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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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war nur das Rascheln des Windes durch den bunt verfärbten Teppich des Laubes und das gedämpfte Geräusch von Galahads Hufen auf der feuchten Erde des Pfades zu hören.
    Galahad wieherte leise. Dane öffnete die Augen. Erst jetzt bemerkte er, dass sie auf dem alten Pfad waren, der zur Straße führte.
    Olivias Fluchtweg.
    Gerade als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, blieb sein Blick an etwas Grellem hängen. Dane zügelte Galahad und saß ab. Er beugte sich vor und hob ein zerknautschtes Haarband auf. Nie behielt sie ihren Haarschmuck. Orange. Die Wache hatte gesagt, dass Olivia das orangefarbene Kleid getragen hatte.
    Verdammt! Dane hasste dieses Kleid, trotz des überaus verführerischen Ausschnitts. Die Farbe ließ sie blass und traurig aussehen.
    Seine Augen verengten sich, und er zerdrückte das Haarband in seiner Faust. Ihre Kleidung ging ihn nichts mehr an, es sei denn, man zog den festen Strick in Betracht, den ihr umzulegen er mehr als alles andere fürchtete.
    Er nahm den Grad seiner Verbitterung deutlich wahr und versuchte, sie weiter zu schüren, damit er, wenn nötig, schnell darauf zurückgreifen konnte. Er zwang sich, den Dolch in seinem Herzen zu drehen, indem er dem Weg folgte, den sie auf ihrer Flucht vor ihm genommen haben musste.
    Dane führte sein Pferd am Zügel den Pfad entlang in Richtung Straße, dabei vergewisserte er sich, dass seine Stimmung nicht in gramvollen Kummer umschlug. Niemals durfte er vergessen, was er gelernt hatte. Er musste sich immer bewusst sein, wer er war.
     
    Nur wenige Zentimeter trennten Olivia von dem Pfad, zu dem sie sich wieder hochgekämpft hatte, bevor ihre Kraft und ihr
Wille sie verließen. Jetzt konnte sie nichts anderes mehr tun, als sich dort festzuklammern. Weiter schaffte sie es nicht.
    Sie schaute zu dem unerreichbaren Pfad hinauf. Ihr Blick war verschwommen. Sie fürchtete, es lag am Blutverlust und am Fieber.
    Da war Dane!
    Endlich war er gekommen. Gleich würde er sie entdecken, denn er suchte ja nach ihr.
    Er ging an ihr vorbei, sein Blick war auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet.
    »Dane!« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, verloren im Rascheln des Windes in den Blättern. Sie schlug auf den Erdboden ein, aber jedes Geräusch wurde vom Stampfen seines weißen Hengstes übertönt.
    Sie versuchte, näher an ihn heranzukriechen. Sicherlich würde Dane es hören, wie sie kämpfte. Ganz gewiss würde er sich umdrehen und um sich schauen, dieser dusslige, ungehobelte Rüpel!
    Ihre Anstrengungen waren zu viel für ihren Körper. Die Welt drehte sich und wurde dunkel. Sie streckte die Hand aus. Ihre Finger fanden einen Stein von der Größe ihrer Faust. Sie zog ihn aus dem weichen Boden und warf ihn mit aller Kraft auf ihren dummen, idiotischen, egozentrischen Ehemann.
    »Au!« Und dann: »Olivia!«
    Sie hob den Kopf und erwiderte den Schock in seinen Augen mit einem wütenden Blick. »Bastard!«, zischte sie, dann fiel sie in Ohnmacht.
     
    Dane stürmte durch den Haupteingang von Kirkall Hall mit seiner völlig verdreckten, blutverschmierten Frau in den Armen.
    »Kinsworth, hol sofort diesen Arzt zurück!«
    Ein stämmiger Bursche trat vor, um Olivia Dane aus den Armen zu nehmen, als wäre sie ein zu groß geratenes Paket. Dane hielt sie fest an sich gepresst und schritt an ihm vorbei.
»Mrs Huff, heißes Wasser und saubere Tücher! Petty! Verdammt noch mal, wo ist Petty?«
    Petty erschien oben an der Treppe und wurde blass, als sie erkannte, wen er da in seinen Armen trug. »Ist sie tot? Ist meine Herrin tot?«
    »Dummes Ding, natürlich nicht!«, schimpfte Mrs Huff. »Seine Lordschaft hat sie gerettet!«
    Seine Lordschaft hat sie fast umgebracht. Aber Dane wollte keine weiteren Worte verlieren. Er rannte die Treppe hoch und bellte seine Befehle. »Petty, du musst mir helfen, sie zu baden und in ein sauberes Unterkleid zu stecken.«
    Lady Reardon trat ihm in den Weg. »Ich helfe Petty. Ihr habt schon genug angerichtet.«
    »Mylady«, knurrte Dane. »Geht mir aus dem Weg!«
    Sie trat beiseite, folgte ihm aber ins Schlafzimmer, wo er Olivia behutsam aufs Bett legte und sich neben sie kniete.
    »O Gott«, stieß Lady Reardon aus. »Sie muss meilenweit gekrochen sein. Sie hat den Betrüger selbst verfolgt, nicht wahr?«
    Dane schloss die Augen. Sein Innerstes brannte vor Scham. Er hatte seine Olivia da draußen liegen lassen, blutend und verletzt, um wie ein Hund, der von einer Kutsche angefahren worden war, zu sterben.
    Lady Reardon

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