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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sei die Tochter des mächtigen Regionalsekretärs, dann konnten sie das wohl kaum einfach aus den Fingern saugen. Wenn es aber stimmte, dann hatte sie ihm möglicherweise auch andere wichtige Tatsachen verschwiegen. Er seufzte herzerweichend. Wem sollte er glauben?
    Vom höchsten Gipfel des Glücks war er auf den harten Boden der Wirklichkeit gestürzt. Es wäre wohl auch zu schön gewesen. Egon Meier aus Aberlingen war nicht für den Flug zu den Sternen gedacht. Oder doch?
    Er spürte, daß er verändert war. Mutiger, tatkräftiger und kühner als früher. Silva hatte geschwindelt, das mußte er wohl glauben. Aber niemals war sie eine Verräterin an ihrer Liebe!
    Nein. Diese Burschen waren nicht astrein. Sie stanken doch geradezu nach Betrug und Gaunerei. Sie hatten ihn in der Gewalt. Das mußte er berücksichtigen. Das beste war, mitzuspielen, die Augen offenzuhalten und im richtigen Moment loszuschlagen.
    Er machte also ein möglichst trotteliges Schafsgesicht und erklärte: »Sie haben mich überzeugt. Wir werden das Geschäft nach Ihren Vorschlägen abwickeln.«
    Rino Peinto ließ einen längeren portugiesischen Wortschwall los, und Pallando atmete auf wie ein leerer Blasebalg.
    Sie stiegen aus. Pedro trat dicht an Egons Seite. Doch er machte keinerlei Anstalten zur Flucht. Vielmehr steuerte er mit federnden Schritten die kleine Cessna an, auf die Rino Peinto verbindlich gezeigt hatte.
    Silva, die aus dem Sportwagen heraus die Szene beobachtete, bot sich das aus Filmen vertraute Bild: ein bedeutender Mann, begleitet von Leibwächtern und Sekretären, schritt federnd zu seinem Privatjet, um sich wieder einmal auf Geschäftsreise zu begeben.
    Ihr Herz schlug in einer Mischung aus Besorgnis und Bewunderung. Oh, dieser Mann! Jetzt hatte er sich doch tatsächlich auf eigene Faust mit diesen Brüdern eingelassen. Er traute ihr also nicht! Nun, sie hatte tatsächlich nicht mit offenen Karten gespielt und durfte sich nicht wundern.
    Wenn sie jetzt ausstieg und ›Egon!‹ rief, konnte es möglich sein, daß er sie abblitzen ließ. Wer wußte schon, was die Kerle ihm bereits erzählt hatten?! Und wenn die erst gesehen hatten, daß sie, Silva, Bescheid wußte, dann konnte es erst recht gefährlich werden. Die schreckten doch vor nichts zurück.
    »Was machen wir jetzt?« fragte ihr junger Ritter begierig.
    »Abwarten.« Sie lächelte ihn an, und er war hingerissen. Eine Rassefrau! Seine Klassenkameraden würden es nicht glauben, wenn er sich morgen oder übermorgen von einer seiner ›Grippen‹ zurückmeldete. Und es war sogar das Gemecker und den Taschengeldentzug vom Vater wert, der sich bestimmt wieder furchtbar aufplustern würde.
    Dabei hatte er noch drei weitere Autos, von dem seiner Geliebten gar nicht zu reden.
    Hinter Egon kletterte Pallando in die Maschine. Im Cockpit nahm Kuljowitsch Platz.
    Egon erschrak.
    »Sie fliegen?«
    Kuljowitsch nickte.
    »Ich rrusische Ausbildung. Rrusische Airrforrce beste von ganze Welt!«
    Egon zuckte ergeben die Schultern.
    »Haben Sie 'ne Tüte? Falls mir schlecht wird?«
    »Maschinchen fliegt wie Kinderrschaukel!« beruhigte ihn Kuljowitsch. Ohne irgendeine Genehmigung von irgendeinem Tower abzuwarten, warf er die Motoren an und ließ die Cessna über das Feld hoppeln.
    Kein Mensch zeigte sich. Außer Rino Peinto natürlich, der dastand und winkte, als starte eine fidele Gesellschaft zum Skilaufen in den Bergen. Dann drehte er sich um, und als die Maschine abhob, kletterte er bereits in den Luxusschlitten, zwängte sich hinter das Steuer und gab Gas. Hinten konnte Silva die Gesichter von Pedro und José erkennen. Sie duckte sich schnell, meinte jedoch gesehen zu haben, daß Rino selig vor sich hin grinste.
    »Soll ich die Burschen weiter verfolgen?« fragte ihr Ritter am Steuer begierig.
    Sie nickte freundlich. »Aber in großem Abstand bitte.«
    Rino fuhr über Funchal. Als sie in der Stadt waren, sagte Silva: »Ach, halten Sie doch bitte dort drüben für einen Augenblick. Ich muß etwas besorgen!«
    Der Knabe fuhr rechts ran. Sie stieg aus und ging in eine schmale Seitenstraße. Und sosehr er auch guckte und wartete: Sie kam nicht wieder zum Vorschein! So eine Gemeinheit! So kam es, daß Ruiz Caballo seine erste Lektion erhielt, was die Zuverlässigkeit anderer Menschen, besonders entzückender Frauen, die einem ins Haus oder ins Auto schneien, anbelangte.
    Egon unterschrieb den Vertrag. Dagegen war wohl nichts einzuwenden. Er konnte das immer noch rückgängig machen, wenn

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