Der geheimnisvolle Highlander
Chief. Ian war der tanaiste ihres Vaters, sein ernannter Nachfolger. Eine Position, die ihm von Geburt an zustand. Doch aufgrund von Überbleibseln der alten Brehon-Gesetze glaubten manche, dass diese Position angefochten werden konnte. Auf Skye wurde er spöttisch »Ian Balbhan« genannt. Ian der Einfältige. Sie hasste diesen Spottnamen und hatte ihr Bestes gegeben, um ihren Bruder vor der Grausamkeit anderer zu schützen.
Und vor der Enttäuschung ihres Vaters.
Die Brust wurde ihr eng, so schwer lastete die Erwartung auf ihr. Sie hatte hart gearbeitet, um ihrem Vater zu beweisen, dass sie es schaffen konnte. Sie musste das Richtige tun. Sie konnte sich keine Fehler erlauben. Es gab nur eine einzige Wahl.
Und es lag an ihr, sie zu treffen.
So viel zum Thema Märchen. Niemand würde auf einem stolzen Schimmel dahergeritten kommen und ihr die Entscheidung abnehmen.
Alex MacLeod war nicht für sie bestimmt. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen wie zu noch keinem anderen Mann. Doch das war nicht von Bedeutung. Sie würde sich dadurch in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen lassen. Er war ein Söldner. Ein Krieger. Ein Mann der Vergangenheit. Männer wie Alex gehörten einem vergangenen Zeitalter an. Einer Zeit der Fehden und Raubzüge und der uneingeschränkten Autorität des Chiefs. Die Rolle des Highland-Chiefs veränderte sich. Er war nicht mehr nur ein Kriegsherr, er musste auch in der Lage sein, mit dem König und seinen Männern umzugehen.
Sie brauchte einen Mann, der die Männer des Königs besänftigte. Alex strahlte etwas Bedrohliches aus, sobald er den Raum betrat. Er war durch und durch ein Highland-Krieger, und damit genau die Art mächtiger Mann, die diese Lowlander fürchteten.
Sie sah Jamie, der geduldig neben ihr stand, lange an und erlaubte ihren Gedanken nicht, zu dem abweisenden Mann zurückzukehren, der eben den Saal verlassen hatte. Dem Mann, der ihre Gefühle in Aufruhr versetzte.
Sie holte tief Luft und legte die Hand auf Jamies Armbeuge. Dieses Mal erschrak sie nicht. Die schlanken Muskeln unter
ihren Fingern lösten keine verbotenen, wilden und unkontrollierbaren Gefühle aus.
Sie war diese Scharade leid. Meg war hier bei Hofe fehl am Platz und wusste es. Jamie Campbell war die passendste Wahl als Ehemann.
Es gab nur diese einzige Entscheidung, die sie treffen konnte.
5
A lex verließ den Saal mit einem unbestimmten Gefühl von Gereiztheit, wenn nicht gar Ärger. Das Schlimmste war, dass er nicht wusste, weshalb.
Er eilte durch die Palasttore hinaus auf den Vai Regius , den Königsweg, eine vor Kurzem von König James erbaute, mit Kopfsteinen gepflasterte Straße, die sich zwischen Holyrood und Edinburgh Castle erstreckte. Obwohl er sich nicht die Mühe gemacht hatte zu verheimlichen, dass er den Palast verließ, achtete er dennoch sorgsam darauf, dass ihm niemand folgte. Die meisten Leute schienen die Geschichte, dass er ein Söldner auf der Suche nach Arbeit war, zu glauben, doch Highlander wurden immer mit Argwohn betrachtet. Er wollte kein Risiko eingehen.
Alex war spät dran. Er sollte seinen Knappen Robbie in der White-Hart-Taverne treffen, um zu berichten, was er bisher herausgefunden hatte, doch er hatte sich aufhalten lassen. Von einer kleinen Verführerin mit großen, grünen Augen. Anstatt die Männer des Königs zu beobachten, um mehr Informationen herauszubekommen, hatte er sich dabei ertappt, wie er Megs Unterhaltung mit Jamie Campbell mit wachsendem Ärger verfolgt hatte. Er hatte etwas in ihren Augen gesehen.
Er vermutete, dass sie ihre Wahl getroffen hatte.
Aber das ging ihn nichts an, rief er sich in Erinnerung. Alex hatte seine eigene Wahl schon vor langer Zeit getroffen, sie beinhaltete keine Ehefrau. Seine Zukunft war bestenfalls unsicher, im schlimmsten Falle kurz.
Er war nahe daran gewesen, ihr hinterherzulaufen, nachdem er ihr auf der Tanzfläche dieses unbeholfene Kompliment gemacht hatte. Sie hatte ihn falsch verstanden, doch ihm war klar geworden, dass er bei seinem unklugen Vergleich mit ihrer Mutter einen wunden Punkt getroffen hatte. Rosalind Mackinnon war zweifellos eine schöne Frau, doch das war ihre Tochter ebenfalls. Alles an ihr war … liebenswert. Von einer Sanftheit, die für einen Mann, der so lange Zeit nur Härte gekannt hatte, unwiderstehlich war. War Meg denn nicht bewusst, wie bezaubernd sie war? Mit einem Mal erkannte er, dass sie sich geradezu anzustrengen schien, ihre Schönheit nicht zu betonen, indem sie sich hinter schlecht
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