Kinder sind!«
    »Das werde ich nicht, und das darf ich auch gar nicht. Und nun verlassen Sie bitte diesen Raum.« Er wies ihnen die Tür. »Gehen Sie jetzt, oder ich muss Sie hinausbegleiten lassen.«
    Pfeilschnell sprang Helene von ihrem Sitz auf und stellte sich dicht vor den Beamten.
    »Woher wollen Sie überhaupt wissen, ob in meiner Tochter Aborigine-Blut fließt?« Sie hatte die Hände zu wütenden Fäusten geballt. Der Blick des Assistenten glitt von Helene zu Parri und wieder zurück. Seine Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Grinsen.
    »Welche Siedler kämen schon auf die verrückte Idee, ihre kleine Tochter allein unter Wilden zu lassen? So hat man Ihre Tochter schließlich vorgefunden, Frau Junker. Splitterfasernackt, und dann sprach sie auch noch deren Kauderwelsch. Also bitte, Frau Junker, beleidigen Sie nicht meinen Verstand.« Helene wollte gerade protestieren, da fügte er seinen Worten noch etwas hinzu: »Aber es steht Ihnen natürlich frei, dieses Missverständnis auszuräumen – wenn es denn eins sein sollte. Ein Blick auf die Geburtsurkunde Ihrer Tochter würde uns in diesem Fall vollauf genügen. Können Sie diese vorlegen?«
    Helene schüttelte wie betäubt den Kopf, ihre Knie begannen zu zittern. Eine Geburtsurkunde von Nellie besaß sie nicht. Schlagartig erkannte sie die Tragweite dieser Tatsache. Nicht nur war es ihr nicht möglich, dem Protektorat gegenüber Nellies Vater zu benennen. Nein, sie konnte nicht einmal mehr beweisen, dass sie ihre Mutter war. Dieser Gedanke war das Letzte, woran sich Helene erinnern konnte. Dann sackten ihr die Beine weg.

    Katharina verstand nicht, warum Helene mit ihrer Abreise nach Brisbane nicht noch ein paar Tage hatte warten können. Ihre erste Reaktion, als Tanner ohne Helene aus Innisfail zurückkehrte, war Zorn. Helene fuhr ohne sie nach Brisbane? Dabei wollten sie doch alle gemeinsam in einer knappen Woche sowieso dorthin, zur landwirtschaftlichen Ausstellung, die alle zwei Jahre in Brisbane stattfand. Die Tickets für das Schiff waren seit langem fest gebucht, und es war ärgerlich, dass Helene durch den verfrühten Aufbruch ihre Hinfahrt nun doppelt bezahlt hatte.
    Doch Tanner hatte ihr haarklein von den Ereignissen in Innisfail berichtet, und als er damit fertig war, standen Katharina die Tränen in den Augen. Sie schämte sich für ihre Kleinlichkeit. O Gott, die arme Helene, die arme Nellie! Sie schalt sich dafür, dass sie sich als Allererstes über das verschwendete Reisegeld aufgeregt hatte. Irgendwie hatte sie fest geglaubt, dass sich die ganze Angelegenheit am Ende in Luft auflösen würde. Dass sich die kleine Nellie ihrer Mutter, sobald die erst auf der Polizeistation eingetroffen war, sofort freudig in die Arme werfen würde. Stattdessen schüttelte sie jetzt noch immer ungläubig den Kopf über Tanners Bericht. Wenn er nicht der ehrliche und zuverlässige Mensch gewesen wäre, der er nun mal war, sie hätte schlicht an seinem Verstand

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