Der geheimnisvolle Gentleman
konnte sie nur stecken?
Nachdem alle Gäste empfangen und auf ihre Zimmer geleitet worden waren, konnte Dane sich endlich damit beschäftigen, seine Frau zu suchen. Er war verärgert. Sein eigenes schlechtes Benehmen am Morgen hätte sie nicht von ihren Pflichten abhalten dürfen.
Dane fand Olivia, wo er sie am wenigsten vermutet hatte.
Als Georges Kammerdiener Dane ankündigte, schritt er in das weitläufige Boudoir, das im Ostflügel für den Prinzregenten eingerichtet worden war. Und dort, auf dem Sofa neben dem Prinzregenten, mit ihrer Hand in seiner, erblickte er Olivia.
Der Schmerz traf ihn erneut. Glücklicherweise war Dane dieses Mal darauf vorbereitet. Er schickte seinen Herrscher nicht mit einem Schlag zu Boden.
»Hoheit.« Dane verneigte sich steif. »Wie ich sehe, habt Ihr Euch bereits bekanntgemacht.«
Olivia lächelte ihn zaghaft an, aber Dane rückte von ihr ab. Kühle Gleichgültigkeit war gefragt.
George hingegen war offensichtlich hingerissen. Es war von Anfang an Danes Ziel gewesen, wenn er auch nicht gerade diesen Verlauf der Ereignisse vorhergesehen hatte.
Olivia schien in Georges Anwesenheit ganz entspannt zu sein.
Doch schließlich fiel es ihr leicht, anderen zu gefallen. Das genaue Ausmaß war Dane erst heute klar geworden. »Ich sehe, dass … dass meine Frau sich schon bestens um Euch
kümmert.« Er sah, wie Olivias Pupillen sich weiteten, als ihr die ganze Tragweite dieses Satzes bewusst wurde.
Dane verneigte sich wieder. »Wenn Ihr mich entschuldigen wollt, Hoheit, ich muss mich um meine anderen Gäste kümmern.« Er wandte sich an Olivia. »Bitte erfülle die Wünsche Seiner Hoheit«, trug er ihr kühl auf.
Letztendlich hatte er gehofft, eine brauchbare Frau zu finden, die er George unterjubeln konnte. Er mochte augenblicklich durch seine Leidenschaft für Olivia etwas abgelenkt sein, aber seine Pflicht stand über allem. Wenn George sie wollte, würde er sie bekommen, egal, was es kostete.
Als er das Zimmer verließ, war Dane überrascht, wie gut alles zusammenpasste, wenn man es mit klarem Kopf betrachtete. Durch Olivia hatte er die Kontrolle über George. War sie nicht selbst ihm gegenüber nahezu unwiderstehlich gewesen?
Der Plan war perfekt. Dane hatte nur nicht erwartet, dass es so wehtun würde.
Als ihr Ehemann sich umdrehte und sie in Georges Zimmer zurückließ, damit sie ihm »zu Diensten war«, war Olivia außer sich. Sie war wütend und hatte nicht übel Lust, Dane in seinem eigenen Saft schmoren zu lassen. George lächelte sie an, freundlich und voller Interesse, wie er es getan hatte, seit sie vor ihm in Tränen ausgebrochen war, Olivia jedoch gebot auch dieser Sache Einhalt.
»Es tut mir leid, Hoheit, ich fürchte, mein Herz gehört jenem unausstehlichen Arschloch, das gerade gegangen ist.«
George wirkte enttäuscht, jedoch guter Dinge. »Dieser junge Mann verdient es, mit seinen eigenen Waffen geschlagen zu werden«, sagte der Prinzregent nachdenklich. »Manipulatives Pack, allesamt.«
Olivia war verblüfft. »Und doch vertraut Ihr ihm und seinen Freunden, nicht wahr?« Sie hatte viele Fragen, was Dane und seine Freunde wohl vorhatten, aber sie zweifelte nicht
an ihm. Sie wusste, dass Dane ehrenhaft war. Die Frage war nur – wusste das auch Prinz George?
Für einen winzigen Augenblick verlor der Prinzregent seinen trägen, etwas beschränkten Ausdruck und schaute sie ernst an. »Ich vertraue ihm mit meinem Leben. Mehr noch, mit meinem Königreich.« Dann grinste er hinterlistig. »Das bedeutet allerdings nicht, dass ich es ihm leicht machen muss. Er und seine Kumpane halten mich für gedankenlos und hedonistisch, als wäre ich nur an den Genüssen des Fleisches interessiert.«
Er sagte es leichthin, aber Olivia hatte nicht den Eindruck, als gefiele ihm diese Einschätzung seiner Person. »Das ist lächerlich«, sagte Olivia überzeugt. »Mutter hat mich nach Carlton House mitgenommen, und ich habe die Zeichnungen vom Palast in Brighton in der Zeitung gesehen. Ihr seid geradezu brillant.«
Er legte den Kopf in den Nacken und bedachte sie mit einem zufriedenen, eher schüchternen Lächeln. »Glaubt Ihr das wirklich? Kennt Ihr Euch mit Architektur aus?«
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Nur soweit es sich um den Umbau von Mühlen und Ähnlichem handelt. Nur Schönheit bleibt Schönheit, nicht wahr?«
Er kniff sie sanft in die Wange. Seine Augen funkelten schelmisch. »Fürwahr. Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr nicht mit mir durchbrennen und
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