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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Nässe tropfte an seinem
Cape herunter. Brady mußte bremsen, um die Vorfahrt freizugeben,
dann winkte ihn der Polizist weiter. Brady konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen. Wie hatte doch Joe Evans immer gesagt? Der beste
Platz, um sich vor der Polizei zu verstecken, ist direkt unter der Nase
eines Polizisten!
      Wahrscheinlich würde man alle auslaufenden
Schiffe jetzt besonders stark überwachen, da man sicher annahm,
daß er versuchen würde, wieder zurück in die Staaten zu
gelangen. Er bog auf den Sloane Square ein und hielt kurz darauf auf
der Uferpromenade an der gegenüberliegenden Seite von jener
Stelle, wo seine ganze Geschichte begonnen hatte.
    Wieder stand er unter jener
Straßenlaterne, steckte sich eine Zigarette an und starrte
hinunter auf den Fluß, und für einen winzigen Augenblick
lang schien die Zeit keine Bedeutung zu haben, schien stehengeblieben
zu sein.
      Schließlich drehte er sich um, überquerte
die Straße und schritt auf dem gegenüberliegenden
Bürgersteig durch den dichter werdenden Nebel. Von den Bäumen
klatschten Regentropfen in traurigem Rhythmus; die meisten Blätter
waren schon abgefallen… An der Straßenecke blieb Brady
stehen und schaute zu dem alten, blauweiß emaillierten
Straßenschild mit dem Namen »Edgbaston Gardens«; dann
ging er entschlossen weiter.
      Die Straßenarbeiten, die ihm damals auffielen,
waren längst beendet. Das bewußte Haus lag ganz in
Dunkelheit; alle Fensterläden waren verschlossen. Brady starrte an
der Hausfront hinauf und durchkramte seine Erinnerungen nach den
Ereignissen, die an jenem Abend hier vorgefallen waren. Er sah noch
einmal die Menschenmenge, die sich gegen den Zaun drängte; er sah
sich selbst, wie er sich, ein gehetztes Wild, mit dem Rücken an
der Wand verteidigte, als sie gegen ihn andrängten. Es war damals
der Beginn eines endlos langen Alptraumes gewesen…!
      Er ging durch das Tor des Friedhofs, der still und
wartend dalag, und überquerte ihn. Die Kirche lag etwas seitab in
einem Winkel. Aus einer Vorahnung heraus wußte Brady, was er
finden würde, wenn er in die nächste Straße
einböge und die Namensschilder lesen würde. Edgbaston Square
Nr. 2 war tatsächlich das erste Haus neben der Kirche.
      Er stieg die wenigen Stufen zur Haustür empor.
Unter dem Vordach brannte eine Lampe; eine hübsche Karte in einem
schwarzen Metallrahmen trug die Aufschrift: »Madame Rose Gordon
– Beratungen nur nach vorheriger Anmeldung«.
      Ein paar Meter weiter parkte ein Wagen am
Straßenrand. Als sich Brady umdrehte, um sich das Auto genauer
anzusehen, hörte er Schritte im Innern des Hauses. Er huschte
schnell die Stufen hinunter und versteckte sich seitlich im Schatten.
    Die Tür ging auf, und eine Frau in
einem Pelzmantel trat heraus unter das Vordach. Sie drehte sich noch
einmal um und sprach zu einer Person, die für Brady unsichtbar im
Haus zurückgeblieben war.
      »Sie haben mehr für mich getan, als ich es
ausdrücken kann, meine verehrte Madame Rose! Das werde ich
bestimmt nie vergessen! Ich kann es kaum erwarten, Sie nächste
Woche wieder aufsuchen zu dürfen!«
      Die Erwiderung hierauf konnte Brady nicht verstehen;
dann wurde die Tür geschlossen, die Frau im Pelzmantel stieg die
Stufen hinab und setzte sich in den Wagen. Einen Augenblick später
war sie davongefahren.
      Eine Minute blieb Brady noch im Schatten stehen und
schaute an der Hausfront hinauf. Er überdachte seine Beobachtung,
dann drehte er sich um, ging an der Kirche entlang zurück und trat
durch das Hauptportal wieder auf den Friedhof.
      Die hohen Fenster der Kirche leuchteten in der Nacht,
von innen schwach erhellt, in allen Farben des Regenbogens. Die
Farbtöne verschwammen jedoch unbestimmt wie auf einem
impressionistischen Gemälde. Schwach drang das Spiel der Orgel
heraus in die Nacht. Der Kirchturm war in ein feines Netzwerk von
Stahlgerüsten eingesponnen. Brady bog um einen Haufen von
Bauschutt und ging, ohne sich aufzuhalten, zur Rückseite der
Kirche.
      Den Garten, der zu Madame Roses Haus gehörte,
fand er ohne große Schwierigkeiten. Er war vom Kirchhof durch
eine fast zwei Meter hohe Steinmauer getrennt, in die seitlich am einen
Ende eine kleine, schmale Holztür eingelassen war.
    Diese Tür war natürlich
verschlossen. Brady versuchte sich eine Weile vorsichtig an ihr, drehte
sich aber, als alles vergeblich blieb, wieder um und suchte sich seinen
Weg zwischen den Grabhügeln hindurch zur anderen Seite. Als er
sich dem

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