Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)

wenig unter Zeitdruck, da es schon kurz nach zwölf war. Irgendwie fanden sie nicht den richtigen Weg zum Speisesaal. Marla konzentrierte sich und versuchte, sich an den Weg zu erinnern, aber ihr kam alles so fremd vor.
    „Verdammt. Wo ist der Speisesaal?“
    „Leise. Keine Panik. Wir werden ihn rechtzeitig finden.“
    „Gerade aus und dann links.“ sagte der Bilderrahmen.
    „Ähm, danke.“ sagten sie gleichzeitig und schlichen weiter.
    Sie mussten nicht weit gehen. Von weitem erkannte Marla die schweren Holztüren wieder. Sie gab Aron ein Zeichen, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Er nickte zufrieden und drückte sie. Sie schauten auf die Uhr. Es war 12.15 Uhr. Sie waren pünktlich, aber von Lasmo und Lira fehlte noch jede Spur.
    Sollten sie jetzt noch auf die beiden warten? Sie lauschten an der Tür. Es war sehr ruhig. Sie konnten nichts hören. War Gondur etwa schon fertig mit essen? Plötzlich ging die Türe auf. Marla und Aron huschten zur Seite und versteckten sich hinter Vorhängen. Hondur schaute hinter der Türe hervor und sah aus, als ob er jemand suchte. Aron gab ihm ein Zeichen, damit er ihn entdeckte.
    „Planänderung! Gondur ist noch nicht da. Verschwindet und versteckt euch. Schnell!
    „Wo sind Lasmo und Lira?“ flüsterte Marla.
    „Sie haben sich auch versteckt. Geht schon. Kommt nachher wieder.“
    Hondur schlug die Tür hinter sich zu. Marla und Aron eilten den Gang zurück und suchten nach einem geeigneten Versteck. Sie wussten nicht wohin sie gehen sollten, weil sie ja nicht wussten, aus welcher Richtung nun Gondur kommen würde. So eine Planänderung war nicht durchdacht worden. Scheiterte nun das ganze Vorhaben? Was sollten sie jetzt tun? Plötzlich öffnete sich eine Tür neben ihnen. Sie erschraken zu Tode und konnten aber auch nicht so schnell ein Versteck finden. Sie starrten beide den Kopf an, der aus der Tür vorlugte. Es war Lasmo!
    „Kommt schnell hier rein!“ rief er.
    Das musste er Marla und Aron nicht zweimal sagen. Sie huschten hinein und schlossen leise die Türe hinter sich.
    „Wir sind ja so froh, euch hier zu treffen. Was machen wir jetzt?“
    „Wir warten noch paar Minuten ab, dann gehe ich zum Speisesaal vor und lausche an der Türe, ob Gondur endlich mit Essen begonnen hatte.“ sagte Lasmo. Die anderen Drei nickten. Keiner hatte einen besseren Vorschlag. Sie waren alle durcheinander, weil es jetzt doch anders lief, als geplant.
    „Es kommt oft anders, als man denkt.“ sagte Marla leise. Die anderen schauten sie entnervt an. Marla hatte immer irgendeine Weisheit auf Lager.
    Lasmo stand auf und nickte den anderen zu, was heißen sollte: ich geh jetzt mal los und hole euch dann bei Bedarf. Er öffnete die Türe einen Spalt und spähte hinaus. Er konnte niemanden sehen und schlich somit raus. Er schloss die Türe leise. Die anderen Dreien schauten, wie die Tür zu ging und hofften, dass alles gut ging. Sie wollten endlich ihren Einsatz hinter sich bringen. Lasmo schlich auf leisen Sohlen den dunklen Gang zum Speisesaal entlang. Es war unheimlich und ganz still. Er steuerte zielstrebig auf die große Holztüre zu und hoffte, dass sie nicht schon wieder vor ihm aufgemacht wurde. Hoffentlich war Gondur schon drin. Er kam sich wie ein Verbrecher vor, der sich an sein Opfer heranschlich. Gewissermaßen war Gondur ja sein Opfer. Lasmo lauschte an der Tür. Er konnte Stimmen hören. Das waren eindeutig Gondur und Hondur.
    „Hast du heute keinen Hunger?“ fragte Hondur.
    „Nein, mir ist heute nicht nach Essen. Ich werde wieder hochgehen.“
    „Nein!“ schrie Hondur. Gondur, der sich gerade von seinem Stuhl erhoben hatte, setzte sich wieder und schaute Hondur fragend an.
    „Ich meine, noch nicht. Du musst unbedingt den Nachtisch probieren. Der ist heute köstlich. Und mit so viel Liebe zubereitet worden....“ flunkerte Hondur.
    Gondur schaute ihn schief an. Mit Liebe zubereitet? Seit wann kochen seine Köche was mit Liebe?
    „Du bist so nervös, Hondur. Was hast Du ausgefressen?“
    „Nichts. Ich meine es nur gut mit Dir und mache mir Sorgen um Dich. Mehr nicht.“ beteuerte Hondur.
    „Nein, danke. Mir ist heute auch nicht nach Nachtisch.“
    Lasmo verfolgte mit Entsetzen das Gespräch. Jetzt ist aber höchste Eile geboten. Er musste die anderen holen, bevor Gondur den Speisesaal verlassen würde. Dann wäre alles zu spät. Wenn Gondur nämlich das Schwarze Buch an sich trägt, können sie es ihm nicht wegnehmen. Also rannte Lasmo so leise und doch so schnell