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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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stehen?«
    Olivia zog die Augenbrauen zusammen. »Was für ein Skandal? Viele Leute haben finanzielle Schwierigkeiten. Ein Großteil der Gesellschaft ist verschuldet.«
    Mutter schaute auf ihre Hände. »Nicht alle Schulden sind gleich. Cheltenham ist seit Generationen hoch verschuldet. Irgendwann allerdings warten diejenigen, denen man Geld schuldet, nicht mehr auf die nächste Ernte, die niemals eingefahren wird, oder die nächsten Bauern, die sich niemals ansiedeln.«
    Unbeholfen klopfte Olivia ihrer Mutter auf die Schulter. »Keiner kann uns Cheltenham nehmen. Es ist erblicher Besitz, und da Walter tot ist, ist Papa der letzte seiner Linie.«
    Mutter schnaubte aufgebracht. »Niemand will Cheltenham, Olivia. Es ist nichts als ein Geröllhaufen inmitten unkrautüberwucherter Felder. Wir befinden uns in viel größerer Gefahr.« Mutter atmete tief ein. »Ruin.«
    »Ruin?« Olivia trat einen Schritt zurück. »Ich verstehe nicht ganz …«
    Trotz ihrer Tränen und Aufregung blickte ihre Mutter sie äußerst irritiert an. »Schuldhaft, Olivia, verdammt noch mal! Ich sehe ja ein, dass du dich in solchen Dingen nicht besonders gut auskennst, aber wenn Leute unseres Standes einen Offenbarungseid leisten müssen, bedeutet das, dass … dass … also jedenfalls ist es schlimm genug, dass nicht einmal Lord
Greenleighs gesellschaftlicher Rang deine Kinder davor schützen wird, mit in den Dreck gezogen zu werden.«
    Offenbarungseid? Olivia gefror das Blut in den Adern. Was würde Dane wohl zu diesen Neuigkeiten sagen?
    Ich habe recht hohe Maßstäbe hinsichtlich meines eigenen Verhaltens und das meiner Mitmenschen.
    Mutter jammerte erneut, und Olivia versuchte, sie zu trösten. »Mutter, das kann jetzt nicht mehr geschehen! Dane wird euch helfen. Ich weiß, dass er es tun wird.«
    Sie hoffte nur, sie könnte so sicher sein, wie sie klang.
    Es dauerte einige Minuten, bis sie ihre Mutter beruhigt hatte, doch während dieser Zeit dachte Olivia fieberhaft nach.
    Sie würde den Ball allein organisieren müssen. Sie konnte schlecht Mutter um Hilfe bitten, wenn diese nicht eingeladen war. Das wäre zu grausam, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Mutter ihr für den Rest ihres Lebens Vorhaltungen machen würde.
    Dann fiel ihr noch etwas ein. Marcus’ Geschichte über Walter konnte einfach nicht stimmen. Es waren nichts als Gerüchte. Leider war sich Olivia auch bewusst, dass die meisten Gerüchte ein Körnchen Wahrheit beinhalteten.
    »Mutter, ich weiß, wie sehr es dir wehtut, über Walter zu sprechen, aber da ist etwas, das ich gerne wüsste.«
    Mutter stieß einen tiefen, ungeduldigen Seufzer aus und ließ die Hände, mit denen sie noch immer ihr Taschentuch umklammerte, in den Schoß sinken. »Na gut. Frag!«
    »Weißt du genau, wie Walter ums Leben gekommen ist?«
    Mutter schniefte. »Er stürzte von einem Boot, das einige seiner Freunde gemietet hatten. Das ist alles.«
    »Was war das für eine Art Boot?«
    Mutter blinzelte. »Ich habe keine Ahnung.«
    Olivia sehnte sich danach, mit jemandem über die Gerüchte sprechen zu können. Ihre Mutter kam dafür überhaupt nicht in Frage. »Woher weißt du, dass er deshalb gestorben ist?«

    Mutter verzog das Gesicht. »Gütiger Himmel, Olivia, ich hatte keine Ahnung, dass du so morbide bist. Es ist absolut unpassend.«
    Olivia öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, aber Mutter wedelte mit dem Taschentuch in ihre Richtung.
    »Ich weiß nicht mehr, als was Walters Lakai uns erzählt hat. Er hat alles gesehen, weißt du? Walter hatte etwas zu viel Wein getrunken und fiel vom Boot in die Themse. Es muss schrecklich gewesen sein. Die Themse ist dermaßen schmutzig!«
    »Davon weiß ich natürlich nichts«, bemerkte Olivia trocken, aber wie immer nahm Mutter ihre Ironie nicht wahr. »Wo steckt dieser Kammerdiener jetzt? Weißt du, wie er heißt?«
    »Nein.« Mutter blinzelte sie überrascht an. »Sollte ich das?« Sie stand auf und wrang wieder ihr Taschentuch. Olivia erwartete, dass sich eine Pfütze auf dem Fußboden bilden würde, offenbar waren indes Mutters Augen trotz aller Hysterie trocken geblieben. »Ich will nicht mehr über Walter reden. Lass uns lieber über deinen Mann sprechen. Hast du meinen Rat befolgt?«
    Es war Zeit zu gehen, bevor sich die haarsträubende Diskussion des gestrigen Abends wiederholte. »Um Himmels willen, so spät ist es schon? Ich muss los, Mutter. Bestell Vater alles Liebe.«
    Sie war auf sich allein gestellt. Einen Augenblick lang erwog Olivia,

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