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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Anteilnahme. Was hätte sie ohne die Aborigines nur getan? Amarina hatte die richtige Entscheidung getroffen, als sie Helene fast schon gewaltsam zum Stamm der Orta gezerrt hatte. Helene wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie es gewesen wäre, wenn sie beim Kutscher geblieben wäre. Das war auch der Grund, weshalb Nellie als zweiten Namen den Namen der Freundin trug.
    Moondo hieß dieser Ort im Dschungel. Er war nicht viel mehr als eine große Lichtung im ansonsten düsteren Urwald. Die Frauen brachten Helene Früchte und gekochte Wurzeln. Bis auf die fetten, gelblichen Larven, die Amarina und die anderen für eine Delikatesse hielten, die sie selbst aber nicht mal anfassen mochte, aß sie alles und war nicht selten überrascht, wie gut es schmeckte. Die meiste Zeit des Tages verbrachte sie im Schatten eines Gummibaums, wo ihr, wann immer sie es wünschte, eine Frau Gesellschaft leistete und ihr vorsang oder zeigte, wie man einen Korb aus Gräsern band. Helene verbrachte viel Zeit mit Amarina. Sie lernte von ihr, wie die Frauen der Aborigines ihre Kinder sauber hielten, wie sie sie betteten und welche Geschichten sie ihnen erzählten oder vorsangen. Unter diesem fremden Himmel, umgeben nur von Gottes Schöpfung, erschien ihr dies alles fast wie selbstverständlich, und Helene staunte ein wenig über sich selbst, wie leicht es ihr fiel, sich dem Leben Amarinas und der anderen Frauen anzupassen.
    Nach Wochen im Dschungel war ihr das Gefühl für Zeit abhandengekommen, und sie hatte es aufgegeben, Amarina nach dem Datum zu fragen. Es war auch gar nicht wichtig, denn ein Tag verging so wie der andere, seit sie unter den Orta lebte. Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie und Nellie schon in der Obhut der Dschungelmenschen verbracht hatten. Doch eines Morgens, als Helene vom durchdringenden Gezeter der Papageien geweckt wurde – von farbenfrohen Lorikeets und graurötlichen Galahs –, wusste sie plötzlich, dass es an der Zeit war, zu gehen. Amarina wollte sie erst überreden, länger zu bleiben, doch Helene wollte die Begegnung mit ihrer Schwester nicht länger hinauszögern. Sie hatte Angst vor diesem ersten Treffen nach Jahren, aber ihr Mut würde nicht wachsen, wenn sie noch länger wartete. Wie die Schwester sie wohl aufnähme? Der Gedanke an Katharina versetzte ihr wie immer einen Stich im Herzen. Noch war Helene zwar nicht wieder voll genesen, aber den Weg nach Rosehill würde sie schon irgendwie überstehen. Um Nellie machte sie sich keine größeren Sorgen mehr. Die Kleine war in der Obhut der Orta prächtig gediehen. Man sah ihr kaum mehr an, dass sie ein Frühchen war. Es gab für Helene keinen vernünftigen Grund, noch länger mit der Abreise zu warten.

    Amarina hatte zwei Männer organisiert, um die Truhe zu tragen. Sie selbst und Cardinia ließen es sich nicht nehmen, die weiße Freundin auch auf dem letzten Stück ihres Weges zu begleiten. Eine Stammesältere wies der merkwürdigen Reisegruppe den Weg, denn nachdem Helene ihr die Schwester beschrieben hatte, war die Alte sicher, dass Katharina zu der Farm gehörte, auf der sich ihr Sohn hin und wieder als Zuckerrohrschnitter verdingte.
    Seit Helene damals mit Parri zu Amarina gewandert war, wusste sie, wie sehr sich das Empfinden der Ureinwohner für Entfernungen von dem ihren unterschied. Deshalb hatte sie lieber noch einmal nachgefragt, wann sie die Farm erreichen würden. Dieses Mal wollte sie besser vorbereitet sein. Dank ihrer Truhe hatte sie immerhin ausreichend Wäsche zum Wechseln dabei. Ganz anders sah es mit Babykleidung aus. Sie besaß nicht ein einziges Kleidchen für ihre Tochter, darum hatte sie sich kümmern wollen, wenn sie erst einmal bei der Schwester war. Wer hätte schon ahnen können, dass ihr Kind so früh geboren würde?
    Bislang hatte Helene es mit Nellie so gehalten, wie sie es von den Frauen des Stammes gelernt hatte. Das Kind blieb nackt, warm genug war es dafür ja. Zum Schutz vor den aggressiven Mücken und den intensiven Sonnenstrahlen rieb sie Nellies zarte Haut mit einem Schlamm ein, den die Frauen anrührten und der sich als äußerst wirksam erwiesen hatte. Nellie schien die Prozedur zu genießen, sie gluckste jedes Mal, wenn Helene die nasse, kühle Erde zärtlich auf ihrem Körper verteilte. Helene selbst benutzte den Schlamm für Hals und Gesicht. Wie sie dabei aussah, war ihr gleichgültig, solange sie nur nicht länger von diesen zudringlichen Biestern zerstochen würde.
    Mücken- und Sonnenschutz waren

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