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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Brisbane erhoffte sie sich einen gewissen zeitlichen Vorsprung. Sie machte sich nichts vor. Früher oder später würde Gottfried sie finden. Sie lächelte Johannes an.
    »Es war ganz leicht. Gute Kindermädchen sind gefragt, und als ich das letzte Mal wegen der Bankgeschäfte in der Stadt war, habe ich mich mit einer Dame getroffen, die dringend eine Hilfe für ihre Kinder braucht.«
    »Warum muss es denn ausgerechnet Brisbane sein? Wenn du schon gehen musst, warum suchst du dir dann nicht eine Position in Adelaide, wo ich dich besuchen kann?«
    Sie sah ihn aus verschwommenen Augen an.
    »Weil ich nicht will, dass du mich besuchst. Wir werden uns nie wiedersehen, Johannes. Begreifst du das denn nicht?« Johannes griff sich mit einer fahrigen Bewegung ins Haar und atmete laut aus.
    »Ich kann dich doch nicht einfach so gehen lassen, ohne zu wissen, wo du bist! Sag mir wenigstens den Namen der Familie, ich flehe dich an, Helene!« Helene hatte mit seinem Widerspruch gerechnet, doch er kam heftiger als erwartet.
    »Es sind ehrbare Leute, mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Doch Johannes gab noch nicht auf. »Wieso nicht? Wie stellst du dir überhaupt die lange Reise nach Brisbane vor? Hast du eine Ahnung von den Entfernungen?« Er machte eine Pause und sah sie eindringlich an. Helene blieb ganz ruhig und erwiderte fest seinen Blick. Endlich schien ihm die Erkenntnis einzusickern, dass Helene sich nicht umstimmen ließe. »Willst du nicht wenigstens den Einspänner bis zum Hafen nach Adelaide nehmen?«, fragte er leise. »Und was sage ich den Leuten hier, wo du abgeblieben bist? Hast du überhaupt genug Geld?«
    »Sorge dich nicht und vertraue mir, wie du es immer getan hast. Ich habe alles gründlich durchdacht, das versichere ich dir. Du sollst, ja du darfst den Leuten rein gar nichts über meinen Verbleib sagen. Morgen werde ich einfach verschwunden sein.«
    Johannes begann, wie ein Kind zu weinen, als er endlich begriff, wie entschlossen sie war. Hilflos ließ er sich auf die kleine Sitzbank sinken und sackte schluchzend in sich zusammen. Sein Anblick brach Helene das Herz, doch sie konnte nicht mehr zurück. Sie setzte sich neben ihn und legte ihm tröstend die Hand auf den Rücken. Er hob den Blick.
    »Darf ich dir wenigstens schreiben? Du wirst mich doch wissen lassen, wie es dir ergangen ist?«
    Helene schüttelte traurig den Kopf. »Nein, Johannes. Glaub mir, es ist besser so.« Sie wandte den Blick ab.
    Seine Hand fuhr suchend in seine Rocktasche, aus der er ein gefaltetes Taschentuch hervorzog, das er ihr überreichte. Seine Hand zitterte.
    »Hier, das ist für dich. Ich wollte es dir eigentlich zu deinem Geburtstag schenken.«
    »Was ist das?« Helene blickte ihn fragend an und öffnete das eierschalenfarbene Tüchlein.
    »Ich hab ihn bei einem Juwelier in Adelaide anfertigen lassen. Gefällt er dir?«
    Sie blickte auf einen goldenen Ohrring, in dessen Anhänger ein glitzernder weißer Stein eingefasst war. Sie hob das Schmuckstück hoch und betrachtete es von allen Seiten. Ein einzelner Ohrring? Johannes’ Geschenk überraschte sie. Dann entdeckte sie auf der Rückseite der goldenen Strebe eine Gravur. Sie hielt den Ohrring dicht an die Augen. Liebe ist stark wie der Tod, las sie. Johannes hielt ihr auf der flachen Hand das Gegenstück hin, dann schloss er sie zur Faust.
    »Den anderen behalte ich. Eines Tages wird er mich zu dir führen. Darum bete ich zu Gott.« Der Schmuck sah teuer aus, und obwohl Helene sich wegen der Ausgaben schuldig fühlte, war sie gerührt.

    Amarina schloss Helene sanft in die Arme. »Ich gewusst, du kommen. Du ausruhen. Ich bleiben bei dir wie Schwester.« Mit einem Mal fiel die schreckliche Anspannung der letzten Tage von Helene ab, und sie heulte sich an Amarinas Brust aus, bis sie keine Tränen mehr übrig hatte.
    Sie hatte Johannes verboten, sich noch ein allerletztes Mal von ihr zu verabschieden, wenn sie im Laufe der Nacht aufbrach. Es war zu gefährlich, und außerdem befürchtete sie, dass sie sich zu einer Schwachheit hinreißen lassen könnte. Sie würde nur mit einer leichten Tasche gehen, in die sie Kleidung für einige Tage gepackt hatte. Wenn alles gutgegangen war, wartete der Rest ihrer Habseligkeiten bereits im Hafen auf sie. Ihre Zedernkiste hatte sie am Vortag dem alten Gösser auf seiner Fahrt zum Markt in Adelaide mitgegeben und ihn gebeten, sie am Gepäckschalter am Hafen unter ihrem Namen abzugeben. Gösser, direkt wie er nun mal war, hatte sie gleich

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