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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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würde ihre Familie frühestens an Weihnachten wiedersehen.

    Er war nur aufmerksam.
    Olivia jedoch war alles andere als das. Ihre Antworten auf Marcus’ freundliche Erkundigungen waren kurz und leise, nicht wirklich rüde, andererseits auch nicht gerade entgegenkommend.
    Vielleicht würde sie etwas auftauen, wenn sie erst einmal zuhause bei ihren Eltern war.
     
    Olivia war noch nicht länger als eine Sekunde in der Londoner Residenz ihrer Familie, als sie das Gefühl hatte, niemals von dort fortgekommen zu sein.
    »Olivia, Liebes, du hast dir bereits den Saum beschmutzt!«
    Lady Cheltenham hatte sich wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben nie den Saum dreckig gemacht, nicht einmal als Kleinkind. Als ihre schlanke, gebieterische Mutter in ihrem todschicken Kleid die Eingangshalle herunterkam, sah Olivia ein winziges herrisches Baby in erbarmungslos modischen Windeln vor sich.
    Olivia seufzte. Der Butler der Familie, Huxley, hatte ihr nicht einmal aus dem Umhang geholfen. »Dir ebenfalls einen guten Abend, Mutter.«
    »Wie schade, Olivia. Du solltest nicht so ein Wildfang sein.«
    Dane schob sich elegant zwischen sie. »Ich glaube, selbst Prinzessin Charlotte könnte an einem solchen Abend dem Ruß nicht ganz entkommen.« Er lächelte Olivia aufmunternd an. Sie hätte ihn an Ort und Stelle küssen können. »Außerdem braucht sich Lady Greenleigh um solche Dinge nicht zu sorgen, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich nicht.« Lord Dryden trat aus dem Nebel und baute sich neben Dane auf, wie eine persönliche Schutzmauer gegen die Kritik ihrer Mutter. Lady Cheltenham gab ein paar undeutliche Laute von sich und machte eilig kehrt, um die anderen Gäste, die gerade eintrafen, zu begrüßen.

    Olivia griff nach Danes Hand und drückte sie. »Danke«, flüsterte sie.
    Dane drehte sich zu ihr um und schaute sie an. Als er ihren dankbaren Blick sah, erstarrte er. Bei der Dankbarkeit, die aus ihrer Miene sprach, könnte man glauben, er hätte sie vor einem angreifenden Bullen gerettet. Er musste sich unwillkürlich fragen, was für eine Frau Lady Cheltenham war, dass sie ihr mit einer einzigen Bemerkung so viel Leid zufügen konnte.
    Er war voller Mitgefühl. Sein Vater war ein strenger Lehrmeister gewesen, fordernd und kritisch selbst in seinem Lob. Lady Cheltenham schien überhaupt kein Lob auszusprechen. Es musste für Olivia sehr schwer gewesen sein, so furchtlos zu bleiben, wie sie war. Sein Vater hätte sie gemocht.
    Dane presste die Kiefer aufeinander. Sein Vater war ein Verräter gewesen; er war von einer Verführerin zu einem gemacht worden, und sie hatte ihn wahrscheinlich ein ums andere Mal mit einem ebenso dankbaren Blick bedacht.
    Er schüttelte das Mitgefühl ab und grinste nonchalant, während er Huxley seinen Mantel reichte. »Keine Ursache«, sagte er leichthin. Gemeinsam mit Lord Dryden entfernte er sich von ihr und schritt, ins Gespräch vertieft, die Eingangshalle hinunter.
    Olivia sah ihm mit leicht gerunzelter Stirn hinterher. Einen kurzen Moment lang hatte sie ein höchst merkwürdiges Gefühl gehabt, gerade so, als hätte er beim Blick in ihre Augen jeden Winkel ihres Wesens verstanden.
    Dann war es verschwunden, wie Fußabdrücke an einem Sandstrand, die von einer Welle fortgespült werden.
    »Lord Greenleigh ist bereits hineingegangen?« Der gereizte Ton in der Stimme ihrer Mutter machte Olivia klar, wem dieser Abend tatsächlich gewidmet war.
    Olivia drehte sich um und sah, wie ihre Mutter in Begleitung eines sehr gut aussehenden Gentleman und seiner rundlichen, hübschen Frau die Halle betrat. Er war weitaus
hübscher als sie, bis sie lächelte. Dann zeigten sich ihre Wangengrübchen, und ihre blauen Augen erstrahlten vor Freundlichkeit. Olivia bewunderte sie vom ersten Augenblick an.
    Erstaunlicherweise führte Olivias Mutter die beiden zu ihr herüber und stellte sie ihr vor. »Darf ich vorstellen: der Earl of Reardon und Lady Reardon.«
    Reardon verneigte sich, und Olivia und Lady Reardon knicksten. Als Olivia sich wieder aufrichtete, bemerkte sie, dass ihre Mutter bereits davongeeilt war, um noch mehr Gäste zu empfangen. »Himmel, das wird ja eine richtig große Party.«
    Lady Reardon grinste. »Sieht ganz so aus, als hätte sie alle eingeladen, die noch in der Stadt sind. Sieh nur, Nathaniel, ist das nicht Wallingford?«
    Olivia schaute zur Eingangstür, wo ihre Mutter einen gelangweilt aussehenden jungen Mann begrüßte. Sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie ein Anflug

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