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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ihr wundervolles, neues Leben binnen einer Stunde zunichtegemacht worden war.
     
    Das Knirschen von Kutschenrädern auf dem Kies durchdrang Olivias Schmerz und Verwirrung. Ein weiterer Lieferant. Wenigstens erwarteten sie für die kommenden Stunden keine Gäste mehr. Sie glaubte nicht, dass sie auch nur einen weiteren fremden Gast ertragen würde, vor allem, wenn es sich dabei um eine hochgestellte Persönlichkeit handelte, die von ihr erwartete vorzugeben, jemand zu sein, der sie augenscheinlich nicht war.
    Sie trat zur Seite und drehte sich um, bereit, den Lieferanten zur Rückseite des Hauses durchzuwinken.
    Aber nein. Eine prachtvolle, reich verzierte Kutsche fuhr die Auffahrt hoch und hielt genau auf sie zu. Die Pferde warfen trotz der langen Reise die Beine hoch, wie es nur die allerbesten Tiere taten. Unter dem Staub und Schmutz der Straße glänzten die Schnallen ihres Geschirrs unverwechselbar wie Gold.
    Die auf Hochglanz polierte Kutsche aus Ebenholz war groß und luxuriös und wurde begleitet von einer großen Anzahl an Lakaien, die die weiße Uniform trugen von …

    O gütiger Gott im Himmel! Olivias Knie gaben nach. Das konnte nicht wahr sein. Das war ein Traum, ein Alptraum, der all ihre schlimmsten Ängste und Vorstellungen wahr werden ließ. Nur in einem Alptraum würde sie in der Auffahrt stehen und aussehen wie eine Irre, mit wilden Haaren und verheultem Gesicht, barfuß, da sie ihre Schuhe irgendwo auf der Auffahrt verloren hatte …
    Sie schloss die Augen und betete inständig, sie würde jetzt aufwachen und die Decke in ihrem Schlafzimmer sehen. Sie wünschte, sie hätte sich niemals zu diesem Frühstück begeben, sich nie Marcus in die Arme geworfen und diesen Blick in Danes Augen gesehen, und am allermeisten und aus tiefster Seele wünschte sie sich, dass sie dem Prinzregenten von ganz Britannien nicht barfüßig gegenübertreten müsste.
    Die knirschenden Räder kamen direkt vor ihr zum Stehen. Olivia öffnete die Augen genau im richtigen Moment, um zu sehen, wie diese unglaubliche Zahl an Lakaien ihre Arbeit aufnahm. Zwei rannten nach vorn und nahmen die Pferde am Zügel, damit sie auch nicht den kleinsten Schritt taten, der Seine Hoheit ins Straucheln bringen könnte. Zwei weitere rannten an die Rückseite der Kutsche, wo sie einen fein geschnitzten Schemel losbanden, der eher wie eine Art kleine Treppe aussah, und diesen vor der Kutschentür in Position rückten. Ein weiterer junger Mann trat geschäftig vor und wischte mit einem seidenen Tuch den Staub darauf ab. Für einen kurzen, albernen Moment überlegte Olivia, unter welcher Rubrik der Lohn des jungen Mannes in den Geschäftsbüchern des Palastes geführt wurde. Erster hoheitlicher Helfer des Stuhls? Königlicher Schemel-Entstauber?
    Dann erschien ein Fuß in einem erstaunlich modischen Slipper in der Öffnung der Kutschentür und stieg auf die oberste Stufe des Schemels. In diesem Augenblick dachte Olivia zum ersten Mal daran, dass Seine Königliche Hoheit nicht zufällig ihre Auffahrt heraufgefahren war. Sie und Dane gaben eine Gesellschaft und einen Jagdball.

    Der Prinzregent war einer ihrer Gäste.
    Für eine Sekunde, die ihr vorkam wie eine Ewigkeit, bekam sie keine Luft mehr. Den Prinzregenten zu Gast zu haben war eine Ehre, ein Privileg, auf die die meisten Damen sich monatelang vorbereitet hätten. Mutter hatte ihr oft von einer Dame erzählt, die für eine solche Gelegenheit ein spezielles Tafelservice hatte anfertigen lassen und dann darauf bestanden hatte, dass die verwendeten Gussformen zerstört wurden, damit niemand sonst behaupten konnte, dass ihre Teller von der königlichen Gabel berührt worden seien.
    Aber Dane hatte sie mit keinem einzigen Wort vorgewarnt. Olivia fühlte sich betrogen. Er erwartete von ihr, dass sie die beste Gesellschafterin des Landes war, und ließ sie dann derart auflaufen!
    Nichts, das sie vorbereitet hatte, konnte auch nur annähernd den Erwartungen eines königlichen Besuchs standhalten. Weder ihre Menüs noch ihre Dekoration oder ihre Kleidung …
    O Gott! Sie war die Gastgeberin Seiner Hoheit!
    Sie schaute an sich hinunter, nichts hatte sich geändert. Sie war immer noch barfuß und ihre Kleidung zerknittert, und auf ihrem Rock war vorne ein weißer Fleck zu sehen.
    Beringte Finger griffen nach der geöffneten Tür. Olivia erinnerte sich an ihre Manieren und fiel in den tiefsten Hofknicks, den sie meistern konnte, ohne dass ihr Gesicht noch schmutziger wurde. Oje, war das saure

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