Der geheimnisvolle Gentleman
eingelassen und wollte gerade Rosenöl in das dampfende Wasser gießen.
»Petty, ich würde heute Abend gerne einen anderen Duft probieren.« Sie mochte zwar Rosenöl, war es inzwischen jedoch unendlich leid, dass immerzu andere ihr sagten, was sie zu tun und was sie zu lassen hatte.
Petty sah sie ausdruckslos an und hielt die Flasche weiterhin über die große Kupferwanne. »Lord Greenleigh hat das Rosenöl für Euch gekauft, Mylady.«
Olivia erkannte sofort, dass dies eine neue Auseinandersetzung mit Petty nach sich ziehen würde. Fast wollte sie aus purer Erschöpfung nachgeben, aber damit würde sie ein schlechtes Zeichen setzen. »Petty, hat Lord Greenleigh noch einen anderen Badezusatz gekauft?«
»Ja, Mylady.« Petty hielt weiterhin die Flasche über die Wanne. Olivia hatte keine Zeit, sich lange mit Petty herumzuschlagen.
»Hol den anderen Duft, Petty.«
Petty zögerte. Gerade als Olivia glaubte, das Mädchen würde ihrem Wunsch nicht nachkommen, ließ es die Flasche sinken. »Ja, Mylady.«
Olivia entspannte sich erst, als das Mädchen das Zimmer
verlassen hatte. War Petty verärgert? Dane würde es nicht interessieren, ob einer seiner Dienstboten verärgert war, und so sollte sie es auch halten.
Doch leider machte es ihr etwas aus. Wenn sie gezwungen war, mit einer verärgerten, ihre Arbeit nur unwillig verrichtenden Kammerzofe zu leben, konnte das sehr unangenehm werden. Und doch würde sie es nicht über sich bringen, das Mädchen zu entlassen, selbst wenn Dane dem zustimmen würde. Sie war jetzt Lady Greenleigh, mit allen Pflichten, die damit einhergingen. Die Dienerschaft war von ihr abhängig. Es lag an ihr, Petty für sich zu gewinnen.
Die Zofe kehrte mit einer anderen Duftflasche zurück. Sie war viel größer und eckig. Petty hielt sie über die Wanne.
»Warte!« Olivia trat neben sie. »Diese Flasche, ist das ein Duft für eine Dame?«
Petty ließ die Hand wieder sinken. »Nein, Mylady. Das ist das Sandelholz Seiner Lordschaft.«
Olivia starrte sie mit offenem Mund an. »Du wolltest mich in Sandelholz baden lassen? Und mir anschließend vielleicht noch Hosen und eine Krawatte anziehen?« Sie fuchtelte mit den Armen durch die Luft. »Warum taufst du mich nicht einfach Lord Oliver?«
Petty riss die Augen auf und trat einen Schritt zurück. Verflucht. Olivia hatte wieder die Geduld verloren, und nun würde das Mädchen niemals …
Petty lachte. Es war ein kurzes, überraschtes Japsen. Olivia beobachtete erstaunt, wie das Mädchen eine Hand zum Mund hob, um ihr Grinsen zu verbergen. Petty hatte Sinn für Humor? Unmöglich. Sie war die Gehilfin des Teufels. Sie musterte Petty misstrauisch. »Du bist nicht wirklich böse, nicht wahr?«
Erfolglos versuchte Petty wieder ihren ansonsten bornierten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Sie musste erneut kichern.
Olivia drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Das funktioniert nicht mehr, meine Liebe. Ich kenne jetzt dein Geheimnis.«
Petty holte tief Luft und zuckte die Achseln. »Ich war es ohnehin ziemlich leid.«
Olivia musterte sie stirnrunzelnd. »Aber warum …?«
Die Verbindungstür öffnete sich, und Dane betrat ihr Zimmer. »Guten Abend, Liebes.«
Petty machte einen eiligen Knicks und verließ fluchtartig den Raum.
Olivia sah ihr hinterher. Petty glaubte wahrscheinlich, dass sie ihrem Herrn gegenüber lediglich höflich gewesen war, doch Olivia hatte noch etwas anderes im Blick des Mädchens entdeckt.
Petty war in ihn verliebt.
Es war unmöglich und eine unglückliche Fügung des Schicksals. Arme Petty. Was war anderes zu erwarten, wenn ein gut aussehender Lord leicht zu beeindruckende junge Mädchen in seinem Haushalt beschäftigte? Es kam wahrscheinlich ziemlich häufig vor. Herzen scherten sich nicht um Standesunterschiede.
Und Pettys wildes, junges, hoffnungsvolles Herz war auf dem besten Weg, gebrochen zu werden.
Olivia drehte sich um und schaute Dane an. Männer waren Ignoranten.
Hier stand sie nun und versuchte eine perfekte Gräfin zu sein, aber Dane erlaubte ihr noch nicht einmal, seine Ehefrau zu werden.
Als Dane an jenem Abend das Schlafzimmer seiner Frau betrat, fand er sie nicht nackt auf dem Bett liegend vor, was er eigentlich erwartet hatte.
Stattdessen trug sie einen leichten Morgenmantel und stand neben dem bereiteten Bad am Kamin.
Das Schicksal war ihm hold. Endlich würde er ihre Brüste sehen, wie sie vom Seifenschaum ganz glitschig waren.
Sie sah zu ihm hoch, ihr Blick war ungewöhnlich ernst. »Dane, ich
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