Der geheimnisvolle Gentleman
gleich zum Abendessen läuten, und ich habe mich noch nicht umgezogen.«
Ein Geräusch an der äußeren Tür ließ sie blitzartig auseinanderfahren. Dane wandte sich ab, um seine Erektion in seiner Hose zu justieren, Olivia räumte rasch die Kassette mit den Elfenbeinstäben zusammen.
Sie hatte sie gerade verschlossen, als Petty das Zimmer betrat. »Welches Kleid wünscht Ihr, Mylady …« Sie hielt inne, als sie Dane sah. »Oh, entschuldigt, Mylord!« Sie wollte wieder gehen.
Dane lächelte das Mädchen an, aber Olivia bemerkte, dass er seine Hände weiterhin vor seiner Mitte gefaltet hielt. Er versuchte, möglichst gelassen zu wirken, denn sie hatte noch nie gesehen, dass er zu jemandem vom Personal so freundlich
war. Üblicherweise war er betont geschäftsmäßig. »Wie heißt du, Mädchen?«, fragte er Petty.
Petty knickste und warf Olivia einen triumphierenden Blick zu. »Elspeth, Mylord.«
Dane nickte. »Ein hübscher Name«, und zu Olivia gewandt: »Findest du nicht auch, Liebes?«
Olivia wünschte, sie könnte ihm sagen, was er bei jungen Mädchen mit seinem Lächeln und seinem Aussehen, seinem Körper und seinen Komplimenten anrichtete.
»O ja«, antwortete sie. »Also Elspeth und Laetizia? Und Henrietta natürlich.« Dann sagte sie zu Dane: »Weißt du eigentlich, dass Elspeths jüngere Zwillingsschwestern ebenfalls bei dir angestellt sind?« Sie lächelte die Zofe freundlich an, deren Augen blitzten. »Und was sind sie doch für ein hart arbeitendes Trio.«
Dane lächelte ihr voller Stolz zu. »Du kennst dich mit meinem Personal bereits gut aus, sogar mit den Dienstmädchen!«
Olivia warf Petty einen frohlockenden Blick zu, bevor sie ihrerseits einen Knicks machte. »Oh, vielen Dank!« Dann schubste sie ihn leicht in Richtung Tür. »Ich muss mich jetzt für das Abendessen fertig machen. Wenn ich mich nicht sehr irre, knirscht Proffit schon jetzt ungeduldig mit den Zähnen.«
Dane verdrehte die Augen. »Proffit ist ein Genie, aber er regt sich immer so fürchterlich auf.« Er verließ das Zimmer, nachdem er sich kurz vor ihr verneigt und Petty zugenickt hatte.
Olivia wandte sich ihrer Zofe zu. »Elspeth? Wirklich? Ich hätte gedacht, du würdest lieber so genannt werden als Petty.«
Petty verzog das Gesicht. »Was ich lieber hätte, interessiert doch keinen. Meine Mutter hat uns allen so schöne Namen gegeben, aber mein Vater benutzt sie nicht.« Sie zuckte die Achsel. »Also tut es keiner.«
Sie griff in Olivias Schrank und zog ein hellgrünes Seidenkleid heraus. Es war hübscher als das verblichene graue und hatte einen weit schmeichelhafteren Ausschnitt. Olivia vermutete, dass die Schneiderin die Nerven verloren und Lady Cheltenhams Anordnungen letztendlich ignoriert hatte.
»Dieser gut aussehende Lord Dryden isst wieder mit Euch zu Abend, Mylady.«
Olivia klopfte diese Aussage nach einem gehässigen Unterton ab, doch es entsprach einfach nur der Wahrheit. »Ja, er sieht wirklich gut aus.« Sie lächelte vor sich hin, während sie sich umdrehte, damit Petty die Schnüre ihres Kleides lösen konnte. »Aber natürlich nicht so gut wie Seine Lordschaft.«
Sie hörte Petty seufzen. »Nein, wirklich nicht, Mylady. Obwohl, Letty findet ihn schöner, sie hat jedoch schon immer mehr für die Dunkleren geschwärmt.«
Olivia drehte den Kopf, um Petty über ihre Schulter hinweg anzusehen. »Führen wir gerade eine ganz normale Unterhaltung, Miss Elspeth?«
Petty wurde rot und senkte die Augen. »Scheint so.« Sie zuckte die Achseln. »Es hieß, Ihr würdet uns wahrscheinlich alle entlassen und durch Eure eigenen Leute ersetzen.«
Olivia schloss kurz die Augen. »Meine Leute sind längst alt genug, in ihren wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Ich glaube nicht, dass sich irgendeiner von euch Sorgen um seine Stelle machen muss, obschon Mrs Huff mich noch in den Wahnsinn treibt.«
Petty erschrak. »O nein, Mylady. Mrs Huff ist wirklich nett, wenn man sie erst mal näher kennt. Sie hat mir und meinen Schwestern hier eine Arbeit verschafft, um meiner Ma einen Gefallen zu tun. Ihr tun nur die Knochen weh, deshalb ist sie manchmal so. Sie hat wirklich schlimme Arthritistik, die Arme.«
Olivia bückte sich, damit Petty ihr das neue Kleid überstreifen konnte. »Ich …eiß …as …agegen.«
Petty zog ihr das Kleid über den Kopf und schaute finster. »Was habt Ihr gesagt, Mylady?«
Olivia lächelte. »Ich kenne ein Mittel gegen Mrs Huffs Beschwerden.« Sie brachte es nicht über sich, Pettys
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