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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ihre alten Kleider Petty gab.
Natürlich trugen die wenigsten Zofen die Kleider selbst. Sie verkauften sie und behielten das Geld als eine Art Bonus dafür, dass sie dafür sorgten, dass ihre Dienstherrinnen gut aussahen.
    Olivia entschied, noch einmal von vorne anzufangen. »Ach, übrigens, Petty«, sagte sie beschwingt, »ich möchte, dass du meine Sommerkleider übernimmst.«
    »Ja, Mylady. Danke.« Petty lächelte erleichtert. Offensichtlich gab es Grenzen, die selbst Petty nicht überschreiten würde.
    Olivia strich mit der Hand über die Bettvorhänge. »Es ist schon komisch. Ich habe mich gerade erst mit diesem Haus vertraut gemacht, und jetzt verlasse ich es schon wieder. Wenn ich mich in Kirkall Hall auskenne, bin ich wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Greenleigh, um dort Weihnachten zu verbringen. Und in Greenleigh …«
    »Ihr werdet Jahre brauchen, um Euch in Greenleigh auszukennen, Mylady. Dort gibt es über hundert Zimmer.«
    »Cheltenham hat vierundsechzig«, sagte Olivia stolz. Dann zuckte sie die Schultern. »Die meisten davon werden gar nicht benutzt, sie sind voller Spinnweben, und außerdem regnet es rein.«
    Zum ersten Mal wurde Olivia gewahr, dass sie Weihnachten nicht in Cheltenham verbringen würde. Sie hatte so viel zu tun gehabt und war in Gedanken immerzu bei Dane, dass sie noch nicht über das kommende Jahr nachgedacht hatte.
    Es würde keine aufgeregten Vorbereitungen für die Rückkehr ihrer Familie geben. Sie würde nicht ihren traditionellen ungenießbaren Früchtekuchen von Mrs Abersham bekommen, die nicht mehr gut sah und deshalb oft die Zutaten verwechselte. Walter hatte sich jedes Jahr so sehr auf diesen Früchtekuchen gefreut. Er hatte ihn auf dem großen, verkratzten Esstisch in seine Einzelteile zerlegt und sich über jede merkwürdige Zutat unbändig gefreut.
    Ja, ihr geliebter Walter. Olivia würde nie mehr ein Weihnachten
verbringen, an dem sie sich fragte, was ihr Bruder wohl für sie gefunden hätte, ein chinesisches Lackkästchen, eine ausgestopfte brasilianische Eidechse oder ein in dunkelblaues Leder gebundenes Tagebuch. Er hatte immer genau gewusst, was er ihr mitbringen musste, damit sie lachte und sich verstanden fühlte.
    Plötzlich wollte Olivia allein sein. »Petty, geh und sieh zu, dass du irgendwoher noch ein Abendessen bekommst. Wenn wir irgendetwas vergessen haben, können wir später danach schicken.«
    Als endlich Stille herrschte, zog Olivia ihre verschließbare Kassette unter dem Bett hervor und zog die Bettvorhänge zu. Sie weinte ein wenig beim Schreiben, aber wie immer fühlte sie sich gleich besser, als sie ihre Gefühle zu Papier gebracht hatte. Nichts würde Walter wieder lebendig machen, in Zukunft würde sie jedoch nie wieder zu beschäftigt sein, um an ihn zu denken.
    Was sie zu Sumner zurückbrachte. Sie würde nicht in der Lage sein, irgendwelche Details über die Umstände von Walters Tod von Sumner zu erfahren, bevor sie nicht in Schottland angekommen wären, und selbst da erst nach dem Ball.
    Sie fühlte, wie sich beim Gedanken an den Ball ihr Magen nervös zusammenzog. Sie verließ sich so sehr auf andere. Auf Mrs Huff, Mrs Arnold, Mrs Blythe. Wie konnte sie sicher sein, nicht im Stich gelassen zu werden?
    Sie schloss die Augen und malte sich aus, was schlimmstenfalls passieren konnte. Was wäre, wenn das Essen nicht exquisit genug oder das Haus nicht für die Gäste vorbereitet oder das Programm banal war?
    Sie dachte an Mrs Blythe und deren außergewöhnliche Schwäche für Violett. Eine solche Frau konnte niemals banal sein. Der Gedanke beruhigte sie. Ja, selbst wenn das Essen nicht angemessen und die Unterbringung unpassend wäre, ihre Gäste würden sich immer an Lady Greenleighs Jagdball erinnern.

    »Schon im Bett?« Eine tiefe, neckende Stimme erklang von der anderen Seite des Bettvorhangs.
    Dane!
    Olivia stopfte alles, das Tagebuch, das offene Tintenfass und die mit Tinte beschmierte Schreibfeder, unter ein Kopfkissen, gerade als Dane den Bettvorhang neben ihr mit einem Schwung aufzog.
    Mrs Huffs unbeugsame Entrüstung war nichts verglichen mit der Scham, die Olivia verspüren würde, sollte Dane jemals ihr kindisches Gekritzel über ihn lesen.
    Dane warf nur einen Blick auf die schuldbewusste Miene seiner Frau und die ganze Freude darüber, sie allein vorzufinden, war dahin. Er hatte sich tatsächlich in seinem eigenen Haus die Treppe hinaufgeschlichen, mit dem festen Vorsatz, sie zu finden und an irgendeinen Ort mitzunehmen, wo

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