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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Augen und sah Petty vor sich, die ihr einen Blick zuwarf, als wüsste sie genau, an was ihre Herrin dachte. Die Zofe hatte beide Arme ausgestreckt.
    Olivia sah an sich herunter. Oh! Sie hatte das grüne Kleid an ihre Brust gedrückt und dabei die ohnehin bereits stark ramponierte Seide arg zerknittert. Sie zuckte verlegen mit den Achseln und reichte es Petty. »Seine Lordschaft meinte, das Oberteil sei ein bisschen zu eng«, erzählte sie der Zofe.
    Petty schnaubte. »Ich hielt es für genau richtig, aber was weiß ich schon von den Kleidern einer Dame und solchen Dingen? Nichts, absolut nichts.«
    Olivia ignorierte Pettys Ironie und zwang sich, an die vor ihr liegenden Aufgaben zu denken. Mit einem Mal erkannte
sie, dass es ein schwerwiegendes Problem mit ihrer Kleidung gab.
    »Petty! Was soll ich nur zum Jagdball anziehen? Mutter hat ein Ballkleid für meine Aussteuer bestellt, aber es ist noch nicht gekommen.«
    Petty zog eine schwere Kleiderschachtel unter dem Bett hervor. »Das hier ist gestern Abend für Euch angekommen, Mylady, ich hatte nicht die Gelegenheit, Euch Bescheid zu geben.« Sie beugte sich vor und schaute Olivia streng an. »Da Ihr beide die Tür abgeschlossen hattet.«
    »Petty, du bist unmöglich!« Olivia umarmte die erstaunte Zofe. »Doch ich vergebe dir. Lass es uns anprobieren, ja?«
    Als Petty sich vorbeugte, um das verschnürte Paket zu öffnen, verlor Olivia ihre gute Laune.
    Wenn sie sich recht erinnerte, handelte es sich bei dem Ballkleid um ein blassblaues Satinkleid mit einem Reifrock, von dem Mutter überzeugt war, dass er bald wieder in Mode kommen würde. Dieser Stil ließ die vollbusige Olivia aussehen wie einen Mehlsack, den man in der Mitte zusammengebunden hatte.
    Sie musste es anziehen. Sie hatte nichts anderes.
    »O Mylady!« Pettys gehauchte Zustimmung ließ Olivia die Augen aufreißen. »Ihr werdet sehr gut darin aussehen.«
    Ihre Zofe hielt ein fließendes, geschmeidig glänzendes Gewand aus himmelblauer Seide in ihren Händen. Das Oberteil war tief ausgeschnitten und im Empire-Stil, mit kleinen, angeschnittenen Ärmeln.
    Olivia schnappte nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund. Es war perfekt. Es war göttlich. Es war nichts, was ihre Mutter jemals für sie bestellt hatte.
    »Ich werde diese Schneiderin finden und sie wie verrückt abküssen!«, schwor Olivia.
    Petty, die der Unterschied zwischen Lady Cheltenhams Geschmack und gutem Geschmack durchaus bekannt war, nickte nachdrücklich. »Sie weiß sehr wohl, von wem sie
mehr zu erwarten hat. Es ist besser, eine reiche Vicomtesse gut aussehen zu lassen, als einer armen Komtess einen Gefallen zu tun.«
    Augenblicke später schaute sich Olivia im Spiegel an. »Petty, ich sehe nicht sehr gut aus.«
    Petty schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady.«
    Olivia grinste Petty zu. »Ihm werden die Augen aus dem Kopf fallen.«
    Petty grinste zurück. »Es wird ihn der Schlag treffen!«
    Dann verlor sich Pettys Lächeln, und sie wandte den Blick ab, beschäftigte sich damit, den Saum des Kleides zu überprüfen. Olivia seufzte, aber was konnte sie zu dem Mädchen schon sagen? Dane würde ihr nie gehören, es war eine lächerliche Vorstellung, aber das gerade aus Olivias Mund zu hören, würde ihr noch mehr wehtun.
    Alles andere wäre gelogen. Deshalb schwieg Olivia. Und doch vermisste sie die kurz zuvor erlebte Herzlichkeit, als Petty sie ohne ein Wort auskleidete und das Kleid für die Reise einpackte.
    Olivia schmerzte es, dass sie sich so unbehaglich fühlte. »Petty, warum siehst du nicht einmal nach Mrs Huff? Erinnere sie daran, ein Päckchen von dem Mittel mit auf die Reise zu nehmen. Ich werde dafür sorgen, dass das Küchenpersonal im Gasthaus ihr davon etwas zurechtmacht.«
    Petty nickte und verschwand, ohne aufzublicken.
    Die Stille war herrlich nach der Hektik des Tages. Olivia ließ sich in den Sessel am Kamin fallen und gähnte herzhaft. Sie hatte letzte Nacht kaum geschlafen, erinnerte sie sich mit einem Lächeln.
    Ein Nickerchen im Sessel käme ihr jetzt gerade recht. Petty würde bald zurück sein, sie sollte also diese kurze Zeit des Alleinseins nutzen.
    Sie kuschelte sich in die Ecke des großen Sessels. In ihrer ersten Nacht hier hatte Dane sie nach diesem dummen Schwindelanfall in diesem Sessel auf dem Schoß gehalten.

    Die Tür wurde aufgestoßen, und Petty stürzte mit weit aufgerissenen Augen ins Zimmer.
    »Mylady, ein Mann will Euch sprechen, und er sieht wahnsinnig gut aus!«
    Olivia kuschelte sich tiefer

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