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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sorgen, mein Lieber. Weil sie verschwunden ist. Und weil du befürchtest, sie könnte, gemeinsam mit diesem Deutschen, einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Wirklich keine Nachricht vom ›Reid's‹?«
    Er stöhnte und schüttelte den Kopf.
    »Du hast ein schlechtes Gewissen, Juan, nicht wahr?«
    Er nahm die Brille ab und wischte sich verstohlen über die Augen.
    »Sie ist mein einziges Kind, Eliza.«
    »Meins auch, Juan. Meins auch. Vergiß das bitte nicht.«
    In diese Katerstimmung platzte der Anruf hinein. Das Stubenmädchen klopfte, trat ein und meldete: »Ihre Tochter ist am Telefon, Exzellenz!«

9
    Egon war wie ein Weltmann an Bord der Linienmaschine gegangen. Schließlich war er inzwischen ein weitgereister Mann. Ein Geschäftsmann, der in eine etwas undurchsichtige Angelegenheit verwickelt war, die sich jedoch vielleicht noch zum Guten hin entwickeln würde, wenn er nur die Augen offenhielt.
    Noch ist Polen nicht verloren, dachte Egon. Und suchte sich von den Bonbons, die die Stewardeß zum Start anbot, einen grünen aus. Grün – wie die Hoffnung.
    Er begann sogar, den Flug zu genießen, ja, er fand Gefallen an dem ganzen Abenteuer. Verschütteter Unternehmungsgeist war frei geworden. Ein anderer Egon Meier lehnte in den Polstern.
    Aberlingen. Er würde sein Leben dort neu organisieren. Wie hatte er es bloß ausgehalten zwischen Büro und Bude, zwischen Knulle und Alma? Ohne Liebe? Ohne die sanften, zärtlichen Hände einer Frau?
    Flüchtig dachte er an Fräulein Buttrich. Jetzt, als erfahrener Mann, wußte er nachträglich ihr Lächeln und ihre Blicke zu deuten. Die könnte ich haben, dachte er nach bester Macho-Manier. Aber sofort schob sich Silvas Bild dazwischen, und er wußte: Es half nichts, daß er sich etwas vorzumachen versuchte. Er liebte diesen portugiesischen Wuschelkopf mit dem Kirschmund. Wenn sie eine kleine Hexe ist, dachte er leichtsinnig, dann liebe ich eben eine kleine Hexe. Basta!
    Die kleine Hexe war gerade tränenüberströmt bei ihren Eltern aufgekreuzt.
    »Papa, ich muß dir etwas beichten!« hatte sie am Telefon gesagt.
    »Komm her, mein Kind, wir können über alles reden«, hatte ihr Vater mit ungewohnter Milde erwidert.
    Sie berichtete rückhaltlos, was sich inzwischen zugetragen hatte. Das heißt, einige Passagen verschwieg sie natürlich. Eben jene, die vorwiegend in horizontaler Lage stattgefunden hatten. In dieser Hinsicht verstand auch der liebste portugiesische Vater keinen Spaß.
    Ihr Vater rief bei Rino Peinto im Büro an. Aber er war nicht an seinem Schreibtisch. Nun war das nicht völlig ungewöhnlich, denn für Verhandlungen oder Inspektionen brauchte er sich gemeinhin nicht abzumelden.
    »Es stinkt«, sagte der Regionalsekretär trotzdem.
    Und seine Gattin nickte und ergänzte: »Und wie!«
    Jetzt führte Juan Perreiro dos Passos seinen Damen vor, was Generalstabsarbeit war. Er ließ sich die Telefonnummer des kleinen Privatflugplatzes besorgen und hatte innerhalb von zehn Minuten ermittelt, daß eine Cessna nach Porto Santo gestartet war. Mit einem Piloten und zwei Passagieren an Bord.
    Der Anruf auf dem Flughafen von Porto Santo war ein Klacks. Doch hier schien die Spur zu enden. Jawohl, die Cessna war angekommen. Aber wo die Leute geblieben waren, wußte keiner.
    »Fragen Sie noch einmal beim Personal herum«, ordnete der Regionalsekretär an. »Es geht um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit.«
    »Bitte«, sagte der Mann. Das kannte man. Bei solchen Leuten war alles von höchster Wichtigkeit, für das sie sich interessierten. Immerhin befragte er lustlos sein Personal. Und ein Taxifahrer hatte gehört, daß die kleine Truppe zum regulären Flughafen gestartet war.
    Dann dauerte es nicht mehr allzu lange, bis sich herausstellte, daß Herr Egon Meier ein Ticket nach Bordeaux gekauft hatte und den Flug bereits angetreten hatte … einen Augenblick … ja, er sei schon dort eingetroffen. Gerade in diesem Moment.
    Silva war einem Nervenzusammenbruch nahe. Es paßte nicht zu ihrem Wesen, ohnmächtig zuzusehen und zuzuhören, wie Papa die Hebel in Bewegung setzte. Aber was konnte sie sonst tun?!
    Der Schlag erfolgte ohne Vorwarnung. Ihr Vater hatte Bordeaux am Apparat. Nach zweimal unterbrochener Verbindung und einigen Fehlverbindungen, wobei sich einmal eine Reinigungsfirma und einmal die städtische Müllabfuhr meldete, hatte er die richtige Stelle am Draht. Den Zoll! Und der Beamte teilte ihm lakonisch mit: »Jawohl. Ein Egon Meier ist eingetroffen, aus

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