Der geheimnisvolle Highlander
Ungerechtigkeit und
Grausamkeit des Königs machten ihn krank, und es dauerte nicht lange, bis Alex der Anführer der Geächteten wurde. In seinen Feldzügen durch die Highlands hatte er ein kleines Stück Frieden gefunden.
Die Kirchturmuhr schlug zehn. Er beschleunigte seine Schritte und durchquerte Lawnmarket, wobei er sich an die Hauptstraßen hielt und das Labyrinth aus engen Gassen und Hinterhöfen mied, das die Stadt durchzog. Dann bog er links in die West Bow und eilte den steilen Hügel nach Grassmarket hinunter. Grassmarket war nicht nur ein blühender Marktplatz, sondern hatte auch die zweifelhafte Ehre, der Ort für öffentliche Hinrichtungen zu sein. Da diese Gegend nicht gerade häufig von Höflingen aufgesucht wurde, hoffte Alex, niemanden aus dem Palast zu treffen.
An seinem Ziel angekommen öffnete Alex die Tür des White Hart Inn und trat ein, wobei er den Kopf tief unter dem niedrigen Türrahmen senken musste. Abgestandene Luft und der Geruch ungewaschener Leiber schlugen ihm entgegen. Nur wenig Licht erhellte den kleinen Hauptraum, in dem vielleicht an die zwanzig Gäste auf kleine Tische verteilt saßen. Ein paar weitere standen in der Nähe des Tresens, wo die Wirtin der Taverne darauf wartete, ihr Gebräu auszuschenken. Bei einer Kellnerin bestellte er einen Krug Grozet, ein fruchtiges Bier, das mit Stachelbeeren gebraut wurde, und ging dann durch den Raum in ein angrenzendes Zimmer, das ein wenig kleiner als das erste war. Auch hier war die Decke niedrig, und Alex musste sich immer wieder unter den hölzernen Deckenbalken ducken, während er den Raum durchquerte.
Wandschirme aus braunem Papier trennten die Tische voneinander und boten ein gewisses Maß an Abgeschiedenheit. Schnell fand er Robbie und glitt ihm gegenüber mit Blick auf
die Tür auf die hölzerne Bank. Erfreut stellte er fest, dass der Junge seinen Anweisungen gefolgt und einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes gewählt hatte, was das Risiko, von neugierigen Ohren belauscht zu werden, verringerte.
Sein Knappe schien erleichtert, ihn zu sehen.
»So froh darüber, mich zu sehen, Junge?«, meinte Alex amüsiert über Robbies offensichtliche Sorge um sein Wohlergehen. »Anscheinend habe ich meine Pflicht vernachlässigt. Ich muss wohl zusehen, dass dein Training verstärkt wird, wenn ich hier fertig bin.«
Robbie wurde blass. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, dass Alex ihn nur aufzog, und er ein zaghaftes Grinsen wagte. Dann sah er sich misstrauisch ein paar Mal um. »Dieser Ort hier gefällt mir nicht besonders«, flüsterte er und rümpfte die Nase. »Hier riecht’s wirklich furchtbar.«
Mir gefällt es hier auch nicht. Aber es wäre nicht gut, den Jungen mit Samthandschuhen anzufassen, schließlich hatten sie eine Aufgabe zu erledigen. Also fragte Alex stattdessen: »Irgendwelche Probleme?«
Edinburgh war ein gefährliches Pflaster für einen MacGregor, da sich so viele Männer des Königs hier aufhielten. Normalerweise hätte Alex seinen Knappen mit an den Hof genommen, doch er konnte nicht riskieren, dass der Junge erkannt wurde.
Robbie schüttelte den Kopf. »Nein, Mylaird.«
»Patrick und die anderen?«
»Sie sind bereit.«
»Gut.« Während Alex so viel wie möglich bei Hofe in Erfahrung brachte, kümmerten sich Patrick und der Rest von Alex’ Kriegern um die von den Soldaten und Söldnern besuchten Tavernen und Wirtshäuser und hörten sich um, ob es Gerüchte gab, dass sich Truppen mobilisierten, um die Inseln
anzugreifen. Robbie überbrachte die Nachrichten zwischen Alex und dessen Männern. Seine Jugend und die relativ unbeeindruckende Statur machten es ihm leicht, unbemerkt zu kommen und zu gehen.
»Sind unsere Freunde angekommen?«, fragte Robbie. Das war ein geheimer Code, der sich nicht auf Freunde bezog, sondern auf die Lowlander, die nach Lewis segeln wollten.
»Wie wir erwartet hatten, haben es nicht alle geschafft.«
Robbies Augen leuchteten auf, als er verstand. Die Abwesenheit bedeutender Edelmänner der Lowlands bei Hofe stützte das Gerücht, dass die »Abenteurer von Fife« sich zu einem zweiten Angriffsversuch auf Lewis sammelten.
»Machen sie sich in diesem Sommer auf die Reise?«
»Ich weiß es noch nicht. Aber wenn sie es noch vor dem Winter schaffen wollen, müssen sie bald aufbrechen. Ich hoffe, dass ich bis Ende der Woche mehr in Erfahrung gebracht habe.«
Robbie nickte.
Prüfend ließ Alex den Blick durch den Raum schweifen, um sicherzugehen, dass sie keine
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