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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er war viel zu blau, um sich zu wundern. Aber Silva ergriff seine Hand, winkte der Kapelle gebieterisch zu. Die hörte mit Spielen auf. Silva erklärte mit ihrer süßen Stimme: »Der Star ist schwer zuckerkrank. Ich als seine Privatärztin muß darauf bestehen, daß er augenblicklich eine Pause einlegt. In dreißig Minuten wird er wieder so frisch und perfekt sein, wie Sie als ein wunderbares Publikum es verdient haben!«
    Ein paar Pfiffe waren zu hören, aber im großen und ganzen überwog der zustimmende Applaus. Bei dem Wort ›Privatärztin‹ hatten einige Männer auch verständnisinnig gelacht. Ja, ja, solche Leibärztin hätte mancher gern! Jetzt küßte der zuckerkranke Typ sie auch noch wie verrückt. Und sie küßte ihn wieder. Eine merkwürdige Behandlung.
    Dann zog sie ihn von der Bühne. Pappali wischte sich den Schweiß von der Stirn. Großer Himmel, das war haarscharf am Skandal vorbeigegangen. Und das alles, weil dieser Mistkerl Mauro sich betrunken hatte. Was mußte er sich auch mit Pepe Frios Nichte einlassen? Darauf lief es doch im Grunde hinaus. Nun, nach der Pause würde er nüchterner sein. Er mußte sofort einen Eimer Kaffee trinken.
    »Lassen Sie uns allein!« sagte Silva an der Garderobentür. Und sie legte den ganzen Nachdruck hinein, der ihr als Tochter seiner Exzellenz des Regionalsekretärs für Handel und Finanzen zur Verfügung stand.
    Drinnen versuchte sie, Egon wieder aus dem Kostüm zu schälen. Das war gar nicht einfach, zumal er sich unbedingt auf das Sofa legen wollte.
    »Schatz, wir müssen weg. Die zerreißen uns in der Luft, wenn sie etwas merken«, sagte sie eindringlich.
    »Was sollen sie merken, und wer soll was merken?« fragte Egon und strengte sich sehr an, der Sache auf den Grund zu kommen.
    Silva seufzte. Und als sie ihn ausgezogen hatte, bekam er die zweite Kaltwasserdusche an diesem Tag. Dann kleidete er sich selber an, und Silva lugte vorsichtig aus der Tür. Der Gang war leer. Sie nahm Egon an die Hand und zog ihn in Richtung Hof, wo wirklich eine Tür offen war.
    Inzwischen war ein 500er von der deutschen Nobelmarke elegant vor Pappalis Etablissement vorgefahren. Der Chauffeur hatte den Schlag geöffnet und dem wirklichen Mauro herausgeholfen, der sich sofort zur anderen Tür begab, die er für eine traumhafte Blondine öffnete. Dann zog er langsam mit ihr in den Saal ein, um seinen Triumph entgegenzunehmen. Er kam immer zu spät. Je aufgeheizter die Stimmung bei seinem Auftritt war, desto besser. Hier schien sie sehr gut zu sein.
    »Ich will zu Señor Pappali«, erklärte er dem Türsteher. »Sie wissen ja wohl, wer ich bin!«
    Der schüttelte den Kopf.
    »Dummkopf!« Mauro schob ihn einfach beiseite und stolzierte mit seiner Schönen in den Saal.
    Dort hatte sich ein kleines Drama abgespielt. Pepes Brüder und auch der Vetter, der Mauro wirklich kannte, waren drin. Die Brüder mit falschen Bärten getarnt. Pepe wartete nur auf ein Zeichen. Er stand draußen.
    Als Egon Meier dann auf die Bühne wankte, hatte der Vetter nur entsetzt den Kopf geschüttelt. »Das ist er nicht!«
    »Aber natürlich. Er hat auch das lila Jackett getragen!«
    »Jackett hin und her. Er ist es nicht!«
    Die beiden Brüder bekreuzigten sich. Gut, daß sie nicht schon den Falschen erstochen hatten!
    Keiner traute sich nun so recht, Pepe die Neuigkeit mitzuteilen, zumal er sehr jähzornig war und manchmal mit dem Messer mehr als leichtsinnig umging.
    Der Vetter erklärte sich schließlich bereit, die Nachricht zu überbringen. Und da, als er gerade mit Pepe redete, sah er den richtigen Mauro in seinem Prestigeschlitten vorfahren. Ole!
    Mauro drang sofort zu Pappali vor, der am Bühneneingang stand und besorgt das Publikum musterte.
    »Señor Pappali?« fragte Mauro.
    Pappali nickte.
    »Es kann losgehen«, sagte Mauro forsch.
    »Was wollen Sie, Mann?«
    »Was ich will? Na, das sollten Sie doch wissen. Sie haben ja schließlich wacker dafür bezahlt.«
    »Ich zahle nie ohne Gegenleistung«, erklärte Pappali mürrisch.
    »Eben. Deshalb bin ich auch da – um zu tanzen.«
    »Sie?«
    »Ich.«
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    Jetzt wurde der Tänzer ärgerlich. »Haben Sie mich für heute engagiert oder nicht?«
    Pappali kam ein furchtbarer Verdacht. Aber nein, das konnte nicht sein. Hier trat offenbar ein Hochstapler auf, obwohl er wirklich blond war und eigentlich mehr wie ein Tänzer wirkte als das Würstchen von vorhin.
    »Sie sind also Mauro?« fragte er. »Schon gut. Ihr

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