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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Liebe war sie ganz allein. Das war keine große Überraschung, denn er war Dane … und sie war ein Nichts.
    Deshalb würde sie ihm geben, was er sich am meisten von ihr wünschte, ihre erste und letzte Tat der Liebe. Sie hob das Kinn und blickte ihm zum ersten Mal direkt in die Augen. »Ich nehme an, ich werde das hier nicht mehr brauchen.« Sie reichte ihm den fünften Stab und drehte sich zu George um, der ihr weiterhin seinen Arm hinhielt. Sie knickste tief. »Hoheit, ich nehme Eure Einladung mit Freuden an.«

    Während sie sich aufrichtete, legte sie seine Hand in die seine. Sie drehten sich um, ohne Dane noch eines Blickes zu würdigen, und schritten davon.
    Dane schaute auf das Ding in seiner Hand. Er hatte es automatisch entgegengenommen, da er von dem Ausdruck in Olivias Augen wie gelähmt gewesen war.
    Sie war nicht wütend. Sie war nicht rachsüchtig, schuldig oder beschämt. Sie hatte ihn angesehen, als würde sie ihn verstehen.
    Es erschütterte ihn, ließ eine leise Stimme in seinem Innern Zweifel anmelden. Vielleicht irrst du dich.
    Vielleicht ist sie genau das, was der Löwe braucht.
    Dane warf den Elfenbeinstab auf den Boden. Er schlitterte und rollte in die wartende Menge. Damen sprangen beiseite, und Gentlemen wichen vor dem ungeheuerlichen Ding zurück. Vage wurde Dane bewusst, dass er unter ihren Vermutungen, warum seine Frau überhaupt ein solches Hilfsmittel brauchte, leiden würde.
    Sie gehört mir.
    In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sie haben musste, bevor sie mit dem Prinzregenten, Marcus oder sonst wem auf Nimmerwiedersehen verschwand.
    Er musste sie besitzen, nur ein einziges Mal. Dann, nur dann, würde er seinen Geist und seinen Körper von dieser Besessenheit befreien können.
    Er setzte sich in Bewegung. Rasch überholte er das neue königliche Paar, schlang einen Arm um die Taille seiner für ihn verloren geglaubten Frau und warf sie über seine Schulter, bevor Georges Bewacher ihn daran hindern konnten. »Es tut mir leid, Königliche Hoheit, aber ich glaube, ich schulde meiner Frau eine Hochzeitsnacht.«
    »Was …« Olivia schnappte nach Luft und wand sich in seinem Griff. Seine Schulter war zu breit, als dass sie ihr in den Magen drückte, sein Arm war wie aus Stein. Sie konnte sich nur mit den Händen an seinem Rücken abdrücken und zusehen,
wie der überraschte Prinzregent und die anderen Gäste aus ihrem Blickfeld verschwanden.
    Danes lange Schritte brachten sie schnell voran. Die Flure von Kirkall Hall verschwammen vor ihren Augen. Als Olivia endlich wieder zu Atem kam, waren sie bereits draußen im Freien.
    Die Stallburschen, wie immer von geradezu geisterhafter Effizienz, hatten Galahad bereits aufgezäumt, als Dane im Stall ankam.
    Wortlos nahm er sich trotz ihrer Proteste das ungesattelte Pferd. Olivia wurde sanft hochgehoben und saß seitlich auf dem breiten, weißen Rücken. Dane würde sie auf einem Schimmel entführen?
    Rasch drängte Olivia diese mädchenhaften Fantasien zurück. Sie wollte erst einmal herausfinden, was er eigentlich vorhatte.
    Nur für eine Sekunde ließ er sie los, aber es gelang ihr hinabzugleiten, leicht auf den Füßen zu landen und einen ersten Schritt zu tun. Doch gleich darauf fühlte sie wieder seinen starken Arm um ihre Taille, und sie verlor den Boden unter den Füßen.
    Es war zu spät. Sie saß unsicher auf dem galoppierenden Hengst und hatte nur zwei Möglichkeiten: Entweder klammerte sie sich an Dane fest, oder sie stürzte vom Pferd und würde sich dabei schwer verletzen.
    Der harte Boden würde ihr keine zweite Chance geben.
    Außerdem war sie sich nicht sicher, ob das überhaupt Danes Absicht war.

24. Kapitel
    I rgendwann standen die Bäume nicht mehr so dicht, und sie erreichten eine Lichtung. Das Mondlicht fiel auf den Boden und ließ ihn in einem schimmernden, weißen Glanz erstrahlen. In der Mitte der Lichtung stand ein Cottage. Das Strohdach reichte fast bis zum Boden, außer da, wo das Dachgesims die niedrige Tür überragte. Kletterrosen rankten an der Wand rechts und links neben der Tür, schlangen sich ineinander. Im Sommer hatte das wahrscheinlich eine bezaubernde Wirkung, aber jetzt erschienen ihr die nackten, dornigen Zweige bedrohlich.
    Olivia hatte das unheimliche Gefühl, dass die Rosen über die Tür wachsen würden, sobald sie eingetreten waren, und sie dort für alle Ewigkeit einschlössen.
    Dane hob sie mit Schwung vom Pferd, öffnete die Tür mit einem Fußtritt und trug sie in die Dunkelheit hinein.

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