Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)

tastete sie mit dem Zeigefinger ab, ob sie auch wirklich spitz genug war, um einen Hasen oder ein Reh zu durchbohren. Er nickte zufrieden und schlich in geduckter Haltung durch das Dickicht. Hier und da blieb er stehen und lauschte. Er reagierte auf jedes Rascheln, in der Hoffnung, dass es sich hier um was Essbares handelte. Auch aus Angst, dass ihn der Drache auflauerte, drehte er sich zig Mal um.
    Aron blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte etwas gehört. Es hörte sich wie ein Lachen an. Er drehte sich um, sah aber nichts. Er ging weiter. Da! Schon wieder hörte er ein hämisches Lachen. Es war ein Kichern. Schadenfroh und hämisch.
    „Wer um alles in der Welt ist hier?“ fragte Aron. Er erwartete keine Antwort, sprach eher zu sich selbst. Er ging ein Stück zurück und schaute nach den anderen beiden. Marla sammelte Holz und Hondur baute eine Feuerstelle aus Steinen. Bei den beiden schien alles soweit in Ordnung zu sein.
    „Hm, vielleicht spinn ich langsam auch schon.“ sagte Aron zu sich.
    „Hä, hä, hä wer spinnt hier nicht, du mieser kleiner Wicht!“
    Aron erschrak und blieb wie angewurzelt stehen. Wer war das?
    War das Gondur?
    „Finden werdet ihr mich nicht und ihr seht auch nicht mein Gesicht. Hä, hä, hä.“
    „Wer ist da?“ Aron fasste wieder Mut und hielt seinen angespitzten Stock fest in den Händen.
    „Wer suchet, der findet, wenn nicht, dann verschwindet.“
    „Wer ist da? Zeigt euch.“ sagte er streng.
    „Geht nur weiter auf die Suche, auch wenn ich euch verfluche, ihr werdet nichts finden und euch hier ewig binden.“
    „Was meint ihr damit? Können Sie uns helfen? Wir sind die Guten!“
    „Die Guten müssen für das Böse bluten!“
    „Wer sind Sie? Zeigen Sie sich verdammt noch mal!“
    „Zeigen kann ich mich nicht, ich habe kein Gesicht.“
    Marla und Hondur hatten Aron sprechen gehört und gingen zu ihm.
    „Was ist?“ fragte Marla verwundert. „Mit wem sprichst Du?“
    „Hier ist irgendwo irgendjemand, der wirres Zeug redet. Hast Du das auch gehört?“
    „Nein, nur Dich. Was hat derjenige gesagt?“
    „Dummes Zeg wie: Die Guten müssen für das Böse bluten. Vielleicht will uns jemand was antun? Keine Ahnung.“
    „Hast Du jemand gesehen?“
    „Nein. Derjenige sagte, er hätte kein Gesicht.“
    Bei diesen Worten erbleichte Hondur und rannte schreiend davon.
    „He, was ist in Hondur gefahren? Bleib hier! Hondur!“ schrie Marla.
    „Hä, hä, hä. Die Feigen sind davongekommen, haben meine Rache aber noch nicht vernommen!“
    Nun blieb auch Marla wie versteinert stehen und schaute sich um. Jetzt hatte sie klar und deutlich diese Worte gehört.
    „Wer ist das?“ fragte sie Aron. Dieser zuckte nur mit den Schultern und schlich um die Bäume rum, als ob er jemanden auf einem Baum vermutete. Er konnte aber niemanden finden.
    „Such mich nur, Du Idiot. Bald sind wir sowieso alle tot.“
    Marla und Aron schauten sich fragend an.
    „Auf, wir gehen Hondur suchen. Dieser Feigling hat sich einfach aus dem Staub gemacht. Das andere erledigen wir später.“ Damit meinte er die unbekannte Person. Aron und Marla mussten nicht weit gehen, da sahen sie Hondur kreidebleich an einer Tanne gelehnt auf dem Boden sitzen.
    „Was ist in Dich gefahren? Kennst Du die Person?“ wollte Marla wissen.
    Hondur zitterte am ganzen Leib.
    „He, was ist?“ Aron kniete sich zu ihm runter und legte seine Hand auf Hondurs Schulter.
    „Die Hexe. Das ist die Hexe.“
    „Was für eine Hexe?“ Aron verstand nicht ganz.
    „Echt? Die Hexe? Cool.“ gab Marla begeistert von sich.
    Aron und Hondur sahen sie erstaunt an.
    „Ich finde das immer spannender hier. Komm, wir gehen zu ihr.“ sagte sie.
    Hondur blieb der Mund offen stehen.
    „Bist Du verrückt? Niemals.“
    „Du bist und bleibst ein Feigling. Komm Aron. Wir lassen ihn zurück. Soll er doch zu Gondur zurückgehen.“
    Aron schaute sie nicht begeistert an.
    „Was ist? Hast Du etwa auch Angst? Das darf doch nicht wahr sein. Männer! Wenn hier die Hexe ist, dann kann doch die Zauberschule nicht weit sein. Auf, sie kann uns bestimmt helfen. Macht schon, ihr Schlappsäcke. Müssen eigentlich immer alles die Frauen erledigen?“
    Marla machte sich beleidigt auf den Weg. Sie wollte zu der Stelle zurückgehen, von wo die Stimme herkam. Wenn es sein musste, alleine.
    Aron und Hondur machten wirklich keine Anstalten, ihr zu folgen.
    „Tse, Männer sind einfach zu nichts zu gebrauchen. Aufjedenfall nicht für wichtige Dinge. Solche Feiglinge.