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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schließlich war er hier im Hause eines angesehenen Großhändlers, eines seriösen Kunden der ›Schraufa‹, in einem verschlossenen Zimmer mit vergitterten Fenstern.
    Wenn es sonst auch sein Grundsatz war, daß Vertrauen gut, Kontrolle jedoch allemal besser sei, so fand er diese Asketentour mit dem Kopf auf dem harten Metallkoffer doch übertrieben.
    So zog er das wertvolle Stück stöhnend und sehr vorsichtig unter seinem Kopf hervor und ließ es sanft zu Boden gleiten. Währenddessen erstatteten Kuljowitsch und José ihrem Boß kleinlaut Bericht.
    »Er ist durchtriebener, als wir dachten«, sinnierte Pallando. »Vielleicht gehört er zu den Leuten, denen man ihr Format nicht so ohne weiteres ansieht. Sie tun immer, als könnten sie nicht bis drei zählen. Und plötzlich haben sie einen über den Tisch gezogen. Zu denken gab mir gleich, daß Mendoza ihn nicht gebissen hat.«
    »Was tun? Schöner Mist!!« faßte Kuljowitsch ihre traurige Lage zusammen.
    »Wir warten auf eine andere Gelegenheit. Morgen wird er uns auf jeden Fall die Muster vorführen. Dann kann José ja schon ein wenig spitzen.«
    »Woher wissen Sie eigentlich, wie diese Dinger aussehen? Wie haben Sie von der ganzen Sache erfahren?«
    Miguel Pallando holte eine Zigarette aus seinem goldenen Etui. José zog sofort sein Feuerzeug und richtete es wie eine Waffe auf seinen Chef, der sich lässig bediente.
    »Ich habe natürlich einen Gewährsmann beim Sekretär für Handel und Finanzen. Er kann Gespräche ohne weiteres auf seinem Apparat mithören. Auch Auslandsgespräche. Eine Schweinerei ist das. Da dürfen die sich nicht wundern, wenn es auch ungebetene Interessenten gibt.«
    »Den Gewährsmann sollten wir später verschwinden lassen«, schlug José hoffnungsvoll vor. Er rieb sich die Hände und kicherte.
    Pallando richtete einen eisigen Schlangenblick auf ihn.
    »Idiot«, sagte er, »man schlachtet keine Kuh, die noch Milch geben soll. Ich werde nie begreifen, wie ein so kleiner Mensch wie du ein so großer Blödmann sein kann.«
    »War ja nur ein Vorschlag!« José war sehr gekränkt.
    »Geht schlafen«, ordnete Pallando an. Am liebsten hätte er hinzugefügt: Ich kann eure Visagen nicht mehr sehen. Doch auf ihre Art waren sie beide tüchtig und nützlich. Echte Profis.
    Nachdem sie den Raum verlassen hatten, goß er sich einen großen Brandy ein. Draußen wachten Mendoza und Pedro.
    Egon Meier erwachte früh am Morgen mit einem Gefühl, als hätte er gerade die Meisterschaft im Schwergewichtsboxen durch k.o. verloren.
    Er setzte sich vorsichtig auf, näherte die Füße im Millimetertempo dem Bettvorleger und wartete, bis sich der Bienenschwarm in seinem Kopf gesetzt hatte.
    Dann stellte er sich – vor-sich-tig! – auf die Beine und schwankte zum Fenster. Als er es öffnete, fuhr ein Schwall kühler, prickelnder Luft herein, die nach Jasmin und Rosen und Rasen duftete.
    Egon wurde beinahe ohnmächtig. Doch dann nahmen Körper und Kopf die Wohltat wahr. Er sah Palmen, die sich im Wind wiegten. Im ersten Licht öffneten sich leuchtend die Blüten auf den Beeten.
    Die Luft war erfüllt von einem Geräusch, das Egon auf diesem südlichen Eiland gewiß nicht erwartet hätte: Ein Chor von Hähnen krähte wie wahnwitzig zur Begrüßung des Morgens. Jeder behauptete: Ich bin der Schönste, der Größte, der Potenteste weit und breit!
    Egon staunte. Papageien, Kolibris, Flamingos vielleicht. Aber Hähne? Er wußte ja nicht, daß der Hahn sogar ein Symboltier der Insel war. Als ein unschuldig zum Tode Verurteilter einst um ein Gottesurteil gefleht hatte, war eine Hahnenplastik lebendig geworden und hatte gekräht. Zu seiner Ehre krähten seine Nachkommen immer noch.
    Nun begannen auch noch ringsum in den Bananengärten Köter zu randalieren. Erbittert tauschten sie offenbar Beleidigungen aus, mit hellen oder dunklen Stimmen. Wenn nicht alles täuschte, war auch die nette Dogge von gestern abend dabei. Wie die Leute dabei nur schlafen konnten!
    Das üppige Grün der Bananenstauden umschloß kleine, niedrige Wohnhäuser wie ein Dschungel. Dazwischen ragte unvermittelt ab und zu ein Hochhaus auf und wirkte, als solle es nachher abgeholt werden.
    Egon beschloß, seinen hellen Sommeranzug anzuziehen, für den es in Scharbeutz meistens zu kühl war, und einen erfrischenden Rundgang durch den Park zu machen.
    Er hatte noch nie einen Kater gehabt, doch dieser Zustand zwischen Achterbahn und Schuhsohle mußte einer sein. Jeder Schritt tat ihm in den Haarwurzeln

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