Der Geheimtip
klar war, wandte sie sich ihm zu und gab ihm einen langen Kuß.
Bleibt noch nachzutragen, daß die Hochzeit zwischen Silva Perreiro dos Passos und dem Prokuristen der ›Schraufa‹, Egon Meier, noch eine Steigerung dieser Begrüßungsfeierlichkeiten darstellte.
Beide Gasthöfe in Aberlingen waren ausverkauft. Aus Portugal waren im ganzen achtundvierzig Personen als Ehrengäste angereist. Egons Illustriertenstory war gerade erschienen und hatte das öffentliche Interesse noch einmal neu angeheizt. Es gab auch Fotos von dem windigen Pallando und dem bulligen Kuljowitsch, der ein russischer Geheimdienstmann sein sollte. Pedro glotzte stumpf in die Kamera, José lächelte teuflisch. Von Rino Peinto keine Spur. Er hatte sich durch besonders freimütige Geständnisse schnell aus der Schußlinie gebracht. Aber da war auch noch ein Foto von Mendoza, der Egon die Hand geleckt hatte. Daraufhin wußte auch der letzte, welch ein verkappter Held der Bräutigam immer schon gewesen war.
Silvia Buttrich und Kranzer sahen sich immerfort tief in die Augen. Ihr Aufgebot hing schon. Silvas Mutter schluchzte während der ganzen Predigt, obwohl sie natürlich kein Wort davon verstand. Und als die kleine Orgel loslegte, begannen sämtliche Damen laut zu schluchzen. Es war wundervoll.
Als Silva und Egon aus der Kirche traten, kam die Sonne zwischen den Wolken hervor. Egon hob den Schleier seiner bezaubernden Frau und küßte sie lange und zärtlich. Durch ein Spalier von Werksangehörigen schritten sie zu der weißen Kutsche mit den Schimmeln, die auf dem Kirchplatz wartete.
Ganz Aberlingen umlagerte den Platz. Die Orgelklänge aus der Kirche drangen zu den Menschen, und es war ihnen feierlich und hoffnungsvoll ums Herz.
In der Kutsche beugte Egon sich zu Silva hinüber und küßte ihre feuchten Lippen, und sie deckte den Schleier über seinen Kopf, schlang die Arme um ihn und küßte ihn innig. Sie würde diesen Mann nie, nie wieder hergeben.
Knulle hatte die Mütze mit den Klappohren auf, die Meier ihm aus Madeira mitgebracht hatte, und kam deshalb auch auf mehrere Fotos. Er beschloß, sich nachher erst einmal ordentlich einen zu genehmigen. Jedenfalls war dies nicht der Tag, an dem er den Kümmelkäse seiner lieben Frau essen mußte.
Am Abend öffnete Pettenkamp zu Hause eine Flasche Champagner und sagte zu seiner Frau: »Komm, Emmi. Laß uns anstoßen. Ich habe heute zwei wirklich glückliche Menschen gesehen. Unsere rauhe Welt kann doch wunderschön sein. Meier ist glücklich. Und ich habe das Geschäft meines Lebens gemacht. Prost, Emmichen! Du siehst, so freundlich ist das Schicksal zu einem Firmenchef, der die richtige Nase für den Erfolg hat. Trinken wir auf Meier und seine Frau!«
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