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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Stammes dürfen im Besitz eines solchen Artefakts sein. Dafür müssen sie mehrere Jahre lang schmerzhafte Prüfungen über sich ergehen lassen, damit sie sich in den Augen der Älteren der Tjuringas als würdig erweisen. Viele dieser Riten sind äußerst unangenehm. Man zieht ihnen beispielsweise ohne Betäubung die Fingernägel. Frauen und Kinder dürfen den Stein nicht einmal in Augenschein nehmen, er wird an einem geheimen Ort aufbewahrt, in der Regel in einer Höhle.« Natascha hatte bei der Fingernagelgeschichte das Gesicht zur Grimasse verzogen. Die kleine Person schien die Wirkung ihrer Worte zu genießen. Sie lehnte sich zurück und sah sie schweigend an.
    »Das passt dann aber nicht so ganz, oder? Sagten Sie nicht, dass dieser Tjuringa eigentlich länglich sei?«
    Ihr Gegenüber klopfte mit dem Marker nachdenklich auf die Tischkante.
    »Und dann die Sache mit den Männern«, fuhr Natascha fort. »Wenn nur Männer im Besitz eines solchen Amuletts – oder wie auch immer Sie es bezeichnen – sein dürfen, dann frage ich mich, wie ich dazu komme? Ich habe das Amulett von meiner Mutter, und die wiederum hat es von ihrer Mutter. Wie kann das sein?«
    Debra trat durch die Tür und reichte der kleinen Frau die Quittung. Die nickte, klickte die Kappe wieder auf den Marker und stand auf.
    »Hm, wir werden sehen. Morgen weiß ich hoffentlich mehr. Ich ruf Sie an.«
    Auf dem Weg zur Staatsbücherei klingelte Nataschas Handy. Es war Alan.
    »Ich dachte, du wolltest mich anrufen.« Sie blickte kurz zu Debra, die sich dezent absetzte.
    »Das wollte ich auch, ich bin nur noch nicht dazu gekommen. Jemand von der Historic Society hat mich vom Flughafen abgeholt und gleich zur Uni gebracht.« Natascha setzte gerade an, um ausführlicher zu berichten, da hörte sie das bekannte gurrende Lachen am anderen Ende der Leitung. Hanne. Es fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen. Verdammt! Es machte ihr doch etwas aus, dass er mit Hanne zusammen war. Sie sollte schleunigst ihre Gefühle sortieren, wenn sie nach Magnetic Island zurückkehren wollte.
    »Hör zu Alan, ich erzähl dir alles, wenn ich wieder bei euch bin. Ich bin gerade in Eile.«
    »Gut, weißt du denn schon, wann das sein wird? Nicht, dass ich drängeln will, aber man vermisst dich hier.« Man? Sie sah förmlich, wie er in den Hörer grinste, wahrscheinlich zwinkerte er gerade Hanne zu.
    »Das hängt ganz davon ab, was ich hier herausfinde. Ich melde mich, sobald ich mehr weiß.« Sie schob ein hastiges »Tschüss« hinterher und drückte auf die rote Taste, noch bevor Alan etwas erwidern konnte.

    Sie saßen nun seit mehr als zwei Stunden im Leseraum der Staatsbücherei, als Debra aufstöhnte und sich in den Rücken griff.
    »So langsam könnten sie die alten Dokumente doch nun wirklich mal digitalisiert haben. Mir tut vom vielen Sitzen schon das Kreuz weh.« Natascha schaute überrascht vom Bildschirm auf. Debra mochte zwar über sechzig sein, aber sie schien durchaus auf der Höhe der Zeit.
    »Sollen wir eine Pause machen?«
    Debra massierte sich für einen Moment mit Daumen und Zeigefinger die Augenlider.
    »Ach was«, winkte sie ab, »machen Sie nur weiter. Auf mein Gemeckere dürfen Sie nichts geben. Das wird einem im Alter zur zweiten Natur.«
    Natascha legte einen weiteren Streifen Mikrofilm ein. Noch auf Magnetic Island hatte sie sich im Internet über die Recherchemöglichkeiten in Adelaide informiert und einen Plan gemacht. Dem folgend, gingen sie nun als Erstes die Kirchenblätter der umliegenden deutschen Gemeinden durch. Danach wollte Natascha die Zeitungsarchive auf brauchbare Artikel hin durchkämmen. Sie rieb sich die Nasenwurzel und gähnte. Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen würde sich leichter finden lassen. Alles, was sie in der Hand hatte, war der Vorname dieser Aborigine. Amarina. Und sie wusste, dass sie nach einem Lutheraner aus Südaustralien fahndete, dessen Name sie nicht einmal kannte. Nicht gerade viel. Sie würde all ihr journalistisches Können bemühen müssen, um bei dieser spärlichen Ausgangslage weiterzukommen. Fast fragte sie sich schon, ob es die Mühe überhaupt lohnte. Sie drehte sich zu Debra, die neben ihr saß.
    »Kommen Sie, ich lade Sie zum Mittagessen ein. Dann können Sie mir ein wenig über die Lutheraner erzählen. Vielleicht ist mir danach klarer, wie ich die Suche am besten anpacke.«
    »Genau das wollte ich schon vorschlagen, aber dann …«
    »Aber dann was?«
    Debra zögerte eine Weile. »Na ja. Sie

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